Berliner Baumeister vom Ausgang des Achtzehnten Jahrhunderts.
„Man denke sich den Orpheus, der, als ihm ein großer wüster Bauplatz angewiesen war, sich weislich an dem schicklichsten Orte niedersetzte und durch die belebenden Töne seiner Leier den geräumigen Marktplatz um sich her bildete. Die von kräftig gebietenden, freundlich lockenden Tönen schnell ergriffenen, aus ihrer massenhaften Ganzheit gerissenen Felssteine mußten, indem sie sich enthusiastisch herbeibewegten, sich kunst- und handwerksgemäß gestalten, um sich sodann in rhythmischen Schichten und Wänden gebührend hinzuordnen. Und so mag sich Straße zu Straße anfügen! An wohlschützenden Mauern wird's auch nicht fehlen.“
„Die Töne verhallen, aber die Harmonie bleibt. Die Bürger einer solchen Stadt wandeln und weben zwischen ewigen Melodien, der Geist kann nicht sinken, die Tätigkeit nicht einschlafen, das Auge übernimmt Funktion, Gebühr und Pflicht des Ohres, und die Bürger am gemeinsten Tage fühlen sich in einem ideellen Zustand; ohne Reflexion, ohne nach dem Ursprung zu fragen, werden sie des höchsten sittlichen und religiösen Genusses teilhaftig.“
„Dagegen in einer schlecht gebauten Stadt, wo der Zufall mit leidigem Besen die Häuser zusammenkehrte, lebt der Bürger unbewusst in der Wüste eines düsteren Zustandes; dem Eintretenden jedoch ist es zu Mute, als wenn er Dudelsack, Pfeifen und Schellentrommeln hörte und sich bereiten müsste, Bärentänzen und Affensprüngen beizuwohnen.“
Goethe, Sprüche in Prosa
- Vorwort.
- Einleitung.
- Anfänge des Klassizismus in Berlin. Knobelsdorf.
- Die Berliner Baukunst nach 1763. Gontard und Unger.
- Die Meister vom Ausgang des 18. Jahrhunderts (1786—1806).
- Charakteristik.
- Die Entwürfe für das Denkmal Friedrichs des Großen.
- Schluss: Stadtbaukunst.
- Abbildungen.
Der Zweck des Werkes, dem Studium der Baukünstler und Bauherren zu dienen, gestattete es, das Abbildungsmaterial mehr nach praktischen Gesichtspunkten, als in wissenschaftlicher und systematischer Vollständigkeit zu geben. Vielleicht, daß es mir vergönnt ist, späterhin eine zweite Auswahl der Art zusammenzustellen, wobei dann auch die wertvollen Innendekorationen der königlichen Schlösser und die Bauten der Berliner Schule in den östlichen Provinzen, in Pommern, Polen, vor allem in Schlesien, stärker herangezogen werden könnten. Damit wäre erst das Material für eine abschließende kunsthistorische Darstellung vorbereitet. Für jegliche Hinweise diesbezüglich ist der Verfasser zu dem herzlichsten Dank verpflichtet. Vor allem muss nach Ausweis der Akten angenommen werden, dass an irgend welchen Stellen noch zahlreiche Zeichnungen der Berliner Baumeister um 1800 verborgen liegen, die vielleicht einmal ein glücklicher Zufall ans Licht bringt.
Hier drängt es den Verfasser noch, denjenigen Behörden und Herren, die durch ihre Genehmigung zum Photographieren das Zustandekommen des Werkes gefördert haben, seinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Es sind dies vor allen: das Oberhofsmarschallamt seiner Majestät des Kaisers und Königs, das Hofmarschallamt seiner Königl. Hoheit des Prinzen Heinrich (Paretz), das Oberhofmarschallamt seiner Königl. Hoheit des Großherzogs von Weimar, das Hofmarschallamt seiner Hoheit des Herzogs von Anhalt, die Bibliothek der technischen Hochschule in Berlin, das Märkische Museum, das Kupferstichkabinett, das Königl. Geheime Staatsarchiv, die Königl. Messbildanstalt, Herr Oberbürgermeister Dr. Vossberg in Potsdam, Herr Baurat Krahe in Braunschweig, der die Genehmigung zur Reproduktion einer Anzahl von Zeichnungen aus den wertvollen Sammelbänden seines Großvaters des Kammerrates Krahe in Braunschweig gütigst erteilte, ferner Herr Major von Witzleben in Stahnsdorf (Haus Machnow), Herr Graf Hardenberg in Potsdam, Herr von Treskow in Friedrichsfelde, Herr von Flemming (Buckow), Herr Reichsgraf Finkenstein auf Ziebingen, Herr General von Massow auf Steinhöfel, Herr Professor Dr. Franz Weinitz in Berlin u. a. Herr Kgl. Hofbaurat Kavel hat in überaus generöser Weise die während der Instandsetzungsarbeiten von dem Belvedere im Charlottenburger Schlosspark gefertigten Aufnahmen zur Verfügung gestellt. Ganz besonderer Dank gebührt endlich Herrn Dr. Walther Rathenau, der die Erlaubnis zur Wiedergabe einer grollen Anzahl von Innenaufnahmen aus dem Schlosse Freienwalde gewährte. Durch den Ankauf und die pietätvolle Instandsetzung dieses Schlosses hat Herr Dr. Rathenau der heimischen Kunst einen großen Dienst geleistet, der um so größer ist, da die meisten Schlossbauten aus dieser lange geschmähten Epoche in der Mark Brandenburg Neu- oder Umbauten zum Opfer gefallen sind.
Berlin, im Januar 1914.
Dr. Hermann Schmitz.

Opernhausplatz nach dem Stich von Fünck, 1743

Ein berliner Baumeister des 18. Jahrhunderts

Friedrich Gilly, Marmorbüste von Gottfried Schadow 1802.

Fr. Gilly, Skizze zum Münzfries von Schadow. Detail

Knobelsdorf, Apollosaal des Opernhauses 1743.

Knobelsdorf, Opernhaus, Rückseite. Kupferstich von Fünk 1743.

Opernhaus und Hedwigskirche 1747. Kupferstich von Legeay.

Knobelsdorf, Kolonnade in Sanssouci 1745.

Hedwigskirche, Aufriss und Querschnitt. Kupferstich von Legeay 1747

Feldmann, Aufriss zum alten Packhof, um 1750. Geh. Staatsarchiv.

Neues Palais bei Potsdam von Büring und Manger 1763—1770.

Die Kommuns beim Neuen Palais nach Legeay von Gontard 1765— 69.

Der Gensdarmenmarkt Ende des 18. Jahrhunderts. Ölgemälde im Märkischen Museum.

Oranienburger Tor von Gontard 1788 (abgebrochen).

Floratempel im Park zu Wörlitz von Erdmannsdorff.

Friedr. Wilhelm II. Berliner Biskuitporzellan 1793.

David Gilly, Kupferstich nach W. Chodowiecki.

Meierei im Park von Bellevue von Friedr. Gilly 1800.

Die ehemalige Börse am Lustgarten von Becherr 1801.