Die Osterhasen

Zum Osterfest sind endlich die ersehnten Veilchen gekommem die echten und wirklich wohlriechenden, unsere Märzveilchen, die zu bringen, wie in manchem Jahr schon, auch diesmal der März den April beauftragen musste. Was vorher uns der Süden unter dem Namen von Veilchen schickt, das sind doch nicht die richtigen, sondern nur scheinbare. Sie sind duftlos und haben ganz andere Gesichter als die wirklichen Veilchen. Mit denen ist noch manches andere erschienen, was zu Ostern spätestens erwartet wird, vor allem die leuchtend gelbe Osterblume oder Osterlilie, die vom Botaniker die falsche Narzisse (Pseudonarcissus) genannt wird. Es ist aber nichts Falsches an ihr. Weidenkätzchen und etwas angetriebene Birkenreiser zu Osterruten zusammengebunden, sind reichlich auf den Markt gebracht worden, daneben vieles Bunte aus den Gewächshäusern der Gärtner. Draußen aber haben unter dem Einfluss der milden Luft, die neuerdings leider wieder kalten Winden gewichen ist, allerhand Gesträuche schon sich in zartes Grün gekleidet, und an den Bäumen sind die Knospen stark geschwellt. Osterhasen, die ohne Rücksicht auf die Witterung bei uns erscheinen und legen, haben sich in großer Auswahl eingestellt. Es treten immer neue Arten auf und wie bei Rosen und Levkoien kommen auch bei ihnen zu den einfachen die gefüllten. Ja, es gibt wirklich gefüllte Osterhasen, während der gemeine Wald- und Feldhase, wenn den Kochbüchern zu glauben ist, noch nicht gefüllt vorkommt. Der Osterhase tritt entweder alleinstehend auf oder in Arrangements, besonders in Verbindung mit dem Osterhuhn, mit dem zusammen er auch die österlichen Ansichtspostkarten, soweit sie einen weltlichen Charakter haben, beherrscht, und in Verbindung mit allerhand Blumen- und Pflanzenwerk. Man sieht Hasen mit Blumensträußchen, Blumen-Ostereier mit einem Hasen darauf, kleine Blumentische mit winzigen Kaktuspflanzen in Töpfchen, die von einem Hasen behütet werden, und Hasen, die einen Glücksklee im Topf überbringen. Dieser vierblättrige oder Glücksklee bestand aber bei allen Exemplaren, die mir vor Augen gekommen sind, in einer amerikanischen Sauerkleeart, Oxalis tetraphylla. Im übrigen kommt es dabei auf Täuschung heraus, denn dieser Sauerklee ist stets vierblättrig. Glück aber kann nur ein Vierblatt des für gewöhnlich dreiblättrigen gemeinen Wiesenklees bringen, und bringt es auch; indessen ein ganz fester Verlaß darauf ist nicht.

Vom Osterhasen wollte ich noch sagen, daß er in den Blumenhandlungen neuerdings auch als grüner Hase auftritt, wobei er ebenso behandelt erscheint wie das grüne Schwein oder Grasschwein. Er wird zuerst geschoren, dann mit einer klebrigen Masse überzogen, und endlich wird in diese hinein Gras oder Kresse gesät, worauf das Ganze feucht zu halten ist. So entsteht diese merkwürdige Spielart von falschem Hasen. Natürlich sind Ostereier in einer unglaublichen Masse von Spielarten auf den Markt gekommen, Eier aus Zucker, aus Marzipan und aus Schokolade, Kolonialeier aus Schokolade von Kamerun, Eier aus Pozellan und aus Holz, bestimmt, mit Schokoladenplätzchen oder Zehnmarkstücken oder mit einer Mischung von beiden angefüllt zu werden, Eier mit auskriechenden schneidigen Husaren und Dragonern, und sogar Transvaaleier, aus denen bewaffnete Buren herauskommen. Letztere dürften sich besonders als Osterpräsente nach England hin eignen.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Berliner Bilder