Keller, Querhäuser, Giebelhäuser

Den Eigentümern der Keller hat schon seit einigen Jahren, um die Anzahl derselben zu vermindern, ein ehrbarer Rat für den Fall, dass sie dieselben eingehen lassen, gewisse Vergütungen zugestanden, welches auch die angenehme Folge gehabt hat, dass mancher Wohnkeller verschwunden ist, dem man außerdem wohl eine längere Dauer hätte versichern können. Eine gänzliche Wegräumung aller dieser Keller lässt sich freilich für den Augenblick nicht erwarten, weil mancher sich entweder von ihrem, nachteiligen Einfluss noch nicht überzeugen kann, oder seine individuellen Verhältnisse es ihm nicht erlauben, das eigene Interesse dem Wohl des Ganzen aufzuopfern; allein nach dem zu urteilen, was schon geschehen ist, schmeichle ich mir mit der angenehmen Aussicht, dass bald nur noch wenige Keller weltlich werden bewohnt werden, und ich freue mich im voraus auf den wohltätigen Einfluss, den dieses auf die Gesundheit unserer armem Mitbrüder haben wird.

Was aber die angegebene Summe der eigentlichen Häuser betrifft, so müssen davon noch die zahlreichen Kornspeicher und Packhäuser abgerechnet werden, die in allen Teilen und Gegenden der Stadt mit den Wohnhäusern abwechseln. Wo nicht der größte, doch wenigstens ein gleicher Teil dieser Wohnhäuser, hat ihre Giebelseite der Straße zugekehrt. Nur selten verwandelt man sie aber bei vorzunehmenden Bauten in Querhäuser, weil dieses die geringe Breite der sogenannten Giebelhäuser kaum anders gestattet, als wenn zwei neben einander stehende zugleich niedergerissen werden. Derjenige Teil der Stadt, der nach dem großen Brande im Jahr 1677 (den 11ten August) wieder hergestellt worden, besteht indessen fast durchgehends aus zum Teil sehr ansehnlichen Querhäusern. Und so gibt es auch einzelne andere Straßen, die sich durch eine größere Anzahl von Häusern der letztern Art auszeichnen, und daher ein weniger altfränkisches Ansehen haben.


Das letzte hat man in neuern Zeiten zwar auch den Giebelhäusern zu benehmen gesucht, indem man die schon baufälligen Giebel in einer bessern und gefälligem Form wieder herstellte, auch wohl ohne eine, solche Veranlassung eine Verbesserung unternahm; aber dennoch kann die Stadt bis jetzt ihren gotischen Ursprung nicht verleugnen. Noch ist man ferner nicht ganz von den großen Kirchenfenstern abgekommen, wodurch unsere Vorfahren in ihre sehr schmalen Häuser mehr Licht zu leiten suchten, aber zugleich der Festigkeit und Sicherheit ihrer Wohnungen schadeten; doch aber hat man sie seit mehreren Jahren beträchtlich vermindert, und auf eine zweckmäßigere Art an ihrer Stelle kleinere Fenster mit größeren Glasscheiben eingeführt, die der Stadt in der Tat zur Zierde, gereichen und von Fremden mit Recht gepriesen werden. So wahr es indessen auch sein mag, dass seit den letzten zwölf Jahren, die ich hier zugebracht habe *), bei der Notwendigkeit und der großen Neigung zum Bauen, die Stadt ein ungleich besseres Ansehen gewonnen hat: so kann doch ein Unparteiischer nicht behaupten, dass sie einigen Anspruch auf Schönheit machen sollte, wenn sich diese gleich sehr leicht hätte erreichen lassen.

Nicht nur haben die größtenteils aus Steinen erbauten Häuser gar kein massives Ansehen, sondern gleichen bei ihrer ungeschmückten oder sehr unschicklich verzierten Außenseite, bei den mit den Mauern in gerader Linie angebrachten Fenstern, und bei andern Unvollkommenheiten, die man nur ganz neuerlich erst in einigen Fällen abzustellen versucht hat, den übertünchten hölzernen Häusern so sehr, dass man sie beim ersten Anblick auch wirklich dafür hält. Überdem findet man einen sehr großen Teil, besonders die Giebelhäuser, nur halb ausgebaut, welches sich schon sehr deutlich von außen zu erkennen gibt, indem man gemeiniglich Parterre wohnt, und höchstens nur das erste Stockwerk zu Zimmern einrichtet, alles übrige aber zu Bodenraum bestimmt, und wohl gar anstatt der Glasfenster durch hölzerne Läden verunziert; auch können die vielen sich, einmischenden Packhäuser und Kornspeicher der Stadt wohl eben nicht zur Zierde dienen. Gleichwohl ist nicht zu leugnen, dass das Ganze durch die zum Teil breiten Straßen und durch die vielen neuerbauten oder abgeputzten Häuser ein helles und heiteres Ansehen erhalten hat.

Schade nur, dass man sich, vorzüglich in dem letzten Jahrzehnt, sehr häufig der weißen Farbe zum Dekorieren der Häuser bediente, die, ihrer Wohlfeilheit und leichtern Wiederherstellung ungeachtet, den Augen doch offenbar so sehr nachteilig ist. Man hat sich selbst hiervon auch bald überzeugt, und in der Tat glaube ich bemerkt zu haben, dass seit jener Einführung der weißen Wände, die Augenkrankheiten hier viel allgemeiner geworden sind. An ihrer Stelle hat man daher in den letzten Jahren die gelbe und graue Farbe einzuführen angefangen, unter denen ich der letztern den Vorzug geben muss, weil jene der weißen in Absicht ihres nachteiligen Einflusses auf die Augen, nur wenig nachsteht, wenn sie durch die unmittelbaren darauf fallenden Sonnenstrahlen erleuchtet wird. Die rote Farbe, welche einzelne gewählt haben, qualifiziert sich in Rücksicht der Augen eben so wenig zum Anstreichen der Häuser, als die weiße.

[i]*) Ich schrieb dieses am Ende des Achtzehnten Jahrhunderts.[/b]