Das Kadettenhaus

Ganz nahe den Gebäuden der Franziskaner, die rechte Streitir für den Glauben gewesen sind, könnt Ihr ein anderes Gebäude betrachten, in dem noch heute Streiter für den Glauben an lreue und Liebe zum Vaterlande und zu dessen Beherrscher und Beschützer erzogen werden. Ich meine das Kadettenhaus. Als König Friedrich Wilhelm I die schon vom großen Kurfürsten begründete Anstalt vergrößerte, gab er ihr im Jahre 1720 den ehemaligen Hetzgalten; auf diesem Platz befand sich ein rundes Gebäude, das Nehring, ein zu seiner Zeit berühmter Baumeister, im Jahre 1693 vollendet und das bei Jagden zum Ruheplatz gedient hat. Hier haben die Söhne von Offneren Wohnung gefunden und Unterricht erhalten, die Söhne von Offizieren, niemals aber ist es bestimmt gewesen, dass diese adlig sein müßten, um der Wohltat königlicher Erziehung zu genießen. In dem kleinen, runden Hause sind gar viele Helden, deren Name für immer in der Geschichte und in den Herzen der Preußen lebe n werden, gebildet worden. Die meisten Helden des siebenjährigen Krieges waren Kadetten gewesen. Und weil sie ihrer Erziehung und dem Vaterland« so große Ehre gemacht, hat Friedrich der Große die Verdienste der Väter dadurch belohnt, dass er die Erziehungsanstalt für die Söhne vergrößerte. Im Jahre 1775 ließ der große König das Haus bauen, wie Ihr es hier seht, und sprach mit der Inschrift, die er erdachte, „den Zöglingen des Mais und der Minerva“, de n Sinn aus, in dem seine Soldatenkinder erzogen werden sollen: der Tapferkeit und den Wissenschaften. Nicht wahr, diese Erziehung ist schön? Schön ist auch der Gedanke, dass Friedrich, der wohl die Begeisterung seiner Preußen für Ehre und Ruhm kannte, im größten Saal des Hauses alle Bilder der Feldmarschälle der preußischen Armee aufhängen ließ; von Derfflinger an, der unter dem großen Kurfürsten den Feldmarschallsstab Brandenburgs mit so hohen Ehren trug, könnt Ihr hier all die berühmten Männer sehen, die im Heer die höchste Würde errungen haben. Gewiss gar manchem jungen Preußen hat dieser Anblick den Funken der Ruhmbegier im Herzen entzündet. — Außer diesem Kadettenhause, in das die Zöglinge jetzt zu vierzehn Jahr kommen, giebt es in den Provinzen noch Vorbereitungsanstalten, zu Potsdam, Wahlstadt, Kulm und Bensberg, wo die Knaben von ihrem elften Jahre anerzogen und schon früh an die Verpflichtungen ihres künftigen Berufes gewöhnt werden. Gewis habt Ihr unter den Cadetten auch Brüder, Vettern oder Freunde und habt Euch von ihnen erzählen lassen, wie sie trotz ihres Unterrichts und trotz der Paraden und dem Erereiren, doch recht viel Stunden zum Spielen und zur Bearbeitung ihrer kleinen Gärten haben. Die Vorbereitungsanstalten liegen alle außerhalb der Städte und haben schöne Gärten und freie Plätze, so dass die Kinder sich der frischen Luft und Bewegung freuen können. Ein Befehl unseres lieben Königs hat verordnet, dass nicht mehr nur die Officierssöhne, sondern die Kinder aller Eltern, die das Eramen, was zur Aufnahme gefordert wird, machen können, diese finden. Der König lässt auf seine Kosten den Sohn des Hauptmanns der Bürgerwehr Schneider, der im Jahre 1848 auf dem Köpenicker Felde siel, in der Vorbereitungsanstalt zu Potsdam erziehen. Die Berliner Cadetten tun auch beim König, der Königin und den Prinzen und Prinzessinnen den Dienst als Pagen bei großen Festen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Berlin