Berliner Volkscharakter.

Berlin macht von Jahr zu Jahr bedeutendere Fortschritte nach dem Ziele einer seinem äußern Umfange auch innerlich entsprechenden Großstädtigkeit. Anlagen jeder Art, merkantilische, industrielle, gesellige, werden in größerem Stile als früher ausgeführt. Manches, was noch vor drei Jahren das hiesige Publikum beschäftigen konnte, wird jetzt verachtet, z.B. die Trivialität der sogenannten Berliner Volksliteratur, die in „Herrn Buffey auf der Kunstausstellung“ den Gipfel des Unsinns und der widerlichsten Geschmacklosigkeit erreicht hatte. Die Königstädtschen Theaterwitze sind im Abnehmen und aus der lügenhaften Verballhornisierung des Berliner Volks-Charakters, wie dieser sich in „Berlin--wie es isst und trinkt“ gezeichnet findet, tritt allmählich wieder das ursprüngliche Grundelement des Berliners heraus: Harmloseste Gutmütigkeit, Freude am neckenden, geselligen Scherz, hohe Achtung vor jeder geistigen Auszeichnung, sinniger Genuss der sparsamen, aber oft anmutigen Schönheiten, die die Natur, im Bund mit der Kunst, dieser gewiss noch einer bedeutenden Zukunft entgegensehenden Hauptstadt geschenkt hat.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Berlin - Panorama einer Weltstadt