Abschnitt: Entengang, Grenadiermütze, Kothgänger, Tracht, Estebrügge, Buxtehude, Korbweiden, Deich, Bostel, Iork, Hamburg, Kirschbäume, Horneburg, Geest, Au, Lühe, Krummholz, Märrettig.

Der Prunk der Weiber äussert sich in der mehreren Anzahl von kurzen Röken, wovon eine stattliche Frau wohl ein Duzend auf einen umgelegten diken Wulst am Leibe trägt. In diesen stekt ihr Unterleib wie in einer Halbkugel; deren Umfang nicht mit beiden Armen gefasst werden kann. Sie haben dabey einen vollkommenen Entengang, und ihre Art zu tanzen soll besonders lustig anzusehen seyn. Auf dem Kopf tragen sie eine Haube mit steif aufstehender Spize, fast wie eine Grenadiermüze. An Sonn- und Festtagen breiten sich an den Seiten der Haube noch Flügel aus. Oft sieht man Mann und Frau zusammen auf einem Pferde reiten, wie solches durchgängig auch in England der Fall ist.

Wenn ein Fremder in diesem Lande zu Fuss geht, so lassen die Einwohner ihre Hunde los, die den Fussgänger anfallen, und ganze Streken weit verfolgen. Ist es nasses Wetter, so kann ein Fremder fast gar nicht im Alten Lande zu Fuss durchkommen; und ist er dann von unten bis oben mit Thon beklekst, so hat er noch obendrein den Verdruss, daß die Eingebohrnen herzlich über ihn lachen; denn sie wollen es wissen, daß sie die geschiktesten Kothgänger in der Welt sind.


So viel im Allgemeinen vom Alten Lande, wo Sitten, Tracht und Bildung seit vielen Jahrhunderten keine Veränderung erfahren haben, auch wohl in Jahrhunderten keine erfahren werden.

Vom Kranz kann man zur rechten und zur linken Hand nach Stade kommen. Zur linken geht es über Estebrügge, wo eine Brücke über die Este fuhrt, und über Buxtehude, wo der weltbekannte Hufschmid sein Wesen treibt. Ich wählte den zur rechten, als den kürzeren Weg. Bey dem damals herrschenden nassen Wetter war es nicht möglich, den gewöhnlichen Weg zu passiren; ich musste also, mit drohender Gefahr, von der einen oder der anderen Seite hinunter geworfen zu werden, oben auf dem Deich fahren. Inzwischen führte der Bauer seinen bunten mit Engeln und Kronen gezierten Wagen mit bewundernswürdiger Geschiklichkeit. An dem Eibufer sieht man eine Menge Buhnen, oder geflochtene Umzäunungen, worinn die Fische, wenn die Ebbe eintritt, zurükbleiben müssen. Sie sind dem Fischfang äußerst nachtheilig, indem eine grosse Quantität von Brut oder jungen Fischen dadurch getödtet wird. Der Deich ist hin und wieder mit Alleen von Obstbäumen besezt; ob solches aber mit den Regeln eines guten Deichbaus bestehen könne, überlasse ich den in dieser Kunst erfahrnen Männern. Die Wurzeln bieten Wohnungen den Mäusen und anderen Thieren dar, die sich dann Wege und Höhlen in der Erde machen; und heftige Stürme, die hier zu Lande stärker und häufiger, als anderwärts sind, wehen die Stämme mit ihren Wurzeln um, wodurch dann leicht ein Deichbruch entsteh. — In dieser Gegend werden viele Kaneyen oder Korbweiden (Salix viminalis) gezogen. Gegenwärtig werden sie hier hauptsächlich benuzt, um die äussere Seitenfläche des Deichs damit zu belegen und einzuflechten.

Vom Deich ab kommt man zuerst nach Bostel und dem Iork; zwey Dörfer, die nahe beisammen liegen. Sie führen nach Hamburg Torf, Kartoffeln, und Obst, insonderheit Kirschen. So wie man den Iork verlässt, erblikt man ganze Felder mit Kirschbäumen, meistens reihenweise, besezt. Der Bauer verkauft gemeiniglich den jährigen Ertrag seines Kirschfeldes zur Zeit, da die Bäume in der Blüthe stehen. Ein Fremder kann, wenn auch die Bäume noch so viel tragen, im Lande selbst keine Portion zu Kauf bekommen.

Neukirchen, ein kleines Dorf, hat eine Kirche, die ihres Gleichen sucht, wenn es noch eine eben so elende geben sollte.

Auf der Thurmspize steht ein kugelrunder unbeweglicher Hahn, der die Winde zeigen soll.

Horneburg, ein Fleken, zwischen Stade und Buxtehude, liegt auf der Geest nahe an der Marsch. Eine stark befestigte Burg stand ehemals da, wo gegenwärtig der Landrath oder Präsident wohnt. Sie führte ein Horn im Wappen. Man zählt in Horneburg ungefähr 175 Feuerstellein. Ein schiffbarer in die Elbe sich ergiessender Fluss geht hier vorbey, dessen oberer Theil die Au, und der untere die Lühe genannt wird. Ehemals trieb der Ort einen starken Handel mit Krummholz, der gegenwärtig aber ausgegangen ist. Es sind auch die so ergiebig gewesenen Brauereyen und Brennereyen von gar keiner Bedeutung mehr. Die jezigen Erwerbzweige bestehen in Vieh, insonderheit Federvieh und Eyern, Leinwand, Märrettig, Holz, Torf, und Steinen, von welchen Artikeln daß meiste nach Hamburg geht.