Abschnitt: Schwinge, Elbe, Fährschiffe, Communication, Nachführer, Linnenhandel, 1587, Adventurers, 1612, Nürnberg, Osterholz, Weser, Bremen, Brunshausen, Taxe, Ruderzoll.

Stade. Eine kleine Stadt mit nicht völlig 4.000 Einwohnern. Sie liegt an der Schwinge, einem Fluss, der sich eine kleine halbe Meile von der Stadt in die Elbe ergiesst. Sieben Fährschiffe unterhalten die Communication zwischen Stade und Hamburg. Die Fahrt auf der Schwinge ist sehr langweilig; daher werden die Passagiere zuweilen erst fünf oder sechs Stunden nach Abgang eines Fährschiffes, durch sogenannte Nachführer bis zur Mündung an Bord gebracht.

Stade war ehemals befestigt, aber seit ungefähr fünfzehn Jahren ist alles demolirt, und der Wall dient jezt blos zur Promenade. An öffentlichen Gebäuden, sind hier drey Kirchen, ein Zeughaus, die Regierung, ein Provianthaus, und Schulhäuser. Ueber den Thüren vieler Wohnhäuser steht „Gott mit uns!“ geschrieben. Auf dem Paradeplaz ist der einzige brauchbare Brunnen für diese Stadt.


Der erwerbende Theil der Einwohner lebt meistens in Armuth. Bettler, wovon mehrere besonders höflich sind, giebt es hier in Menge. Die Leinweber klagen immer mehr über den Verfall des Linnenhandels. Ueberhaupt ist in Stade niemals ein blühender Handel gewesen, ausgenommen durch einen Zufall im Jahr 1587, als die sogenannten Adventurers, oder Londner Kaufleute, Hamburg verliessen , und sich hier etablirten. Um solches abzuwenden, schikte Hamburg einen Abgeordneten nach Stade, der aber nichts ausrichtete, sondern vom dasigen Magistrat die Antwort bekam: „Der allmächtige Gott weiset uns jezt einige Nahrung zu, damit die Bürger ein Stük Brodes kriegen, und sich des Hungers erwehren mögen.“ Wirklich brachten die Adventurers, deren ausgebreiteter Handel in Tuch bestand, Stade in Flor, und von ihrem mitgebrachten Reichthum zog fast jeder Einwohner Nahrung und Vortheil. Allein 1612 zogen die Adventdrers wieder nach Hamburg zurük.

So wie es in Spanien auf troknem Boden vortrefliche Brüken, und in Nürnberg prächtige Fontainen ohne Wasser giebt, so hat Stade sich einer der kostbarsten Schleusen, wobey auch weiter nichts als der Zwek fehlt, zu rühmen. Man machte nämlich vor mehreren Jahren den Entwurf, die Weser in der Gegend von Osterholz durch einen Kanal mit der Elbe in Verbindung zu bringen, um theils Waaren von Bremen, auf Stade und Hamburg, theils auch Torf von entlegenen Mohren herbey fahren zu lassen. Es wurde also vor allen Dingen die theure Schleuse gebaut, worauf es sich, beym Graben des Kanals, zeigte, daß derselbe nicht in Ausführung gebracht werden konnte. Man sagt zwar gemeiniglich, daß diese Arbeit wegen der grossen Kosten, in Steken gerathen sey; der Hauptgrund aber liegt darinn, daß der Mohr, wodurch gegraben werden musste, nicht stehen wollte, sondern, nach seiner weichen Beschaffenheit, immer wieder einfiel.

Zu Brunshausen, nicht weit von Stade, muss nicht altein jedes aus der See kommende Schiff Zoll geben, sondern auch selbigen von jedem Artikel, den der Schiffer anzuzeigen verpflichtet ist, nach der vorgeschriebenen Taxe entrichten. Ausser diesem Zoll, der dem König gebührt, müssen die aus der See kommenden Schiffe einen sogenannten Ruderzoll an die Stadt - Kämmerey bezahlen. Das Recht eines Ruderzolls besizt die Stadt Stade wohl schon seit der Zeit ihrer Entstehung. Er bedeutet aber nicht viel; denn von der Ladung wird nichts an die Stadt entrichtet.