Wilhelmine von Sydow, genannt Isidore Grönau
Aus: Allgemeine deutsche Biographie, Band 37, 1894. Von Mendheim, Friedrich Albert Max (1862-1939) deutscher Schriftsteller, Redakteur, Lyriker und Kritiker
Sydow, Wilhelmine Friederike Karoline v. (1789-1867) Schriftstellerin, wurde als jüngere Tochter des dänischen Hauptmanns Karl Friedrich v. Criegern und dessen Gattin, einer geb. v. Kracht, am 26. November 1789 in Thumitz in der sächsischen Oberlausitz geboren. Hier in Thumitz lernte sie auch den Offizier Friedrich v. Sydow, einen Freund ihrer Brüder, kennen, verlobte sich 1807 mit ihm und wurde am 6. Dezember 1809 dessen Gattin. Nach der Pensionierung ihres Gemahls, den sie in die verschiedensten Garnisonen begleitete, lebte sie zunächst mit ihrer Familie in Erfurt und siedelte 1830 mit dieser nach Sondershausen über, wo sie lange Jahre als Vorsteherin eines Frauenvereins wirkte, dessen Zweck Unterstützung und Belehrung der Armen war. Mit einer lebhaften Phantasie begabt und schon seit früher Jugend für die Dichtkunst begeistert, nahm sie nach ihrer Vermählung auch an der schriftstellerischen Tätigkeit ihres Gatten teil und trat nun auch, zunächst unter dem Pseudonym Isidore Grönau, mit selbständigen Schöpfungen, Romanen und Erzählungen, hervor (ihr erster Roman „Die Grafen von Nordheim oder das Rätsel von Friedburg“ erschien 1825). Nachdem ihr 1845 der Tod den Gatten entrissen hatte, zog sie zu ihrem verwitweten Sohne Oskar, der damals als Divisionsprediger in Erfurt lebte, später zu ihrer verheirateten Tochter nach Schleusingen, wo sie am 25. Juni 1867 starb.
Als Romanschriftstellerin steht Wilhelmine v. Sydow kaum über den für die breitesten Leserkreise schreibenden Zeitgenossen. Wenn sie sich auch überall als geistvolle und kenntnisreiche Frau erweist, so kramt sie doch ihre Kenntnisse oft allzu stark aus und bringt beispielsweise in ihren historischen Romanen so viel historische Einzelheiten an, die zu der Handlung in gar keiner Beziehung stehen, dass ihre Darstellung dadurch breit und langatmig wird und an Interesse eher verliert als gewinnt, obgleich Wilhelmine von Sydow flott und kräftig schreibt. Ihre Abenteurerromane, zu denen eine andere Gruppe ihrer Werke zu zählen ist, sind gleichfalls flott und spannend geschrieben, erheben sich aber, besonders was die Mittel, die Spannung lebendig zu erhalten anbetrifft, auch nicht über die gewöhnliche Höhe ähnlicher Werke.
Ein Verzeichnis ihrer Werke gibt Brümmers Dichterlexikon und Goedekes Grundriss III, 620.
Sydow, Wilhelmine Friederike Karoline v. (1789-1867) Schriftstellerin, wurde als jüngere Tochter des dänischen Hauptmanns Karl Friedrich v. Criegern und dessen Gattin, einer geb. v. Kracht, am 26. November 1789 in Thumitz in der sächsischen Oberlausitz geboren. Hier in Thumitz lernte sie auch den Offizier Friedrich v. Sydow, einen Freund ihrer Brüder, kennen, verlobte sich 1807 mit ihm und wurde am 6. Dezember 1809 dessen Gattin. Nach der Pensionierung ihres Gemahls, den sie in die verschiedensten Garnisonen begleitete, lebte sie zunächst mit ihrer Familie in Erfurt und siedelte 1830 mit dieser nach Sondershausen über, wo sie lange Jahre als Vorsteherin eines Frauenvereins wirkte, dessen Zweck Unterstützung und Belehrung der Armen war. Mit einer lebhaften Phantasie begabt und schon seit früher Jugend für die Dichtkunst begeistert, nahm sie nach ihrer Vermählung auch an der schriftstellerischen Tätigkeit ihres Gatten teil und trat nun auch, zunächst unter dem Pseudonym Isidore Grönau, mit selbständigen Schöpfungen, Romanen und Erzählungen, hervor (ihr erster Roman „Die Grafen von Nordheim oder das Rätsel von Friedburg“ erschien 1825). Nachdem ihr 1845 der Tod den Gatten entrissen hatte, zog sie zu ihrem verwitweten Sohne Oskar, der damals als Divisionsprediger in Erfurt lebte, später zu ihrer verheirateten Tochter nach Schleusingen, wo sie am 25. Juni 1867 starb.
Als Romanschriftstellerin steht Wilhelmine v. Sydow kaum über den für die breitesten Leserkreise schreibenden Zeitgenossen. Wenn sie sich auch überall als geistvolle und kenntnisreiche Frau erweist, so kramt sie doch ihre Kenntnisse oft allzu stark aus und bringt beispielsweise in ihren historischen Romanen so viel historische Einzelheiten an, die zu der Handlung in gar keiner Beziehung stehen, dass ihre Darstellung dadurch breit und langatmig wird und an Interesse eher verliert als gewinnt, obgleich Wilhelmine von Sydow flott und kräftig schreibt. Ihre Abenteurerromane, zu denen eine andere Gruppe ihrer Werke zu zählen ist, sind gleichfalls flott und spannend geschrieben, erheben sich aber, besonders was die Mittel, die Spannung lebendig zu erhalten anbetrifft, auch nicht über die gewöhnliche Höhe ähnlicher Werke.
Ein Verzeichnis ihrer Werke gibt Brümmers Dichterlexikon und Goedekes Grundriss III, 620.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Belagerung von Stralsund. Band 1 und 2