Der große Saal und die innere Einrichtung der Hölle

Wahrlich, nichts Schöneres, Prachtvolleres und Eleganteres ist mir je vorgekommen, als der große Saal in der Hölle! — Was sind alle Königlichen Konzertsäle, Kollosseum, Jagow, der abgebrannte Saal im englischen Hause, die Elysium-Halle unter den Berliner Linden; was die Venus-Säle bei *** und ***, und wie die Leute alle heißen mögen, was sind alle diese Säle, gegen den in der Hölle?! Glaube es mir, liebe Laura, dass es nichts Schöneres gibt, als diesen Saal! — Die Decke des Saales besteht aus einer Reihe von Fresko-Gemälden und goldenen Basreliefs, welche, die merkwürdigsten Weltbegebenheiten schildern, unter denen mir aber die Pariser Bluthochzeit, die Sicilianische Vesper, der Brand von Moskau, der Brand des unversicherten Elvsiums in Berlin, der Brand des Ober- und Unterhauses in London, der Brand vom engl. Hause in Berlin u. s. w. am vorzüglichsten gefielen.

,,Schach dem Könige!“ — rief jetzt eine furchtbare Bassstimme. Ich sah mich um, und erblickte eine ganze Reihe großer Herren, welche mit aufgestützten Häuptern, sehr tiefsinnig an goldenen Tischchen saßen und Schach spielten.


„Wer sind diese?“ fragte ich meinen Führer!

„Das sind jene Juste milieus der 59 und 61ziger, erwiderte er, welche einst die Supplicate vom Redacteur des ***, als ein nur gewöhnliches Schachbrett ansahen, von welchem sie die angegebenen Gründe, wie eine leblose Schachfigur wegbliesen. Erlaube mir, liebe Laura, dass ich Dir über die ebengenannten Juste-milieus, die Du höchstens nur dem Namen nach kennst, eine kleine Bemerkung mache. Ist ein Dekret vom ** Herrn verfügt, so kann der Supplicant an diese, an die *** und wie sie sich noch nennen mögen, zehnmal supplicium, es bleibt aber bei der Aussage des *** Herrn.

Der versammelte Rat sammt ihren Perücken oder die versammelten Perücken sammt ihrem Rat, was übrigens ganz gleich ist, sammeln sich zusammen, nehmen ein Spaniol-Prieschen und machen ein erquickendes Schläfchen, wahrend dem ein Dr. jur. die Supplicate durchliest, verfügt, und wenn die hochweisen Herren Perücken genügend geschlafen haben, werden ihnen die, bei dem Bewenden des ** Herrn verfügten Dekrete zur Unterschrift vorgelegt und die Sitzung ist geschlossen. „Hier spielen sie nun Schach mit - - - - , aber glauben können Sie mir“ redete mich mein Führer an: ,,die Schriftsteller, Journalisten und dergleichen Scribler brennen ihnen jetzt höllisch in den Fäusten.“

„Ich muss es selbst gestehen, dass mir die armen Teufelskerle ordentlich Mitleid erpressten, als ich sie bei jedem Zuge piepsen und kriepsen hörte, woraus ich schloss, dass der Kammerherr recht habe.

Hierzu kam, dass sie ganz erbärmlich über Kopfweh klagten, denn als ich ihre Perücken näher betrachtete, fand ich, dass es feurige Tschakos waren, die ihnen freilich etwas unbequem sitzen mochten, und den Kopf warm machten.

„Das muss wahr sein,“ — rief ich höchst verwundert, nachdem ich die ganze Gesellschaft gemustert hatte —

„Ihr Herren Teufel wisst für anständige Gesellschaft zu sorgen, und besonders die Spielpartieen ganz unvergleichlich zu ordnen.

„Senken wir uns jetzt zu den diis minoribus hinab!“— fuhr der Teufel fort. „Betrachten Sie jene Marschallstafel!“ Bei dem Worte „Marschallstafel“ deutete er auf ein großes Billard. Zugleich klatschte er in die Hände und rief: à la chasse! A la chasse! à la chasse erscholl es jetzt aus allen Winkeln, und ein Dutzend leichtfüßiger Teufel mit grünen Schürzen angetan, welche der Kammerherr die Höllenmarqueurs nannte, kamen herbei gehüpft. Sie schwangen feurige Queus empor, welche sie einigen besternten Herren mit vielen Teufelsbücklingen in die Hände steckten. Dann schütteten sie ein paar Mützen voll glühender Kartetschenkugeln auf das Billard. Und nun begann ein in der Tat höchst lustiges und munteres à la chasse-Spiel. Denn die Queus brannten den Herren dergestalt in den Fäusten, dass sie ein Schock Teufel nach dem andern aus dem Munde schütteten, und sich dabei die Bälle mit donnernden Ricochetschüssen an die Köpfe schleuderten. Die Marqueurs aber standen grinsend darneben mit wahrhaft teuflischer Kaltblütigkeit.

„So kaltblütig, wie diese Marqueurs“ —, bemerkte der Kammerherr — „sahen einst diese Herren jeden Supplikanten an, der das größte Recht in Händen hatte, eben so hämisch grinseten sie, wenn sie ihr racheschnaubendes Unrecht, — willkührlich gegen den, sie um Hilfe bittenden Suplicanten ausüben konnten.“

„Dorthin!“ brüllte es jetzt aus hundert Schlünden, die Höllenmarqueurs nahmen den Spielern die Queus aus den Händen, und sagten ihnen recht ausgesuchte Schmeicheleien, über ihr Spiel. Zugleich schleppten sie eine Anzahl zentnerschwerer metallener Kreuze herbei, welche der Kammerherr scherzhafterweise die Großkreuze der Höllenlegion nannte. Diese hingen sie ihnen auf den Rücken und nötigten sie dann zu einem Spaziergange im Freien, wobei die neuen Ordensritter unter der Last ihrer Großkreuze nicht wenig ächzten.

Um nun auf ein anderes Sujet zu kommen, fragte ich: habt ihr keine Finanzminister hier? — wohl zu verstehen, solche, die einst das Mark des Landes aussogen, um nur ihren Wanst zu füllen? — denn für die Andern, alle Achtung! „Ob wir sie haben?“ erwiderte der Kammerherr lachend, — „sie heißen Legion, denn ihrer sind viel.“ —

Folgen Sie mir in die Finanzkammer!

Hierauf führte er mich in eine matt erleuchtete Halle, (nicht etwa die Hamburger Alsterhalle, denn diese letztere ziehe ich mir bei weitem vor,) in der sich mir eine höchst sonderbare Gruppe darstellte.

Hier lag nämlich ein mächtiges Fass, welches dem Heidelberger an Größe nicht viel nachgeben möchte, und an welchem die Worte Danaidenfass des Staatsschatzes stammten.

„Bemerken Sie jene abgehungerten Herren“ — applizierte der Teufel — „wie sie sich zerarbeiten, um das Danaidenfass aus dem Ziehbrunnen dort zu füllen, der von rauschendem Champagner überströmt! Dies sind die Plusmacher.“

„Und sie meinen es in der Tat ehrlich. Aber jene dicke Herren dort, welche gleich lebendigen Schläuchen oder Trudeln, den Zapfen des Fasses belagern, spotten ihrer Mühe, indem sie unaufhörlich daran füllen, und in ihre Bäuche dann ausleeren. —“

„Dies sind die Minusmacher.“

„Sie sehen hier, mein Herr!“ so wandte sich jetzt einer dieser Letztern zu mir, ,,wie man durch eine weise und wohlberechnete Finanzverwaltung das gehörige Gleichgewicht zwischen plus und minus in dem vorliegenden Danaidenfasse erhalten kann. Jene magern Herren dort, die wir scherzhafterweise die Collegen plus nennen, sorgen pflichtmäßig, für die reichliche Beitreibung der Staatseinkünfte.

Wir aber, die wir uns selbst die Collegen minus nennen, haben das mühsame, wenn gleich einträglichere Amt, das Gewonnene in die äußersten Adern und Kanäle des Staatskörpers ausströmen zu lassen, und so befindet sich denn der Staatskörper wohl!“ — So sprach der College minus, und streichelte bei den Worten Staatskörper behaglich seinen Wanst.

„Gut gesagt, Herr minus!“ erwiderte ich. — „Denn nur zu oft ist der Bauch solcher Herren, wie ihr seid, der sogenannte Staatskörper, dem gleich, dem Moloch geopfert wird!“ —

„Aber wie ist Ihnen, mein Herr Minus! Sie schneiden ja mit einem Mal Gesichter, als wenn Sie von der Kolik befallen waren!“

„Ach dieser Glühwein,“ versetzte der Finanzmann, „macht uns zuweilen einen höllischen Spuk in den Gedärmen.“

Ich setzte seinen Becher an meine Lippen, und jetzt erst bemerkte ich, dass der Champagner siedend heiß war.

„Bravo!“ rief ich, — „O, möchte doch allen Blutigeln, die euch ähnlich sind, der Wein schon hienieden, wie dieser Glühwein in den Adern brennen!“

,,Wäre Ihnen jetzt gefällig, mir in die Justizstube zu folgen?“ — unterbrach mich der Teufel!

„Vortrefflich“ — erwiderte ich. —

„Wo finde ich die bestechlichen Richter und Advokaten, die die Waage der Gerechtigkeit zur Krämerwaage machen; wo finde ich die bedenklichen Formalitätenkrämer, die vor lauter Rück-, Um-, Ein-, Ab- und Aussichten nie grade aus sehen. Wo finde ich sie?“ —

Hier, liebe Laura, könnte ich Dir so viel erzählen, dass Du staunen würdest, allein ich darf nicht, aus der Schule plaudern und darum stehen hier wahrscheinlich Gedankenstriche — —— u. s. w.

Der Kammerherr führte mich in ein finsteres Loch, welches eher der Baumannshöhle, als dem Tempel der Themis glich. —.

Das erste, was mir hier in die Augen fiel, war eine große Waage, welche der Teufel die Waage der Gerechtigkeit nannte, weil das Zünglein Nie senkrecht stand.

Auf jedem Ende des Waagebalkens ritt ein Dutzend Advokaten; ein paar baumstarke Teufel machten sich eine Kurzweil daraus, den Waagebalken stets auf und nieder zu ziehen, so dass sich die armen Balancierkünstler jedesmal die Köpfe an der Decke jämmerlich zerstießen.

Ein gravitätischer, mit einem schwarzen Talar bekleideter Teufel las ihnen dabei das über sie gefällte Kriminalurteil vor! —

„Ich appelliere! ich appelliere!“ schrieen sie, indem sie den Waagebalken mit Inbrunst an sich drückten.

„Keine Gnade! das Urteil ist rechtskräftig,“ war die Antwort, und die Teufel grinsten so hämisch dazu, dass es rein zum Tollwerden war. —

„Prompte und gute Justiz habt Ihr hier, das muss wahr sein,“ — sagte ich — „aber wo sind denn die Herren Judices?“

— „dort ist die Justizbank“ — erwidert der Kammerherr.

Ich wandte mich um, und erblickte eine Anzahl sehr tiefsinniger Herren, welche um einen langen, grünen mit Akten bedeckten Tisch herumsaßen. — „Das sind sie, die Alles auf die lange Bank des Schlendrians und der Formalität schoben,“ sagte der Teufel. — „Sie sitzen hier etwas unbequem, und empfinden, vielleicht zum erstenmal in ihrem Leben Langeweile. —“

Kein Wunder, denn sie sitzen, wie Figura zeigt — auf Hecheln! — „Das geschieht ihnen ganz recht,“ — erwiderte ich, und weidete mich nicht wenig an dem Anblick dieser Gruppe.
„Ware Ihnen nun vielleicht gefällig, in unserm Laboratorium sich umzusehen?“ — fragte hierauf der Teufel, und führte mich, da ich es bejahte, in eine große schwarze Höllenkammer, aus der mir ein gewaltiger Geruch von Schwefelleber und assa-foedita entgegen quoll.

Hier bemerkte ich eine Legion Teufelchen mit braunroten Schürzen, welche mein Führer die Höllenapotheker nannte. Einige schmorten die Zungen einiger — — Polizei-Offizianten, andere zerhackten die Leber einiger Senatoren, um einen Ertrakt daraus zu machen, wieder andere kochten ein Elixier aus den Gedärmen eines Hamburger Speisewirts, der seinen abonnierten Stammgästen alles siebenfach anrechnete. — Kurz es war eine wahre Lust, sich in diesem Höllenlaboratorium umzuschauen.

,,Jetzt,“ — so fuhr er nach einer Pause mit einer sehr höfischen Verbeugung fort, und grinste dabei einen freundlich an — „jetzt, mein hochzuverehrender Herr! haben Sie die hauptsächlichsten Sehenswürdigkeiten unseres weitläufigen Reichs in Augenschein genommen, und hoffentlich Ihre Wissbegierde befriedigt.“

„Gewiss,“ entgegnete ich, — „und ich bin Euch dafür unendlich verpflichtet; nur eine Bemerkung sei mir noch erlaubt, bevor ich Euch verlasse —

Ich finde, (nämlich mit Verwunderung) dass nicht ein Zehntel der Schurken und Schelme aller Art in der Hölle sind, die ich darin zu finden hoffte. Ich fürchte, Ihr führt keine genaue Kontrolle über sie, oder man kann hier von der Kontrolle dasselbe sagen, was zuweilen dort oben von ihnen gilt: sie sind ein leerer Formalitätenkram.“

„Hahaha!“ — versetzte der Teufel, und wollte sich über meine Kurzsichtigkeit schier totlachen. — „Belieben Sie doch nur die Festons dort oben in Augenschein zu nehmen.“ —

Ich sah nach der Decke, und jetzt erst bemerkte ich, dass rings zwischen den Pfeilern, welche das ungeheure Gewölbe der Hölle stützten, Festons herumliefen, die wirklich einzig in Erfindung und geschmackvoller Anordnung waren. Sie bestanden nämlich bei näherer Betrachtung aus einer langen Guirlande von Schelmen, Gaunern, Dieben und Galgenstricken aller Art, vornehmen und geringen, reichen und armen, die auf der Erde ungehängt geblieben waren, und nun hier ihren Lohn empfangen hatten, indem sie wie Krammetsvögel und Schnepfen, an eine fast unendliche Schnur gereiht, und so in zierlichen Prunkgehängen, oder Festons, wie sie der Teufel benannte, aufgeknüpft waren.

„Sie sehen darunter,“ sagte der Kammerherr, „nicht allein gemeine Diebe, Räuber und Betrüger in ungeheurer Anzahl, sondern auch und Kassendefraudanten, betrügerische Vormünder, die Mündelgut unterschlagen; Accise- und Zollbeamte, die das zuviel Erhobene in ihre Tasche gesteckt; Magistratspersonen, die das Kämmereivermözen in einer Punsch Bowle ersäuft: Finanzbediente, die den Schweiß der Untertanen in Straßburger Trüffelpasteten und Jostische Pfannkuchen verwandelt haben; Kaufleute, die Ware, Maß und Gewicht verfälscht; Kaffeewirte, die Cichorien statt Kaffee, Akazienblälter statt Tee; Apotheker, die Weiden- statt Chinarinde; Weinhändler, die Elb- und Spreewasser statt Wein; Brauer, die Essig statt Bier, und endlich Buchhändler und Schriftsteller, die Unsinn für Vernunft, Raserei für Poesie verkauft haben.“ —

„Bravo!“ sagte ich, und wischte mein Augenglas mit meinem Taschentuch ab, um genauer zu untersuchen, ob ich keinen Bekannten unter jenen Krammetsvögeln und Schnepfen entdecken möchte.

Plötzlich erscholl ein allgemeines Hurrah, wovon die ganze Hölle ringsum wiederhallte.

Vor Schreck fiel ich platt auf dem Fußboden nieder, kam jedoch nach und nach wieder zur Besinnung, und fragte nach der Ursache des Mordspektakels.

„Es ist ein Jubelschießen und Vivatrufen wegen des Geburtstages des Herrn,“ antwortete der entzückte Teufel, wobei ihm die Freudentränen über die Backen rieselten.

A la bonheur! er trifft gerade mit dem Namenstage unseres Herrn zusammen. Der maitres des spectacles, hat unserm Herrn * * * ein Fest bereitet.

Jetzt zischte ein Heer von Blitzen, Leuchtkugeln und Brandraketen durch die Luft, und die ganze Hölle war wie durch ein Zauberschlag erleuchtet.

Des Geschützes Donner, und ein schmetternder Tusch von Hörnern, Trompeten, Pauken und Trommeln intonierte in das Victoria der Teufel, und die schwarzen Unholde tanzten eine lustige Carmagnole um den Thron ihres Herrn und Meisters, und heulten ein Ca—ira dazu, dass mir noch jetzt die Ohren davon gellen. Der Teufel aber verspritzte die Neige seines Pokals durch die Luft, und sogleich verwandelte sie sich in unzählige kleine Unholde, Harpyen, Larven und Scheusale aller Art, die mit einem höchst verworrenen und widrigen Gekrächz und Geschnatter umherschwirrten, und die ganze Hölle verpesteten.

Hierauf wurde ein Te diabolum angestimmt, dessen Ende ich abzuwarten nicht recht Lust hatte, — denn, bei Teufel und Hölle! mir wurde grün und gelb vor meinen Augen.

Ich wandte mich nun ein wenig ab, weil mir der Jammer zu groß dünkte, mir, der ich doch in den Schauspielhäusern allen Effektzenen der Mad. Charlotte Birch-Pfeiffer beigewohnt hatte, so dass mich eigentlich nichts mehr in Illusion setzen konnte, hier aber musste ich mich abwenden. — Mein Führer bemerkte meinen Abscheu und fing an so laut zu lachen, dass ich mich erschrocken zu ihm wandte, und ihn anstaunte!

„Sehen Sie, mein Herr!“ sagte der Teufel zu mir gewandt, „sehen Sie, wie wir verblüffen können! — Alles was Sie gesehen, ist nur Spaß, reiner Spaß; eine Verblendung. — Wie konnten Sie glauben, dass der Teufel einen Senatsherren plagen wird, ihn, der sein bester Freund ist! — Wie könnten Sie glauben, dass ein Minister, Kammerherr, Justiz- oder Geheimerat etc. von uns, sage von uns maltraitiert werde? — Nein, so schlecht ist der Teufel nicht, dass er die Anhänglichkeit dieser Herren vergessen sollte. Ich wollte Sie nur ein wenig schrecken, darum blendete ich ihr Auge, dass Sie Schrecken sahen, wo nichts als Freude herrscht. Kommen Sie jetzt zurück, und ich werde Ihnen Alles in der wahren Gestalt zeigen.“

Himmel! was sah ich? — wie war ich geblendet? — Alles war hier lauter Freude und Jubel! — Man spielte Boston und trank Champagner und aß Austern und Kaviar.

Die Säle waren gefüllt mit Stutzern, Hamburger Zigarren im Munde haltend und bläuliche Rauchwolken vor sich hin blasend. Auch Damen, und zwar verteufelt schöne Damen waren da. Alles war elegant und geschmackvoll! Die Teufel selber waren nichts weniger als maitres des plaisir, die die Vergnügungen arrangieren.

Parmesankäse und Fasanen, gebratene Tauben und Zuckerbrote, Schellfische und Magdeburger Kohl, Alles wurde durch einander gegessen. Man freute sich, scherzte, lachte und war höllisch vergnügt.

Ich war außer mir vor Freuden! Ich aß baisers und küßte die Damen und trank Champagner und machte Komplimente, sagte bon-mots, und wenn sie auch noch so schlecht waren, wurden sie belacht, man war in einer köstlichen Stimmung, und diese — hörte gar nicht auf.

— „Aber warum gehen diese Leute nicht in den Himmel?“ fragte ich, „da es doch im Himmel wenigstens so gut wie hier zugeht!“ —

— „Weil sie sich dort enuyiren. Was sollten sie auch dort? Das ewige Psalmensingen nimmt ja dort kein Ende. Es ist ja ein wahres Malheur, dass dort die Leute gar nicht aufhören zu psalmieren.“

„Ach oft“ — fuhr mein Führer fort, der jetzt auch wie ein Stutzer aussah — „oft ergehen sich unsere Majestät aus Plaisir, um sich ein wenig lustig zu machen in den Himmel, und foppen dort die Leutchen und unterhalten die Damen.“

Er erzählte mir hier wunderliche Geschichtchen, die ich Dir, liebe Laura, und Euch lieben Leser, noch in diesem Buche wieder erzählen werde. Ich war wirklich außer mir. Jetzt erst begriff ich, dass man mich nur zum Teufel gehen ließ, auf dass ich auch Lust zum Senator bekäme, und sie haben Recht. —

Ich trank auf das Wohl der und des Teufels, ergriff die Hand des Letzteren und schwur *** zu werden und taumelte auf ein Ruhebett, wo ich weintrunken bald entschlief! —

Als ich erwachte, lag ich auf meinem Sopha in meiner Stube. Ich hatte Kopfschmerzen von der unruhigen Nacht, die ich gehabt hatte.

Vor mir stand ein Tisch und eine Lampe und ihr Schein fiel auf das Dekret des Hamburger Senats, das Dekret meiner Verweisung aus Hamburg.
Gottlob, ich bin nicht mehr?
Ich meine in Hamburg.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Berlin und Hamburg oder Briefe aus dem Leben Bd1