Rostocks Stadtteile und Kanäle

Rostock wird gewöhnlich in die Alt- und Neustadt, bestimmter und richtiger aber in die Altstadt, Mittel- und Neustadt geteilt. Die beiden letzten Teile werden nach der ersten Einteilung unter dem Nahmen der Neustadt begriffen. Der östliche Teil der Stadt, zu welchem auch der Fischer -, Gerber - und Küter-Bruch gezählt wird, bestimmt bis zur sogenannten Grube den Umfang der Altstadt; die Grube aber ist ein Kanal, der aus dem südlichen Wallgraben entspringt, in ziemlich gerader Richtung sich quer durch die Stadt zieht, und sein Wasser nach dem Strande hin der Warnow, aus welcher er es oberhalb erhielt, wieder zuführt.

Zu beiden Seiten dieses Kanals laufen in gleicher Richtung Reihen von Häusern, die auf der östlichen Seite ein gepflasterter Weg zum Fahren und Gehen von der Grube selbst trennt; auf der andern Seite: wird aber ein gleicher Weg an beiden Enden durch Gärten und Hintergebäude, welche unmittelbar an die Grube stoßen, unterbrochen.


Das Wasser dieses Kanals ist in steter Bewegung und ziemlich klar, so dass es auch zum Ausspülen der gewaschenen Leinewand gebraucht wird, zu welchem Zwecke man an beiden Seiten hin und wieder Wasch-Bänke angelegt bat. Indessen wird dieses Wasser doch mehr oder weniger durch die Zuflüsse, welche es von den Straßen der Alt - und Mittelstadt erhält, verunreinigt, ob man gleich an den Stellen, wo dieses eigentlich geschieht, durch besonders dazu angelegte große und durchlöcherte Verschläge den dickeren Schlamm zurückzuhalten gesucht hat. Es erfüllen diese Verschlage nämlich ihre Bestimmung nur unvollkommen, und der Kanal muss deshalb auch von Zeit zu Zeit; gereinigt werden, welches indessen zur Schonung der anwohnenden Menschen nicht, wie ich es einigemal gesehen habe, in den heißesten Sommertagen geschehen sollte.

Auch sammelt sich in den Verschlagen selbst, wegen, verabsäumter Reinigung der schlammichte Unrat bisweilen so sehr an, dass er wohl durch seine Ausdünstung schädlich werden könnte. Wenn ich gleich davon, noch keine nachteiligen Folgen für die Gesundheit habe entstehen sehen: so ist dieses wohl mehr dem günstigen Entgegenwirken anderer Umstände, als der Unschädlichkeit dieser Anhäufungen zuzuschreiben, die außerdem noch das Auge und die Nase der Vorübergehenden beleidigen.

An vielen Stellen finden sich neben diesem Kanal Bäume, die wegen ihres Einflusses auf die Gesundheit, hier wohl nicht ganz mit Stillschweigen übergangen werden dürfen. Zuletzt muss ich aber auch noch hinzufügen, dass der an den mehrsten Stellen in der Tiefe zwischen hohen Ufern fließende Kanal durch Einfassungen eben so wenig gesichert ist, als es die verschiedenen Arme der Warnow sind, welche sich durch den östlichen Teil der Stadt hinziehen. Wirklich hat auch vor mehreren Jahren ein hiesiger sehr geschickter Rechtsgelehrter in der Grube seinen Tod gefunden. Es ist dieses um so eher auch in Zukunft möglich, da teils die über dieselben führenden Brücken, teils die ganze Länge des Kanals bei Nachtzeit selten gehörig erleuchtet sind, und die Straße zu beiden Seiten sich ziemlich stark an manchen Stellen nach der Grube hinsenkt.