Die Meister vom Ausgang des 18. Jahrhunderts (1786—1806).
Nur allmählich also, durch einzelne Liebhaber gefördert, sozusagen im Verborgenen, hatte sich in den siebziger und achtziger Jahren ein neuer Geschmack in die Berliner Architektur einführen können; der alte König, der seine Abneigung gegen die neuerblühte deutsche Literatur, gegen den Goetheschen Götz, offen aussprach, hatte auch auf dem Gebiete der Architektur das Eindringen eines neuen Zeitgeistes bis zuletzt verhindert; abseits von Berlin, in Schwedt, in Rheinsberg, in Breslau, vor allem in Dessau, hatte dieser längst den alten Stil verdrängt. Gerade steht auch hier der Prinz Heinrich zu seinem Bruder im Gegensatz: er, der einsam und verdrossen ferne von Berlin an dem Rheinsberger See die ersten großen englischen Gartenanlagen der Mark schuf, war der erste Förderer des Langhans. In unmittelbarer Nähe des Königs war der Neffe, der Thronerbe Friedrich Wilhelm II., dem neuen Geschmack — besonders in seiner englischen Gestalt — auf allen Gebieten zugetan. Auch er beschäftigte den Langhans und von Dessau ließ er 1783 den Hofgärtner Eiserbeck kommen, um die englischen Parkanlagen des neuen Gartens an den stillgelegenen Ufern des heiligen Sees zu schaffen. Friedrich Wilhelm II., dessen gutherzige liberale Gemütsart die Herzen seiner Untertanen gefangen nahm, mußte auch von den Künstlern mit froher Hoffnung begrüßt werden. Die ersten Jahre seiner Regierung, wo der von Friedrich angesammelte Schatz mit vollen Händen ausgegeben wurde, brachten der Berliner Baukunst einen außerordentlichen Aufschwung. Durch die Berufung von vier Künstlern nach Berlin wird vor allem dieser Aufschwung charakterisiert: Erdmannsdorff aus Dessau, Langhans aus Breslau, David Gilly aus Stettin 1788 und Gottfried Schadow aus Rom im gleichen Jahre.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Berliner Baumeister vom Ausgang des Achtzehnten Jahrhunderts.