Erster Brief. Abreise von Rotterdam.

Erster Brief. Rotterdam, den 30. Mai 1824.
Dieses ist wahrscheinlich der letzte Brief, den ich Ihnen vor meiner Abreise zusende. Ich habe bei meiner Anfunft hieselbst ein segclfertiges amerikanisches Schiff angetroffen, welches nur auf günstigen Wind wartet, um nach Baltimore abzugehen. Der Name des Schiffes ist der des bekannten Staatsmannes Henry Clay. -

Die Ansicht des N. von meinem Unternehmen konnte ich voraussehen. Wollte ich ihm eine andere beizubringen suchen, so würde ich sein ganzes Hirn umwandeln müssen. Ich bin froh, daß diese Arbeit nicht zur Vorbereitung für meine Reise gehört.


Ich werde Ihnen mein Urtheil über das Leben in Amerika treulich mittheilen, und weil das Urtheil eines jeden Reisenden so sehr abhängig ist von seinen Erwartungen, von den vorgefaßten Meinungen, so halte ich es für zweckmäßig, mich schon zum voraus über meine Erwartungen und Meinungen von Amerika zu äußern.

Sie wissen, daß mein Reiseplan auf die Vereinigten Staaten gerichtet ist, und in diesen wieder vorzugsweise auf die Gegenden am Ohio und am untern Missouri. Die Länder der höheren Breiten sind, den übereinstimmenden Berichten gemäß, für Ansiedler aus dem mittlermEuropa, zu kalt, und die südlicheren zu heiß.

Ich bin darauf gefaßt, in den Vereinigten Staaten Europäer zu finden und gehe mit der Meinung hin, daß der politische Zustand dieses Reiches mehr begründet sey in äußeren glücklichen Verhältnissen, als in inneren Vorzügen seiner Bewohner. Im Allgemeinen verspreche ich mir keinen anderen Vorteil für den Ansiedeler, als daß er für einen geringen Preis fruchtbare Grundstriche kaufen könne, und daß er in der Auswahl dieser Grundstriche so ziemlich frei sey hinsichtlich der Lage für den Verkehr, so wie für die Gesundheit und Annehmlichkeit des Lebens. Sodann erwarte ich Freiheit von drückenden Abgaben und überhaupt eine Unbeschränktheit des Handels und der Gewerbe, wie sie in Europa nie statt haben wird.