Beitrag zur Geschichte der Vitalienbrüder und Landstädte am Ende des 14. Jahrhunderts
Autor: Lisch, Georg Christian Friedrich (1801-1883), Erscheinungsjahr: 1850
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mittelalter, Hansezeit, Hansestädte, Victualienbrüder, Gleichteiler, Seeräuber, Piraten, Kaperer, Raubschlösser, Ritterschaft, Kaperkapitäne, Mecklenburg, Albrecht der Große
Die Geschichte der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in den einzelnen Hauptrepräsentanten dieser Zeit, den Fürsten, den Städten und der Ritterschaft, vermag mehr, als die Geschichte jeder anderen Zeit, den eigentümlichen Entwicklungsgang des deutschen und skandinavischen Nordens aufzuhellen; namentlich ist es das Leben der sogenannten Vitalienbrüder, *) welches uns tiefe Blicke in jene bewegte Zeit gönnt, wenn man die einzelnen Ereignisse, Perioden und Personen scharf von einander sondert und beleuchtet. Namentlich ist es von der höchsten Wichtigkeit, die einzelnen Personen, welche in dem ungewöhnlichen Schauspiele wirken, klar zu erkennen. Wir können daher der Darstellung Voigts nicht ganz beistimmen, wenn er das Treiben der Vitalienbrüder aus allgemein menschlichen Neigungen, der Liebe der Meeresstrandsbewohner zum Seeleben und dem Reize dieses Lebens, zu entwickeln sucht; vielmehr glauben wir in der Geschichte der Vitalienbrüder bedeutende politische und soziale Elemente zu erkennen.
*) Wir besitzen über die Vitalienbrüder eine neuere, umfassende Darstellung von Johannes Voigt in Fr. v. Raumer historischem Taschenbuche, Neue Folge, II, 1841, S. 1-159.
Gleich darauf sind noch schätzenswerte Beiträge geliefert über Klaus Störtebeker von Laurent und Lappenberg in der Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte, II, 1, 1842, S. 43-99.
*) Wir besitzen über die Vitalienbrüder eine neuere, umfassende Darstellung von Johannes Voigt in Fr. v. Raumer historischem Taschenbuche, Neue Folge, II, 1841, S. 1-159.
Gleich darauf sind noch schätzenswerte Beiträge geliefert über Klaus Störtebeker von Laurent und Lappenberg in der Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte, II, 1, 1842, S. 43-99.
Inhaltsverzeichnis
Die wendischen Hansestädte entwickelten sich unglaublich rasch zu einer unerhörten Macht und Bedeutsamkeit; es war kaum ein Jahrhundert seit ihrer Gründung vergangen und schon gehörten sie zu den bedeutendsten Mächten des Nordens. Das erste Zeichen ihrer Bedeutsamkeit lag in der Abschließung des Rostocker Landfriedens vom 13. Juni 1283, des ersten großen Bündnisses zwischen den Fürsten und Städten, und in Folge dessen im Jahr 1291 die Brechung der lauenburgischen und ratzeburgischen Raubschlösser. Im Gegensatze zu der Macht der Städte entwickelte sich jetzt dennoch immer mehr das Ansehen der Ritterschaft, teils aus innerer Kraft, teils aus dem Kampfe gegen die Fürstengewalt und die Städtemacht. Die Städte griffen aber schon im Anfange des 14. Jahrhunderte zu übermütigen Handlungen über, während innerhalb ihrer Mauern die Revolution einer zügellosen Demokratie aufloderte. Da erhielt Mecklenburg einen Fürsten, der fast das ganze 14. Jahrhundert hindurch alle Gewalten des Nordens in gleicher Waage hielt: Albrecht der Große (1329-1370), der Landfriedensstifter, vermochte es durch seine Klugheit, sein Ansehen und seinen gewaltigen Einfluss, die ganze Maschine in der strengsten Ordnung zu halten; durch unmittelbar fortgesetzte Landfriedensbündnisse *) seit dem großen norddeutschen Landfrieden von Lübeck vom 11. Januar 1338 verwirklichte er in den deutschen Ostseeländern ein Leben, wie es sich wohl selten geregt hat. Von dieser Seite steht Albrecht unübertroffen da. Die Städte gelangten zu einem Glanze, der uns noch heute Bewunderung abnötigt: alle die erhabenen und herrlichen Bauten, die uns noch jetzt in Erstaunen setzen, stammen aus seiner Zeit. Handel und Gewerbe, und in Folge dessen Reichtum, blühten üppig empor und die Gesetzgebung entwickelte sich in freier Bewegung mit Tiefe und Nachdruck. Albrecht schützte vor allem die Städte und stützte seine ganze Macht auf sie, wie sie wiederum sich ihm ganz hingaben. Vorzüglich durch ihren Einfluss gelangte sein Sohn Albrecht im Jahr 1363 auf den schwedischen Königsthron und erhielt sein Enkel Albrecht die Aussicht auf die dänische Krone.
*) Vgl. Albrecht der zweite, Herzog von Mecklenburg, und die norddeutschen Landfrieden, von G. C. F. Lisch, 1865, und Jahrb. VI. S. 1 flgd., S. 49 flgd., S. 281.
Albrecht der Große starb nach einer fünfzigjährigen, ruhm- und segensreichen Regierung im Jahr 1379, und mit seinem Scheiden floh der Engel des Friedens aus dem Lande. Die Ritterschaft, auf den Glanz und den Einfluss der Städte eifersüchtig und der Segnungen des Friedens müde, fing an, von dem damals geltenden Fehderechte oft eigenmächtig und ungerechter Weise Gebrauch zu machen; die Städte, auch die Landstädte, der Plackereien ungewohnt, griffen zu den Waffen und übten oft harte Selbsthilfe und Gewalt.
Zwar suchte Albrechts ältester Sohn Heinrich dem Unwesen zu steuern und führte das Schwert der Gerechtigkeit nicht umsonst: er ließ jeden Gewalttätigen ohne Ausnahme und ohne Gnade henken und soll oft selbst auf den Landstraßen die Schlinge um den Hals der eingeholten Verbrecher geworfen haben, weshalb er auch der Henker genannt wird; aber seine unerbittliche Strenge tat nicht gut, und der Tod raffte ihn schon im Jahr 1383 dahin.
Schon während dieser Zeit erblicken wir den nordischen und norddeutschen Adel, durch die Verbindung mit Schweden an das Seeleben gewöhnt, öfter auf dem Meere und hier nicht selten das Gewerbe der Seeräuberei treiben; der Adel übertrug sein Fehdeleben vom Lande auf die See. Die Eifersucht des Adels gegen die Städte war ohne Zweifel die Veranlassung zu dem feindlichen Benehmen des Adels zu Lande und zur See und namentlich zu der ungewohnten Erscheinung, dass der Adel auf See ging. Die lübische Chronik von Detmar, herausgegeben von Grautoff, I, S. 373, sagt bei der Beschreibung der Feste nach der Befreiung des Königs Albrecht ganz klar:
In dem vastelavende dessulven iares 1396 do helt de koning van Sweden enen groten hoff to Zwerin. — — In deme hove was grot vroude unde hoverent, als de wise is in vorsten hoven; ok wart dar vele quades betrachtet up der stede arch, also men dat wol na bevant.
Nach Heinrichs des Henkers Tode war Mecklenburg sehr übel beraten. Die im Lande residierenden Fürsten waren teils zu alt, teils zu schwach, teils zu jung, um das Staatsruder zu lenken, und der König Albrecht von Schweden war zu kraftlos, um sich gegen innere und äußere Feinde behaupten zu können. Er verlor in der Schlacht von Axenwalde am 24. Febr. 1389 Krone und Freiheit an die Königin Margarethe von Dänemark und musste seine politische Leichtfertigkeit bis zum Sept. 1395 mit dem Verluste der Freiheit büßen.
Die Befreiung des gefangenen Königs Albrecht war nun mehrere Jahre hindurch die Losung zur allgemeinen Bewegung in Norddeutschland; teils war es das eigene Interesse, da die Seestädte ihre wichtigsten, kaum erworbenen Handelsprovinzen und die Ritter einen glänzenden Hof verloren hatten, teils war es politische Begeisterung für die deutsche Monarchie, die im Norden eine Zeit lang so glänzende Eroberungen gemacht hatte, welche eine seltene, allgemeine Erhebung hervorrief. Noch war nicht Alles verloren: dem Könige Albrecht war die Hauptstadt Stockholm treu geblieben, wo seines verstorbenen Bruders Magnus Sohn, der junge Herzog Johann, die königliche Regierung fortführte, jedoch von der Königin Margarethe belagert war. Der greise Herzog Johann von Mecklenburg-Stargard, der Vaterbruder des Königs, der sich der Regierung der verlassenen Mecklenburgischen Lande angenommen hatte, suchte auch in Schweden zu retten, was möglich war: er unternahm zwei Male einen Seezug, um Stockholm zu entsetzen, beide Male ohne Erfolg.
Da griffen die Seestädte Rostock und Wismar zu dem letzten Mittel, den dänischen Feind zu vernichten, nämlich ihn durch ein Übermaß kleiner Plackereien und Überfälle zu entkräften. Noch war die politische Begeisterung wach und bei allen Ständen die Neigung lebendig, den durch ein Weib an Mecklenburg verübten Schimpf auszulöschen. Die Städte Rostock und Wismar gaben im Jahr 1392 Kaperbriefe aus, d. h. sie verkündeten allen Parteigängern, die sich auf eigene Gefahr gegen die drei nordischen Reiche ausrüsten wollten, Sicherheit für ihre Schiffe und die von ihnen geraubten Güter. Alsbald wimmelte die See von Kaperschiffern, die mit herzhaften, kühnen Gesellen bemannt waren und jedes Schiff aufbrachten, das nur einigermaßen mit den nordischen Reichen in Verkehr zu stehen schien; gegen Lübecks Flagge war die Kaperei nicht weniger gerichtet, da man Lübeck eines heimlichen Einverständnisses mit der Königin beschuldigte und man, wohl nicht ganz mit Unrecht, annahm, dass diese Stadt besondere Verbindungen mit Skandinavien anknüpfen wollte. Diese politischen Freibeuter bildeten bald unter einem neuen Namen eine politisch anerkannte Macht. Man nannte sie Vitalienbrüder *), weil sie zunächst besonders das belagerte Stockholm mit Vitalien, d. i. Victualien oder Lebensmitteln, versehen wollten: „Vitalien“ ist in alter Zeit eine bekannte und allgemeine Form der Benennung für Lebensmittel; man nannte sie auch Likendeler, d. i. Gleichteiler, weil sie die Beute unter sich zu gleichen Teilen teilten. Diese Vitalienbrüder waren in den ersten Jahren nur „ordentliche Kriegsleute“, welche zur See den Krieg eben so führten, wie er damals zu Lande geführt zu werden pflegte: das Hauptgeschäft im Kriege war die Dörfer niederzubrennen, das Gut zu rauben, Menschen als Gefangene und Vieh als Beute wegzutreiben, freilich unterschied sich diese Art Kriegsführung von Räuberei nur dadurch, dass sie offen und von ehrlichen Leuten und so lange geschah, als die Fehde angesagt und noch kein Friede geschlossen war. So lange also der Krieg mit Schweden dauerte, waren diese Züge der Vitalienbrüder nach damaligen Ansichten ganz in der Ordnung. In Detmars lübischer Chronik, herausgegeben von Grautoff, werden die ersten Vitalienbrüder ganz treffend geschildert:
In demsulven iare 1392 warp sik tosamende en sturlos volk van meniger iegen, van hoveluden, van borgeren ute velen steden, van amptluden, van buren, unde heten sik vitalienbroder. Se spreken, se wolden teen up de koninghinnen van Denemarken t o hulpe deme koninghe van Sweden, den se hadden gevangen, ene los to ridende, unde nemande nemen scolden noch beroven, sunder de dar sterkeden de koninghinnen mit gude edder mit hulpe. So bedroweden se leider de gansen see unde alle koplude unde roveden beide uppe vrunt unde viande, also dat de sconesche reise wart nedderlegget wol dre ioar.
*) Die Handlungen der Vitalienbrüder sind weitläuftig beschrieben in Reimar Kocks Chronik, im Auszuge gedruckt in den lübischen Chroniken, herausgegeben von Grautoff, I, S. 493 flgd.; jedoch leidet die Darstellung dieses Chronisten etwas an zu allgemeiner Auffassung der Seeräuberei.
Aber es war ein schlechtes Beispiel gegeben, der Gewinn lockte, und so ward, als die Zeiten sich verschlimmerten, das Unwesen allgemein und nach der Freigebung des Königs nichts anders als gemeine Seeräuberei. Mit dem Anfange des 15. Jahrh. begann nämlich zu Lande eine allgemeine Räuberei, namentlich aus der Mark gegen Mecklenburg, so dass man später die erste Hälfte des 15. Jahrh. als die bekannte Zeit bezeichnete, „in welcher man aus der Mark zu rauben pflegte“; dazu kamen in dieser Zeit die wilden und blutigen demokratischen Revolutionen in den Hansestädten.
Es ist nun eine Hauptfrage für die Geschichte, wer jene ersten Vitalienbrüder waren, so lange der Krieg mit der Königin Margarethe und die Gefangenschaft des Königs Albrecht währte. Die Masse des Schiffsvolks bestand natürlich aus gewöhnlichen Kriegs- und Seeleuten; aber es ist die Frage, wer die Anführer und Hauptleute waren. Die Frage ist sehr schwer zu beantworten, da es bei dem unstäten Seeleben der Leute natürlich an urkundlichen Nachrichten fehlt; die Geschichtsforscher haben sich mit der Beantwortung dieser Frage nicht beschäftigt, teils aus dem angeführten Grunde, teils weil sie selbst die alten Vitalienbrüder nur für gemeines Raubgesindel hielten. Auch Voigt geht, wohl aus dem letztern Grunde, auf diese Frage nicht ein, sondern sagt (a. a. O. S. 42) nur von Rambold Sanewitz und Bosse von Kaland, wie es scheint etwas spöttisch, dass „sich beide Ritter genannt.“
Wir kennen glücklicherweise eine Urkunde *), welche den Weg zu weiterer Forschung zeigt. Am Johannistage 1394 stifteten nämlich zu Stockholm Herr Rambold Sanewitz, Herr Bosse von Kaland, Ritter, Arnd Stük, Claus Mylges, Marquard Preen, Hartwig Seedorf, Lippold Rumpshagen, Heinrich Lüchow, Bertram Stockeled und der Schiffsherr Joseph, Knappen, in Vollmacht und auf Rath der „guten Leute“, die sich mit ihnen hatten belagern (bestallen) lassen öffentlich in dem Eise auf der Vörde (?) bei Dalerne, in Hoffnung auf die Bestätigung ihres lieben Herrn des Königs Albrecht und dessen, der nach ihm möchte König werden, mit ihrem eigenen Gute und mit „guter Leute Hilfe“, eine ewige Messe zu Ehren Gottes, des heiligen Kreuzes, des heiligen Blutes, des h. Georg, der h. Gertrud und aller Heiligen in einer der Kirchen (buykerke) zu Stockholm, weil Gott sie mit seiner Gnade beschirmte und bewahrte vor ihren Feinden, und bestellten zugleich den Priester Johann Osterburg, um die Messe zu halten und zu beten für ihren lieben Herrn den König, für die Seinen, für sie allesamt und für alle, welche die Messe bessern und stärken würden mit Worten, mit Willen und mit Werken.
Dies sind die Hauptleute der Vitalienbrüder, die uns auch sonst noch genannt werden. sie waren fast alle dieselben, welche ihren Mittelpunkt in Wisby hatten und in Reval einfielen, hier alles verheerend: es werden genannt Henning Manteufel, Zickow, Berkelink, Kraseke, Kule, Marquard Preen, Olav Schutte, Heino Schutte, Arnold Stuke, Nicolaus Mylges u. a. Ja, mehrere von diesen, namentlich Arnold Stuke, Nicolaus Mylges, Marquard Preen und einige andere wagten es im J. 1392 sogar, den Bischof Tordo von Strängnäs an den Seen bei Stockholm zu überfallen, auszuplündern und mit seinem Hofgesinde gefangen nach Stockholm zu führen, wo er, an Händen und Füßen gefesselt, der Bewachung des Herzogs Johann von Mecklenburg überliefert ward und so lange im Kerker saß, bis er durch ein bedeutendes Lösegeld seine Freiheit erkaufte. Der über die Vitalienbrüder deshalb ausgesprochene päpstliche Bann wirkte natürlich gar nichts. Die in der Urkunde vom 24. Juni 1304 genannten Hauptleute **) waren es auch, welche im Winter 1393-94 das bekannte und noch jetzt viel erzählte Abenteuer auf der See bestanden. Als nämlich Stockholm von den Dänen strenge belagert ward und schon große Hungersnot in der Stadt herrschte, schickten die Städte Rostock und Wismar acht mit Lebensmitteln beladene Schiffe durch die Hauptleute der Vitalienbrüder nach Stockholm. An der Küste von Schweden trat aber plötzlich eine so heftige Kälte ein, dass die Schiffe einfroren. Da nun ein stürmender Angriff der Dänen zu befürchten war, so gingen die Vitalier zur Nachtzeit ans Land, fällten hier Bäume, bauten damit um die Schiffe einen großen Wall, den sie mit Wasser begossen, und sägten und brachen das Eis umher ein. Als nun die Dänen zum Sturme heranrückten, brach unter ihnen das Eis ein und alle sanken in die Tiefe. Die kühnen Seeleute und Krieger blieben aber verschont, bis sie bei eintretendem Tauwetter in den Hafen von Stockholm einlaufen konnten. Dieses Abenteuer ist ohne Zweifel dasselbe, dessen in der Stiftungsurkunde der Messe gedacht wird. Der Plan und die Anführung wird einem wismarschen Hauptmann Hugo zugeschrieben, der jedoch in der Urkunde nicht genannt wird; vielmehr werden hier die öfter genannten Hauptleute der Vitalianer aufgeführt.
1) Vgl. Urk. Samml. Vermischte Urkunden.
2) Vgl. Voigt a. a. O. S. 41. Die Begebenheit kann wohl nicht „gegen den Ausgang des Jahres 1394“ geschehen sein, da die Messe für die Errettung Johannis im Mittensommer 1394 gestiftet ward.
So viel ist von den namhaften Hauptleuten der Vitalienbrüder bekannt. Fragt man nun darnach, was es für Leute gewesen seien, welche die Züge der Vitalienbrüder anführten, so lässt sich im voraus nach allgemeinem Überblicke die Antwort geben, dass es mecklenburgische Edelleute waren, welche die Titel Ritter und Knappe nicht aus Anmaßung führten.
Von einem der Hauptleute lässt sich durch mehrere urkundliche Entdeckungen eine sichere Nachweisung und Geschichte geben, von dem Knappen Marquard Preen. Marquard Preen gehörte zu der bekannten, alten, mecklenburgischen, adeligen Familie, welche noch jetzt blüht. Er war der Sohn des Henneke Preen, der seinen Rittersitz zu Davermoor hatte; das Gut Davermoor lag südlich von Gr. Brütz in der Grafschaft und Vogtei Schwerin, eine Meile westlich von der Stadt Schwerin, und ging am Ende des 14. Jahrh. unter; das Feld gehörte seitdem zwei Jahrhunderte als wüste Feldmark zum Dorfe Gr. Brütz und nahm seit dem Anfange des 17. Jahrh. einen neuen Rittersitz auf, welcher den Namen Gottesgabe erhielt. Die Linie der Preen auf Davermoor war stets kampflustig und gerüstet, so lange sie sich verfolgen lässt. Kaum hatte der Graf Otto von Schwerin im Anfange des J. 1357 die Augen geschlossen und der Herzog Albrecht von Mecklenburg gegen den Grafen Nicolaus von Teklenburg und dessen Sohn Otto seine Ansprüche an die Succession in die Grafschaft erhoben, als schon am 27. Juli 1357, nach einer Original-Urkunde, „Henneke und seine Söhne Johann, Heinrich und Gottschalk, Knappen, geheißen Preen von dem Davermore“, welche bisher Vasallen der Grafen von Schwerin gewesen waren, mit allen ihren Verwandten (frunden), die sie bestimmen konnten (de wy vormoghen), auf Rat ihrer nächsten Angehörigen (negesten) sich dem Herzoge Albrecht zu Dienste gaben und setzten, also dass sie ihm dienen und helfen wollten mit ihrer ganzen Macht gegen jedermann, namentlich gegen den Grafen von Teklenburg und die Schwerinschen und ihre Helfer.
Marquard Preen muss damals entweder außerhalb Landes oder noch ein Knabe gewesen sein, als sein Vater mit seinen erwachsenen Söhnen sich für die mecklenburgischen Herzoge erklärte; er erscheint aber schon nach zehn Jahren auf dem Schauplatze. Unter dem Herzoge Albrecht hatten die von ihm so sehr begünstigten Städte ungewöhnliche Kraft, Selbstständigkeit und Bedeutsamkeit gewonnen, und das Gefühl derselben hatte sich auch andern Städten mitgeteilt, die nicht grade unter seiner Herrschaft standen; namentlich übten die werleschen Städte, je mehr sie häufig von schwachen Fürsten vernachlässigt wurden, nicht selten eine scharfe, eigenmächtige Justiz. So hatten die Bürger der Stadt Güstrow den Hans Preen, einen Sohn des Henneke Preen auf Davermoor, wir wissen nicht bei welcher Gelegenheit, aber wahrscheinlich auf einem Raubzuge gefangen und demselben vor Güstrow den Kopf abgeschlagen. Am 29. Jan. 1367 mussten sein Vater Henneke Preen und dessen Sohn Marquard Preen, die wahrscheinlich auch gefangen gewesen waren, dem Fürsten Lorenz von Werle und dem Rath und der Bürgerschaft der Stadt Güstrow Urfehde schwören und geloben, wegen dieser Angelegenheit nimmer gegen den Fürsten und besonders gegen die Stadt Güstrow Ansprüche oder Gewalttat zu erheben; für die unverbrüchliche Haltung dieser Sühne mussten alle ihre „Vettern“ und Verwandte, welche in zahlreichen Linien namentlich aufgeführt sind, bürgen; Henneke und Marquard Preen führten das bekannte v. Preensche Siegel mit drei Pfriemen (plattdeutsch-prên) im Wappen.
Hiermit ist die Stellung des Marquard Preen genau und bestimmt nachgewiesen. sein Vater ist wohl ohne Zweifel derselbe, welcher sich 1357 zu dem Herzoge Albrecht wandte, und sein kurz vor dem J. 1367 geköpfter Bruder Hans der älteste Sohn Hennekes, welcher 1367 Johann genannt wird; von den beiden anderen Söhnen Hennekes, von Heinrich und Gottschalk, ist nicht weiter die Rede.
Darauf erscheint Marquard Preen, dessen Vater sich so früh und kräftig dem Fürstenhause Mecklenburg angeschlossen hatte, als Hauptmann der Vitalienbrüder, so lange diese noch die Befreiung des Königs Albrecht und die Verproviantierung der Hauptstadt Stockholm zum Zweck hatten: 1392 vor Oesel und Reval, 1393 vor Stockholm, 1394 in Stockholm. Mit der Befreiung des Königs verschwindet nicht allein Marquard Preen aus der Geschichte, sondern auch die ganze Linie seines Geschlechts, deren Rittersitz Davermoor wohl ohne Zweifel bald darauf zerstört ward, da er schon im J. 1425 als wüste Feldmark genannt wird. Marquard Preen wird in der Fremde oder auf der See sein Leben beschlossen haben.
Marquard Preen war also ohne Zweifel, nach urkundlichen Aussagen ein mecklenburgischer Edelmann. Aber auch von andern seiner Genossen lässt sich dasselbe nachweisen.
Der Ritter Bosse von Kaland war ebenfalls ein Mecklenburger. Die Familie von Kaland war eine alte, jetzt ausgestorbene, mecklenburgische adelige Familie, welche von der mecklenburgischen Stadt und Fürstenburg Kaland, oder jetzt Kahlen oder Kahlden, den Namen trug. Der Vorname Borchard, oder das Diminutiv desselben Bosse für Knappen, war in der Familie sehr gebräuchlich. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. teilte sich die Familie in drei Linien nach den Gütern Rey, Sukow und Vinkenthal, welche alle in der Nähe der Stadt Kalen und des Klosters Dargun liegen; das Gut Rey war noch am Ende des 17. Jahrh. im Besitze der Familie. In der Linie Sukow lebte im J. 1360 ein Knappe Borchard von Kalant und in der Linie Vinkenthal im J. 1392 ein Knappe Bosse von Kaland; der letztere wird der Hauptmann der Vitalienbrüder sein, da er sich um diese Zeit seiner Güter entäußerte und durch seine Frau Geld aufnahm. Am 4. Nov. 1387 verkaufte, nach einer ungedruckten Urkunde, „Bosse von dem Kalande, Hermanns Sohn, der zu Vinkenthal gewohnt hatte, seines rechten Vaters Erbe (mynes rechten vader erue), zwei Hufen zu Vinkenthal.“ Am 10. Sept. 1392 erteilte der Herzog Johann von Mecklenburg, zu Wismar, auf Rat der Räte des Königs Albrecht, welcher ihm die Regierung des Landes übertragen hatte, „dem Busse von dem Kalande“ die Freiheit, das halbe Gut Stove, welches seiner Ehefrau, Gottschalks von Stove Tochter, aus der väterlichen Erbschaft zugefallen war, nach seinem Belieben zu verpfänden oder zu verkaufen, und am 2. Okt. 1392 bezeugt der Herzog Johann, dass Sigrit, „Busse von Kalands Weib“, vor ihm aufgelassen habe ihr väterliches Erbe, nämlich die Hälfte des Dorfes und Hofes Stove, welches sie an Johann Bassewitz und Bernd Dume zum brauchlichen Pfande überlassen hatte. Aus allen diesen Veräußerungen geht hervor, dass Bosse von Kalant zu besondern Unternehmungen Geld gebrauchte und aufnahm und sogar seine Frau ihr Erbteil verpfänden musste; er scheint bei dieser Verpfändung schon außerhalb Landes gewesen zu sein. Wann und wo er Ritter geworden ist, ist nicht bekannt; um Michaelis des J. 1392 war er es noch nicht, wenigstens war es im Lande nicht bekannt, da es sonst in den Urkunden sicher ausgesprochen sein würde.
Eben so waren die meisten andern Hauptleute der Vitalienbrüder mecklenburgische Edelleute.
Lippold Rumpeshagen, von dem bei Penzlin belegenen Gute gleiches Namens so genannt, war ein Glied einer bekannten rittermäßigen Familie Mecklenburgs, welche jedoch nicht sehr ausgebreitet war und im 17. Jahrh. ausgestorben ist.
Arnd Stük, nach dem Gute gleiches Namens in der Nähe von Schwerin, gehört einer alten mecklenburgischen Ritterfamilie an, welche schon im J. 1171 genannt wird und im 15. Jahrh. ausstarb. Die Hauptfeste der Stük war Kützin (Pf. Körchow, bei Wittenburg), welche im J. 1349 zugleich mit den v. Züleschen Festen Neuenkirchen, Tessin und Camin von den Lübeckern gebrochen ward: 1349 wunnen se de vestene Koessyn, de horde to dem van Stuken (Detmar Lüb. Chron.). Das Gut Stük war schon 1440 im Besitze der Familie Raven.
Heinrich Lüchow, von dem Gute gleiches Namens bei Kaien, war ein Glied einer mecklenburgischen rittermäßigen Familie, welche wenig genannt wird und mit dem Ende des 14. Jahrh., vielleicht mit diesem Heinrich, ausstarb.
Bertram Stokeled (Stokvlet?) wird auch aus einer mecklenburgischen Familie stammen, da der Name einige Male in der mecklenburgischen Ritterschaft genannt wird.
Henning Manteuffel gehört zu der noch blühenden Familie, welche im Mittelalter ihre Wohnsitze im Lande Stargard hatte.
Kule gehört auch einer mecklenburgischen Familie an, welche jedoch nicht sehr verbreitet war.
Moltke, der im J. 1395 von den Stralsundern gefangen und enthauptet ward, war ein Glied, der bekannten großen mecklenburgischen Familie, die schon im 14. Jahrh. auch in Dänemark ansässig war und hier in großem Ansehen stand.
Andere lassen sich mit geringerer Sicherheit nachweisen, wie die Schütte, Seedorp, jedoch klingen die Namen sehr mecklenburgisch und kommen öfter unter verschiedenen Verhältnissen in Mecklenburg vor.
Einige Hauptleute, wie der Ritter Rambold Sanewitz, lassen sich noch nicht nachweisen; es mögen aber auch einige Namen falsch gelesen sein.
Es ist also keinem Zweifel unterworfen, dass bei weitem die Mehrzahl der ersten Hauptleute der eigentlichen Vitalienbrüder mecklenburgischen rittermäßigen Familien angehörte. Alle diese Hauptleute der Vitalienbrüder wirkten so lange, als die Gefangenschaft des Königs Albrecht dauerte: mit dem J. 1395 verschwinden sie aus der Geschichte.
Mit dem J. 1394 traten zuerst jene berüchtigten Seeräuber auf, namentlich Claus Störtebeker, welche so viele Jahre die See völlig unsicher machten und deren Zweck allein Raub war. Diese bloßen Seeräuber sind mit den Vitalienbrüdern nicht zu verwechseln, wie es von den Chronisten wohl öfter geschehen ist. Claus Störtebeker war wahrscheinlich ein Einwohner der Stadt Wismar.
*****************
Ein anderes wichtiges Element in der Bewegung von der Mitte der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. lag in der Erstarkung der Städte, welche bei dem regen Leben oft in gewalttätigen Übermut und in eigenmächtige Selbsthilfe ausartete. Es waren nicht allein die Seestädte, sondern auch die Landstädte, welche ihre Kraft oft auf eine etwas ungemessene Weise äußerten, namentlich die Städte des Fürstentums Werle, welches häufige Landesteilungen und oft schwache Fürsten hatte. So hatten z. B. die Bürger der Stadt Malchin im J. 1372 das dortige fürstliche Schloss gebrochen und die Fürsten mussten die Schlossstätte an die Stadt verkaufen; im J. 1385 vereinigten sich die Seestädte mit dem Könige Albrecht, um die gefährlichsten Ritterburgen zu brechen, unter diesen auch die Burg Schorssow: bei dieser Gelegenheit erschlugen die Malchiner Bürger den Maltzan auf Schorssow zu Faulenrost.
Dergleichen Beispiele kommen in dieser Zeit öfter vor. Die Entdeckung einiger interessanter Urkunden im Archive der Stadt Güstrow gibt mir die Gelegenheit, bei der Untersuchung über die Herkunft und die Stellung der Vitalienbrüder hier einige bisher unbekannte Beispiele in die Geschichte einzuführen, um so mehr als sie mit der obigen Darstellung in gewissem Zusammenhange stehen.
Im J. (1366) hatten die Bürger der Stadt Güstrow einen Strauß mit den fehdelustigen Preen auf Davermoor gehabt und dem Hans Preen, einem Bruder des nachmaligen Vitalienbruderhauptmanns Marquard Preen, vor Güstrow den Kopf abgeschlagen; am 29. Jan. 1367 musste der Vater Henneke Preen auf Davermoor mit seinem Sohne Marquard der Stadt Güstrow und dem Fürsten Lorenz von Werle Urfehde schwören und sämtliche Vettern der Familie mussten Bürgschaft dafür leisten. Im J. 1373 hatten die Bürger der Stadt Güstrow dem Bernd Gamm seine Burg Bülow bei Güstrow „zerhauen und zerbrochen“ und ihn selbst gefangen genommen; auch er musste am 11. Sept. 1373 der Stadt und dem Fürsten Urfehde schwören.
Solche Beispiele, die in jener Zeit nicht sehr selten sein werden, werfen ein sehr helles Licht auf die damaligen Rechtszustände und geben den Beweis, dass es gegen das Ende des 14. Jahrh. auf dem Lande nicht viel sicherer war, als auf der See.
In den Beiträgen zur Geschichte der Vitalienbrüder habe ich in Jahrb. XV, S. 57 und 61 ausgesprochen und zu beweisen gesucht, dass die Hauptleute der Vitalienbrüder, so lange die Gefangenschaft des Königs Albrecht dauerte, mecklenburgische Edelleute waren, welche die Befreiung des Königs zu erreichen strebten, und dass die berüchtigten, eigentlichen Seeräuber erst nach der Befreiung auftraten. Dieser Ausspruch wird in seinem ersten Teile richtig sein, leidet jedoch in seinem zweiten Teile wohl eine Beschränkung. Es ist nämlich nicht zu bezweifeln, dass, so lange die Befreiung des Königs beabsichtigt ward, die mecklenburgischen Vitalienbrüder in offener, angesagter Fehde eine rechtlich anerkannte Kaperei trieben; es ist aber auch gewiss, dass manche von ihnen auch nach der Befreiung des Königs die Kaperei nicht aufgaben, sondern, wie die berüchtigten Seeräuber, das Handwerk der Seeräuberei noch lange forttrieben. Dies beweiset eine Stelle in Burmeisters Altertümern des Wismarschen Stadtrechts, S. 85 flgd., welche ich bei meinen Forschungen übersehen hatte. Es heißt nämlich in dem hanseatischen Recesse vom J. 1422:
Item sanden de stede ichtes welk râdessendebôde to der Wismer, umme de Russen dârsulues uptonemende to Lubeke vôr de gemeyne stede. Unde alse do de Russen vôr de stede quêmen, do vrâgeden de gemeyne stede, aldus se hadden wol vornômen, dat en schâde geschên were unde in der Nu berôved weren, dat were ene trûweliche leyt, unde were eres gûdes wes gekômen in de stede efte anderswôr, dâr de stede macht ôver hadden, dâr wolden se en recht ôver geven na der crûcekussinge. Hyr up antworden de Russen unde beclâgeden sick, dat se berôved und genômen worden in der Nu 1), dat hadde gedâen Vicke van Vitzen, Hinricus Tamenitze [Tarneuitze?], Vicke Stralendorp unde Wulff Lembeke unde ere medehulpere unde hadden se gevôred van dâr up ander holme in de zolten see na unser gissinge uppe Mone, unde dâr hadden se dat gûd gedêlet und dêden de drê dêl vaft dem gûde in dat grôte schip unde dat vêrendêl in eyne snicken unde zegelden do mit eren schepen unde gûde in Denemarken, unde wes se dârût nêmen efte nicht, des enwisten de Russen nicht, unde de Russen wurden van dâr wedder gevôred up eyn slot gehêten to den Ekhove int land van Mekelenborch, van der Wismar II mîle gelegen, unde dat grote schip quam to der Wismar, dâer was dat schip ûtgesegeld unde hôrde dâr to hûs. Vortmer vrâgeden de stede de Russen, efte se ôk vorscreuen wol vel gûdes in den schepen were, dat to der Wismar quam, edder wes ere gûd ôk anders wôr gekômen were in de stede gewold, dâr antworden de Russen, alse to: Se worden ûte deme leddighen schepe gesad by Rozstok uppe dat land unde worden van dâer to slote gevôred uppe wâgenen, dârumme enkonden se ny beschêd dâr mete van wêten, ôver dat dat schip tôr Wismer gekômen were, unde dâr were it ûtgemâket; dâr enbôven do deRussen to dep Wismer quêmen, do sêgen se ere rôvere uppe der strâten gân, de ere gerede unde caliten drôgen; ôk hadden se ênen sittende in deme torne, de ze gewundet unde geslâgen hadden, den lêten se ute deme torne unde lêten ene lôs. - - - - Vortmer antworden (de van der Wismar), - - - se hadden mit grôten kosten unde arbeyde unde hulpe erer heren unde vrunde dat so vere gebracht, dat se de Russen wedder koften van den rôveren, dâr se, ghevangen sêten unde hadden vôr se gegeven - - wol up dûsend marc lub. - - - Mêr de rôvere, de en dat gûd genômen hadden, de enweren in der stede gewalt nicht, mêr se weren beseten under ander vorsten unde heren, dâr de stede nyne macht ôver haddern.
Hieraus geht bestimmt hervor, dass auch noch nach der Befreiung des Königs Albrecht mecklenburgische Edelleute sich mit Seeräuberei beschäftigten, wie zu jener Zeit die märkischen Edelleute Landraub trieben. Detmar und Corner erzählen außerdem ausdrücklich, dass die Vitalienbrüder sich nach der Befreiung des Königs noch ein Jahr lang an den östlichen Küsten der Ostsee umhergetrieben hätten. Vgl. Grautoff's Lüb. Chron. I, S. 370 - 371.
Vicke von Vitzen und Vicke Stralendorp gehörten bekannten mecklenburgischen Geschlechtern an, und Hinricus Tamenitze ist ohne Zweifel ein Tarnewitz aus der bekannten, jetzt ausgestorbenen Familie (vgl. Jahrb. XIII, S. 393 flgd.). Das Schloss Ekhov ist das bekannte Eickhof bei Warin. Wenn auch diese Familien in anderen Ländern Güter haben mochten, wie z. B. die Vietzen öfter in den nordischen Reichen vorkommen, so gibt doch die bekannte Burg Eickhof den sicheren Beweis, dass diese Räuber Mecklenburger waren. Wer damals Eickhof, welches im 14. und 15. Jahrh. seine Besitzer häufig wechselte, besaß, hat sich noch nicht ermitteln lassen; die v. Lützow wurden erst am Ende des 15. Jahrh. damit belehnt.
Die mecklenburgische Familie von Vietzen war stark in der nordischen Angelegenheit beteiligt. Wir besitzen darüber eine sehr willkommene Nachricht in Detmar's Lüb. Chronik, herausgeg. von Grautoff, I, S. 346:
1389. In demsulven iare degedinghede vrouwe Margarita, koninghinne to Norwegen, mit Clawese van Vitzen umme de slote Kalmeren unde Suluerborch: dit sint twe slote, dar deme koninkrike to Sweden grot macht an licht. Desse twe slote hadde Clawes na sines vader dode alse sine ervesone, wente sin vader her Vicke van Vitze blef dot in deme stride, do de konink van Sweden gevangen wart, also vore schreven steyt. Clawes dêde de slote der koninghinnen na deme, alse dat ghedegedinget wart, wente he don moste, alse he mochte na deme, dat eme dat over de hand gheleghen was, unde quam na der tyd wedder hir tho lande, sines vaders erve tho besittende.
Hiernach war einer der Ritter des Königs Albrecht von Schweden der Ritter Vicke von Vietzen. Er fiel 1389 in der Schlacht von Axenwalde, in welcher der König Albrecht gefangen ward. Er hatte von dem Könige als Pfand die beiden Schlösser Kalmar und Silberberg, welche zu den festesten Schlössern Schwedens gehörten. Nach einer urkundlichen Nachricht im Schweriner Archive „verglich sich Vicke von Vietzen am Mittwoch vor S. Margarethe 1375 mit dem Herzoge Albrecht von Mecklenburg dahin, dass, wenn Boo Jonssen und seine Mitverwandten dem Herzoge 4.000 löthige Mark erlegen würden, Vicke von aller Rechenschaft befreiet sein solle, womit er dem Herzoge von wegen des Schlosses und der Vogtei Kalmar, so ihm verpfändet gewesen, verpflichtet sein möchte; wenn aber solche Erlegung unterbleiben würde, solle er Rechnung zu tun schuldig sein". - Die Schlösser Kalmar und Silberberg, welche er jedoch 1389 besaß, gingen auf seinen Sohn Claus von Vietzen über, welcher sie der Königin abtreten musste. Dieser ging darnach auf seine väterlichen Erbgüter zurück. Höchst wahrscheinlich war dessen Sohn Vicke von Vietzen (ein Bruder eines Ritters Claus), welcher sich noch im J. 1422 mit Seeräuberei beschäftigte. Die Genealogie würde also sein:
Von den in Jahrb. XV, S. 56 und 61 unter den Vitalienbrüdern aufgeführten und noch nicht nachgewiesenen mecklenburgischen Edelleuten, mögen sich Heine Schutte und Olav Schutte verfolgen lassen, welche vielleicht aus dem im Lande Grevismühlen auf den Gütern Schwansee, Kalkhorst, Nienhagen, Dönkendorf angesessenen Geschlechte der Schosse, Schotze oder Schutze stammten und den oben genannten v. Tarnewitz nahe wohnten.
*) Vgl. Albrecht der zweite, Herzog von Mecklenburg, und die norddeutschen Landfrieden, von G. C. F. Lisch, 1865, und Jahrb. VI. S. 1 flgd., S. 49 flgd., S. 281.
Albrecht der Große starb nach einer fünfzigjährigen, ruhm- und segensreichen Regierung im Jahr 1379, und mit seinem Scheiden floh der Engel des Friedens aus dem Lande. Die Ritterschaft, auf den Glanz und den Einfluss der Städte eifersüchtig und der Segnungen des Friedens müde, fing an, von dem damals geltenden Fehderechte oft eigenmächtig und ungerechter Weise Gebrauch zu machen; die Städte, auch die Landstädte, der Plackereien ungewohnt, griffen zu den Waffen und übten oft harte Selbsthilfe und Gewalt.
Zwar suchte Albrechts ältester Sohn Heinrich dem Unwesen zu steuern und führte das Schwert der Gerechtigkeit nicht umsonst: er ließ jeden Gewalttätigen ohne Ausnahme und ohne Gnade henken und soll oft selbst auf den Landstraßen die Schlinge um den Hals der eingeholten Verbrecher geworfen haben, weshalb er auch der Henker genannt wird; aber seine unerbittliche Strenge tat nicht gut, und der Tod raffte ihn schon im Jahr 1383 dahin.
Schon während dieser Zeit erblicken wir den nordischen und norddeutschen Adel, durch die Verbindung mit Schweden an das Seeleben gewöhnt, öfter auf dem Meere und hier nicht selten das Gewerbe der Seeräuberei treiben; der Adel übertrug sein Fehdeleben vom Lande auf die See. Die Eifersucht des Adels gegen die Städte war ohne Zweifel die Veranlassung zu dem feindlichen Benehmen des Adels zu Lande und zur See und namentlich zu der ungewohnten Erscheinung, dass der Adel auf See ging. Die lübische Chronik von Detmar, herausgegeben von Grautoff, I, S. 373, sagt bei der Beschreibung der Feste nach der Befreiung des Königs Albrecht ganz klar:
In dem vastelavende dessulven iares 1396 do helt de koning van Sweden enen groten hoff to Zwerin. — — In deme hove was grot vroude unde hoverent, als de wise is in vorsten hoven; ok wart dar vele quades betrachtet up der stede arch, also men dat wol na bevant.
Nach Heinrichs des Henkers Tode war Mecklenburg sehr übel beraten. Die im Lande residierenden Fürsten waren teils zu alt, teils zu schwach, teils zu jung, um das Staatsruder zu lenken, und der König Albrecht von Schweden war zu kraftlos, um sich gegen innere und äußere Feinde behaupten zu können. Er verlor in der Schlacht von Axenwalde am 24. Febr. 1389 Krone und Freiheit an die Königin Margarethe von Dänemark und musste seine politische Leichtfertigkeit bis zum Sept. 1395 mit dem Verluste der Freiheit büßen.
Die Befreiung des gefangenen Königs Albrecht war nun mehrere Jahre hindurch die Losung zur allgemeinen Bewegung in Norddeutschland; teils war es das eigene Interesse, da die Seestädte ihre wichtigsten, kaum erworbenen Handelsprovinzen und die Ritter einen glänzenden Hof verloren hatten, teils war es politische Begeisterung für die deutsche Monarchie, die im Norden eine Zeit lang so glänzende Eroberungen gemacht hatte, welche eine seltene, allgemeine Erhebung hervorrief. Noch war nicht Alles verloren: dem Könige Albrecht war die Hauptstadt Stockholm treu geblieben, wo seines verstorbenen Bruders Magnus Sohn, der junge Herzog Johann, die königliche Regierung fortführte, jedoch von der Königin Margarethe belagert war. Der greise Herzog Johann von Mecklenburg-Stargard, der Vaterbruder des Königs, der sich der Regierung der verlassenen Mecklenburgischen Lande angenommen hatte, suchte auch in Schweden zu retten, was möglich war: er unternahm zwei Male einen Seezug, um Stockholm zu entsetzen, beide Male ohne Erfolg.
Da griffen die Seestädte Rostock und Wismar zu dem letzten Mittel, den dänischen Feind zu vernichten, nämlich ihn durch ein Übermaß kleiner Plackereien und Überfälle zu entkräften. Noch war die politische Begeisterung wach und bei allen Ständen die Neigung lebendig, den durch ein Weib an Mecklenburg verübten Schimpf auszulöschen. Die Städte Rostock und Wismar gaben im Jahr 1392 Kaperbriefe aus, d. h. sie verkündeten allen Parteigängern, die sich auf eigene Gefahr gegen die drei nordischen Reiche ausrüsten wollten, Sicherheit für ihre Schiffe und die von ihnen geraubten Güter. Alsbald wimmelte die See von Kaperschiffern, die mit herzhaften, kühnen Gesellen bemannt waren und jedes Schiff aufbrachten, das nur einigermaßen mit den nordischen Reichen in Verkehr zu stehen schien; gegen Lübecks Flagge war die Kaperei nicht weniger gerichtet, da man Lübeck eines heimlichen Einverständnisses mit der Königin beschuldigte und man, wohl nicht ganz mit Unrecht, annahm, dass diese Stadt besondere Verbindungen mit Skandinavien anknüpfen wollte. Diese politischen Freibeuter bildeten bald unter einem neuen Namen eine politisch anerkannte Macht. Man nannte sie Vitalienbrüder *), weil sie zunächst besonders das belagerte Stockholm mit Vitalien, d. i. Victualien oder Lebensmitteln, versehen wollten: „Vitalien“ ist in alter Zeit eine bekannte und allgemeine Form der Benennung für Lebensmittel; man nannte sie auch Likendeler, d. i. Gleichteiler, weil sie die Beute unter sich zu gleichen Teilen teilten. Diese Vitalienbrüder waren in den ersten Jahren nur „ordentliche Kriegsleute“, welche zur See den Krieg eben so führten, wie er damals zu Lande geführt zu werden pflegte: das Hauptgeschäft im Kriege war die Dörfer niederzubrennen, das Gut zu rauben, Menschen als Gefangene und Vieh als Beute wegzutreiben, freilich unterschied sich diese Art Kriegsführung von Räuberei nur dadurch, dass sie offen und von ehrlichen Leuten und so lange geschah, als die Fehde angesagt und noch kein Friede geschlossen war. So lange also der Krieg mit Schweden dauerte, waren diese Züge der Vitalienbrüder nach damaligen Ansichten ganz in der Ordnung. In Detmars lübischer Chronik, herausgegeben von Grautoff, werden die ersten Vitalienbrüder ganz treffend geschildert:
In demsulven iare 1392 warp sik tosamende en sturlos volk van meniger iegen, van hoveluden, van borgeren ute velen steden, van amptluden, van buren, unde heten sik vitalienbroder. Se spreken, se wolden teen up de koninghinnen van Denemarken t o hulpe deme koninghe van Sweden, den se hadden gevangen, ene los to ridende, unde nemande nemen scolden noch beroven, sunder de dar sterkeden de koninghinnen mit gude edder mit hulpe. So bedroweden se leider de gansen see unde alle koplude unde roveden beide uppe vrunt unde viande, also dat de sconesche reise wart nedderlegget wol dre ioar.
*) Die Handlungen der Vitalienbrüder sind weitläuftig beschrieben in Reimar Kocks Chronik, im Auszuge gedruckt in den lübischen Chroniken, herausgegeben von Grautoff, I, S. 493 flgd.; jedoch leidet die Darstellung dieses Chronisten etwas an zu allgemeiner Auffassung der Seeräuberei.
Aber es war ein schlechtes Beispiel gegeben, der Gewinn lockte, und so ward, als die Zeiten sich verschlimmerten, das Unwesen allgemein und nach der Freigebung des Königs nichts anders als gemeine Seeräuberei. Mit dem Anfange des 15. Jahrh. begann nämlich zu Lande eine allgemeine Räuberei, namentlich aus der Mark gegen Mecklenburg, so dass man später die erste Hälfte des 15. Jahrh. als die bekannte Zeit bezeichnete, „in welcher man aus der Mark zu rauben pflegte“; dazu kamen in dieser Zeit die wilden und blutigen demokratischen Revolutionen in den Hansestädten.
Es ist nun eine Hauptfrage für die Geschichte, wer jene ersten Vitalienbrüder waren, so lange der Krieg mit der Königin Margarethe und die Gefangenschaft des Königs Albrecht währte. Die Masse des Schiffsvolks bestand natürlich aus gewöhnlichen Kriegs- und Seeleuten; aber es ist die Frage, wer die Anführer und Hauptleute waren. Die Frage ist sehr schwer zu beantworten, da es bei dem unstäten Seeleben der Leute natürlich an urkundlichen Nachrichten fehlt; die Geschichtsforscher haben sich mit der Beantwortung dieser Frage nicht beschäftigt, teils aus dem angeführten Grunde, teils weil sie selbst die alten Vitalienbrüder nur für gemeines Raubgesindel hielten. Auch Voigt geht, wohl aus dem letztern Grunde, auf diese Frage nicht ein, sondern sagt (a. a. O. S. 42) nur von Rambold Sanewitz und Bosse von Kaland, wie es scheint etwas spöttisch, dass „sich beide Ritter genannt.“
Wir kennen glücklicherweise eine Urkunde *), welche den Weg zu weiterer Forschung zeigt. Am Johannistage 1394 stifteten nämlich zu Stockholm Herr Rambold Sanewitz, Herr Bosse von Kaland, Ritter, Arnd Stük, Claus Mylges, Marquard Preen, Hartwig Seedorf, Lippold Rumpshagen, Heinrich Lüchow, Bertram Stockeled und der Schiffsherr Joseph, Knappen, in Vollmacht und auf Rath der „guten Leute“, die sich mit ihnen hatten belagern (bestallen) lassen öffentlich in dem Eise auf der Vörde (?) bei Dalerne, in Hoffnung auf die Bestätigung ihres lieben Herrn des Königs Albrecht und dessen, der nach ihm möchte König werden, mit ihrem eigenen Gute und mit „guter Leute Hilfe“, eine ewige Messe zu Ehren Gottes, des heiligen Kreuzes, des heiligen Blutes, des h. Georg, der h. Gertrud und aller Heiligen in einer der Kirchen (buykerke) zu Stockholm, weil Gott sie mit seiner Gnade beschirmte und bewahrte vor ihren Feinden, und bestellten zugleich den Priester Johann Osterburg, um die Messe zu halten und zu beten für ihren lieben Herrn den König, für die Seinen, für sie allesamt und für alle, welche die Messe bessern und stärken würden mit Worten, mit Willen und mit Werken.
Dies sind die Hauptleute der Vitalienbrüder, die uns auch sonst noch genannt werden. sie waren fast alle dieselben, welche ihren Mittelpunkt in Wisby hatten und in Reval einfielen, hier alles verheerend: es werden genannt Henning Manteufel, Zickow, Berkelink, Kraseke, Kule, Marquard Preen, Olav Schutte, Heino Schutte, Arnold Stuke, Nicolaus Mylges u. a. Ja, mehrere von diesen, namentlich Arnold Stuke, Nicolaus Mylges, Marquard Preen und einige andere wagten es im J. 1392 sogar, den Bischof Tordo von Strängnäs an den Seen bei Stockholm zu überfallen, auszuplündern und mit seinem Hofgesinde gefangen nach Stockholm zu führen, wo er, an Händen und Füßen gefesselt, der Bewachung des Herzogs Johann von Mecklenburg überliefert ward und so lange im Kerker saß, bis er durch ein bedeutendes Lösegeld seine Freiheit erkaufte. Der über die Vitalienbrüder deshalb ausgesprochene päpstliche Bann wirkte natürlich gar nichts. Die in der Urkunde vom 24. Juni 1304 genannten Hauptleute **) waren es auch, welche im Winter 1393-94 das bekannte und noch jetzt viel erzählte Abenteuer auf der See bestanden. Als nämlich Stockholm von den Dänen strenge belagert ward und schon große Hungersnot in der Stadt herrschte, schickten die Städte Rostock und Wismar acht mit Lebensmitteln beladene Schiffe durch die Hauptleute der Vitalienbrüder nach Stockholm. An der Küste von Schweden trat aber plötzlich eine so heftige Kälte ein, dass die Schiffe einfroren. Da nun ein stürmender Angriff der Dänen zu befürchten war, so gingen die Vitalier zur Nachtzeit ans Land, fällten hier Bäume, bauten damit um die Schiffe einen großen Wall, den sie mit Wasser begossen, und sägten und brachen das Eis umher ein. Als nun die Dänen zum Sturme heranrückten, brach unter ihnen das Eis ein und alle sanken in die Tiefe. Die kühnen Seeleute und Krieger blieben aber verschont, bis sie bei eintretendem Tauwetter in den Hafen von Stockholm einlaufen konnten. Dieses Abenteuer ist ohne Zweifel dasselbe, dessen in der Stiftungsurkunde der Messe gedacht wird. Der Plan und die Anführung wird einem wismarschen Hauptmann Hugo zugeschrieben, der jedoch in der Urkunde nicht genannt wird; vielmehr werden hier die öfter genannten Hauptleute der Vitalianer aufgeführt.
1) Vgl. Urk. Samml. Vermischte Urkunden.
2) Vgl. Voigt a. a. O. S. 41. Die Begebenheit kann wohl nicht „gegen den Ausgang des Jahres 1394“ geschehen sein, da die Messe für die Errettung Johannis im Mittensommer 1394 gestiftet ward.
So viel ist von den namhaften Hauptleuten der Vitalienbrüder bekannt. Fragt man nun darnach, was es für Leute gewesen seien, welche die Züge der Vitalienbrüder anführten, so lässt sich im voraus nach allgemeinem Überblicke die Antwort geben, dass es mecklenburgische Edelleute waren, welche die Titel Ritter und Knappe nicht aus Anmaßung führten.
Von einem der Hauptleute lässt sich durch mehrere urkundliche Entdeckungen eine sichere Nachweisung und Geschichte geben, von dem Knappen Marquard Preen. Marquard Preen gehörte zu der bekannten, alten, mecklenburgischen, adeligen Familie, welche noch jetzt blüht. Er war der Sohn des Henneke Preen, der seinen Rittersitz zu Davermoor hatte; das Gut Davermoor lag südlich von Gr. Brütz in der Grafschaft und Vogtei Schwerin, eine Meile westlich von der Stadt Schwerin, und ging am Ende des 14. Jahrh. unter; das Feld gehörte seitdem zwei Jahrhunderte als wüste Feldmark zum Dorfe Gr. Brütz und nahm seit dem Anfange des 17. Jahrh. einen neuen Rittersitz auf, welcher den Namen Gottesgabe erhielt. Die Linie der Preen auf Davermoor war stets kampflustig und gerüstet, so lange sie sich verfolgen lässt. Kaum hatte der Graf Otto von Schwerin im Anfange des J. 1357 die Augen geschlossen und der Herzog Albrecht von Mecklenburg gegen den Grafen Nicolaus von Teklenburg und dessen Sohn Otto seine Ansprüche an die Succession in die Grafschaft erhoben, als schon am 27. Juli 1357, nach einer Original-Urkunde, „Henneke und seine Söhne Johann, Heinrich und Gottschalk, Knappen, geheißen Preen von dem Davermore“, welche bisher Vasallen der Grafen von Schwerin gewesen waren, mit allen ihren Verwandten (frunden), die sie bestimmen konnten (de wy vormoghen), auf Rat ihrer nächsten Angehörigen (negesten) sich dem Herzoge Albrecht zu Dienste gaben und setzten, also dass sie ihm dienen und helfen wollten mit ihrer ganzen Macht gegen jedermann, namentlich gegen den Grafen von Teklenburg und die Schwerinschen und ihre Helfer.
Marquard Preen muss damals entweder außerhalb Landes oder noch ein Knabe gewesen sein, als sein Vater mit seinen erwachsenen Söhnen sich für die mecklenburgischen Herzoge erklärte; er erscheint aber schon nach zehn Jahren auf dem Schauplatze. Unter dem Herzoge Albrecht hatten die von ihm so sehr begünstigten Städte ungewöhnliche Kraft, Selbstständigkeit und Bedeutsamkeit gewonnen, und das Gefühl derselben hatte sich auch andern Städten mitgeteilt, die nicht grade unter seiner Herrschaft standen; namentlich übten die werleschen Städte, je mehr sie häufig von schwachen Fürsten vernachlässigt wurden, nicht selten eine scharfe, eigenmächtige Justiz. So hatten die Bürger der Stadt Güstrow den Hans Preen, einen Sohn des Henneke Preen auf Davermoor, wir wissen nicht bei welcher Gelegenheit, aber wahrscheinlich auf einem Raubzuge gefangen und demselben vor Güstrow den Kopf abgeschlagen. Am 29. Jan. 1367 mussten sein Vater Henneke Preen und dessen Sohn Marquard Preen, die wahrscheinlich auch gefangen gewesen waren, dem Fürsten Lorenz von Werle und dem Rath und der Bürgerschaft der Stadt Güstrow Urfehde schwören und geloben, wegen dieser Angelegenheit nimmer gegen den Fürsten und besonders gegen die Stadt Güstrow Ansprüche oder Gewalttat zu erheben; für die unverbrüchliche Haltung dieser Sühne mussten alle ihre „Vettern“ und Verwandte, welche in zahlreichen Linien namentlich aufgeführt sind, bürgen; Henneke und Marquard Preen führten das bekannte v. Preensche Siegel mit drei Pfriemen (plattdeutsch-prên) im Wappen.
Hiermit ist die Stellung des Marquard Preen genau und bestimmt nachgewiesen. sein Vater ist wohl ohne Zweifel derselbe, welcher sich 1357 zu dem Herzoge Albrecht wandte, und sein kurz vor dem J. 1367 geköpfter Bruder Hans der älteste Sohn Hennekes, welcher 1367 Johann genannt wird; von den beiden anderen Söhnen Hennekes, von Heinrich und Gottschalk, ist nicht weiter die Rede.
Darauf erscheint Marquard Preen, dessen Vater sich so früh und kräftig dem Fürstenhause Mecklenburg angeschlossen hatte, als Hauptmann der Vitalienbrüder, so lange diese noch die Befreiung des Königs Albrecht und die Verproviantierung der Hauptstadt Stockholm zum Zweck hatten: 1392 vor Oesel und Reval, 1393 vor Stockholm, 1394 in Stockholm. Mit der Befreiung des Königs verschwindet nicht allein Marquard Preen aus der Geschichte, sondern auch die ganze Linie seines Geschlechts, deren Rittersitz Davermoor wohl ohne Zweifel bald darauf zerstört ward, da er schon im J. 1425 als wüste Feldmark genannt wird. Marquard Preen wird in der Fremde oder auf der See sein Leben beschlossen haben.
Marquard Preen war also ohne Zweifel, nach urkundlichen Aussagen ein mecklenburgischer Edelmann. Aber auch von andern seiner Genossen lässt sich dasselbe nachweisen.
Der Ritter Bosse von Kaland war ebenfalls ein Mecklenburger. Die Familie von Kaland war eine alte, jetzt ausgestorbene, mecklenburgische adelige Familie, welche von der mecklenburgischen Stadt und Fürstenburg Kaland, oder jetzt Kahlen oder Kahlden, den Namen trug. Der Vorname Borchard, oder das Diminutiv desselben Bosse für Knappen, war in der Familie sehr gebräuchlich. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. teilte sich die Familie in drei Linien nach den Gütern Rey, Sukow und Vinkenthal, welche alle in der Nähe der Stadt Kalen und des Klosters Dargun liegen; das Gut Rey war noch am Ende des 17. Jahrh. im Besitze der Familie. In der Linie Sukow lebte im J. 1360 ein Knappe Borchard von Kalant und in der Linie Vinkenthal im J. 1392 ein Knappe Bosse von Kaland; der letztere wird der Hauptmann der Vitalienbrüder sein, da er sich um diese Zeit seiner Güter entäußerte und durch seine Frau Geld aufnahm. Am 4. Nov. 1387 verkaufte, nach einer ungedruckten Urkunde, „Bosse von dem Kalande, Hermanns Sohn, der zu Vinkenthal gewohnt hatte, seines rechten Vaters Erbe (mynes rechten vader erue), zwei Hufen zu Vinkenthal.“ Am 10. Sept. 1392 erteilte der Herzog Johann von Mecklenburg, zu Wismar, auf Rat der Räte des Königs Albrecht, welcher ihm die Regierung des Landes übertragen hatte, „dem Busse von dem Kalande“ die Freiheit, das halbe Gut Stove, welches seiner Ehefrau, Gottschalks von Stove Tochter, aus der väterlichen Erbschaft zugefallen war, nach seinem Belieben zu verpfänden oder zu verkaufen, und am 2. Okt. 1392 bezeugt der Herzog Johann, dass Sigrit, „Busse von Kalands Weib“, vor ihm aufgelassen habe ihr väterliches Erbe, nämlich die Hälfte des Dorfes und Hofes Stove, welches sie an Johann Bassewitz und Bernd Dume zum brauchlichen Pfande überlassen hatte. Aus allen diesen Veräußerungen geht hervor, dass Bosse von Kalant zu besondern Unternehmungen Geld gebrauchte und aufnahm und sogar seine Frau ihr Erbteil verpfänden musste; er scheint bei dieser Verpfändung schon außerhalb Landes gewesen zu sein. Wann und wo er Ritter geworden ist, ist nicht bekannt; um Michaelis des J. 1392 war er es noch nicht, wenigstens war es im Lande nicht bekannt, da es sonst in den Urkunden sicher ausgesprochen sein würde.
Eben so waren die meisten andern Hauptleute der Vitalienbrüder mecklenburgische Edelleute.
Lippold Rumpeshagen, von dem bei Penzlin belegenen Gute gleiches Namens so genannt, war ein Glied einer bekannten rittermäßigen Familie Mecklenburgs, welche jedoch nicht sehr ausgebreitet war und im 17. Jahrh. ausgestorben ist.
Arnd Stük, nach dem Gute gleiches Namens in der Nähe von Schwerin, gehört einer alten mecklenburgischen Ritterfamilie an, welche schon im J. 1171 genannt wird und im 15. Jahrh. ausstarb. Die Hauptfeste der Stük war Kützin (Pf. Körchow, bei Wittenburg), welche im J. 1349 zugleich mit den v. Züleschen Festen Neuenkirchen, Tessin und Camin von den Lübeckern gebrochen ward: 1349 wunnen se de vestene Koessyn, de horde to dem van Stuken (Detmar Lüb. Chron.). Das Gut Stük war schon 1440 im Besitze der Familie Raven.
Heinrich Lüchow, von dem Gute gleiches Namens bei Kaien, war ein Glied einer mecklenburgischen rittermäßigen Familie, welche wenig genannt wird und mit dem Ende des 14. Jahrh., vielleicht mit diesem Heinrich, ausstarb.
Bertram Stokeled (Stokvlet?) wird auch aus einer mecklenburgischen Familie stammen, da der Name einige Male in der mecklenburgischen Ritterschaft genannt wird.
Henning Manteuffel gehört zu der noch blühenden Familie, welche im Mittelalter ihre Wohnsitze im Lande Stargard hatte.
Kule gehört auch einer mecklenburgischen Familie an, welche jedoch nicht sehr verbreitet war.
Moltke, der im J. 1395 von den Stralsundern gefangen und enthauptet ward, war ein Glied, der bekannten großen mecklenburgischen Familie, die schon im 14. Jahrh. auch in Dänemark ansässig war und hier in großem Ansehen stand.
Andere lassen sich mit geringerer Sicherheit nachweisen, wie die Schütte, Seedorp, jedoch klingen die Namen sehr mecklenburgisch und kommen öfter unter verschiedenen Verhältnissen in Mecklenburg vor.
Einige Hauptleute, wie der Ritter Rambold Sanewitz, lassen sich noch nicht nachweisen; es mögen aber auch einige Namen falsch gelesen sein.
Es ist also keinem Zweifel unterworfen, dass bei weitem die Mehrzahl der ersten Hauptleute der eigentlichen Vitalienbrüder mecklenburgischen rittermäßigen Familien angehörte. Alle diese Hauptleute der Vitalienbrüder wirkten so lange, als die Gefangenschaft des Königs Albrecht dauerte: mit dem J. 1395 verschwinden sie aus der Geschichte.
Mit dem J. 1394 traten zuerst jene berüchtigten Seeräuber auf, namentlich Claus Störtebeker, welche so viele Jahre die See völlig unsicher machten und deren Zweck allein Raub war. Diese bloßen Seeräuber sind mit den Vitalienbrüdern nicht zu verwechseln, wie es von den Chronisten wohl öfter geschehen ist. Claus Störtebeker war wahrscheinlich ein Einwohner der Stadt Wismar.
*****************
Ein anderes wichtiges Element in der Bewegung von der Mitte der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. lag in der Erstarkung der Städte, welche bei dem regen Leben oft in gewalttätigen Übermut und in eigenmächtige Selbsthilfe ausartete. Es waren nicht allein die Seestädte, sondern auch die Landstädte, welche ihre Kraft oft auf eine etwas ungemessene Weise äußerten, namentlich die Städte des Fürstentums Werle, welches häufige Landesteilungen und oft schwache Fürsten hatte. So hatten z. B. die Bürger der Stadt Malchin im J. 1372 das dortige fürstliche Schloss gebrochen und die Fürsten mussten die Schlossstätte an die Stadt verkaufen; im J. 1385 vereinigten sich die Seestädte mit dem Könige Albrecht, um die gefährlichsten Ritterburgen zu brechen, unter diesen auch die Burg Schorssow: bei dieser Gelegenheit erschlugen die Malchiner Bürger den Maltzan auf Schorssow zu Faulenrost.
Dergleichen Beispiele kommen in dieser Zeit öfter vor. Die Entdeckung einiger interessanter Urkunden im Archive der Stadt Güstrow gibt mir die Gelegenheit, bei der Untersuchung über die Herkunft und die Stellung der Vitalienbrüder hier einige bisher unbekannte Beispiele in die Geschichte einzuführen, um so mehr als sie mit der obigen Darstellung in gewissem Zusammenhange stehen.
Im J. (1366) hatten die Bürger der Stadt Güstrow einen Strauß mit den fehdelustigen Preen auf Davermoor gehabt und dem Hans Preen, einem Bruder des nachmaligen Vitalienbruderhauptmanns Marquard Preen, vor Güstrow den Kopf abgeschlagen; am 29. Jan. 1367 musste der Vater Henneke Preen auf Davermoor mit seinem Sohne Marquard der Stadt Güstrow und dem Fürsten Lorenz von Werle Urfehde schwören und sämtliche Vettern der Familie mussten Bürgschaft dafür leisten. Im J. 1373 hatten die Bürger der Stadt Güstrow dem Bernd Gamm seine Burg Bülow bei Güstrow „zerhauen und zerbrochen“ und ihn selbst gefangen genommen; auch er musste am 11. Sept. 1373 der Stadt und dem Fürsten Urfehde schwören.
Solche Beispiele, die in jener Zeit nicht sehr selten sein werden, werfen ein sehr helles Licht auf die damaligen Rechtszustände und geben den Beweis, dass es gegen das Ende des 14. Jahrh. auf dem Lande nicht viel sicherer war, als auf der See.
In den Beiträgen zur Geschichte der Vitalienbrüder habe ich in Jahrb. XV, S. 57 und 61 ausgesprochen und zu beweisen gesucht, dass die Hauptleute der Vitalienbrüder, so lange die Gefangenschaft des Königs Albrecht dauerte, mecklenburgische Edelleute waren, welche die Befreiung des Königs zu erreichen strebten, und dass die berüchtigten, eigentlichen Seeräuber erst nach der Befreiung auftraten. Dieser Ausspruch wird in seinem ersten Teile richtig sein, leidet jedoch in seinem zweiten Teile wohl eine Beschränkung. Es ist nämlich nicht zu bezweifeln, dass, so lange die Befreiung des Königs beabsichtigt ward, die mecklenburgischen Vitalienbrüder in offener, angesagter Fehde eine rechtlich anerkannte Kaperei trieben; es ist aber auch gewiss, dass manche von ihnen auch nach der Befreiung des Königs die Kaperei nicht aufgaben, sondern, wie die berüchtigten Seeräuber, das Handwerk der Seeräuberei noch lange forttrieben. Dies beweiset eine Stelle in Burmeisters Altertümern des Wismarschen Stadtrechts, S. 85 flgd., welche ich bei meinen Forschungen übersehen hatte. Es heißt nämlich in dem hanseatischen Recesse vom J. 1422:
Item sanden de stede ichtes welk râdessendebôde to der Wismer, umme de Russen dârsulues uptonemende to Lubeke vôr de gemeyne stede. Unde alse do de Russen vôr de stede quêmen, do vrâgeden de gemeyne stede, aldus se hadden wol vornômen, dat en schâde geschên were unde in der Nu berôved weren, dat were ene trûweliche leyt, unde were eres gûdes wes gekômen in de stede efte anderswôr, dâr de stede macht ôver hadden, dâr wolden se en recht ôver geven na der crûcekussinge. Hyr up antworden de Russen unde beclâgeden sick, dat se berôved und genômen worden in der Nu 1), dat hadde gedâen Vicke van Vitzen, Hinricus Tamenitze [Tarneuitze?], Vicke Stralendorp unde Wulff Lembeke unde ere medehulpere unde hadden se gevôred van dâr up ander holme in de zolten see na unser gissinge uppe Mone, unde dâr hadden se dat gûd gedêlet und dêden de drê dêl vaft dem gûde in dat grôte schip unde dat vêrendêl in eyne snicken unde zegelden do mit eren schepen unde gûde in Denemarken, unde wes se dârût nêmen efte nicht, des enwisten de Russen nicht, unde de Russen wurden van dâr wedder gevôred up eyn slot gehêten to den Ekhove int land van Mekelenborch, van der Wismar II mîle gelegen, unde dat grote schip quam to der Wismar, dâer was dat schip ûtgesegeld unde hôrde dâr to hûs. Vortmer vrâgeden de stede de Russen, efte se ôk vorscreuen wol vel gûdes in den schepen were, dat to der Wismar quam, edder wes ere gûd ôk anders wôr gekômen were in de stede gewold, dâr antworden de Russen, alse to: Se worden ûte deme leddighen schepe gesad by Rozstok uppe dat land unde worden van dâer to slote gevôred uppe wâgenen, dârumme enkonden se ny beschêd dâr mete van wêten, ôver dat dat schip tôr Wismer gekômen were, unde dâr were it ûtgemâket; dâr enbôven do deRussen to dep Wismer quêmen, do sêgen se ere rôvere uppe der strâten gân, de ere gerede unde caliten drôgen; ôk hadden se ênen sittende in deme torne, de ze gewundet unde geslâgen hadden, den lêten se ute deme torne unde lêten ene lôs. - - - - Vortmer antworden (de van der Wismar), - - - se hadden mit grôten kosten unde arbeyde unde hulpe erer heren unde vrunde dat so vere gebracht, dat se de Russen wedder koften van den rôveren, dâr se, ghevangen sêten unde hadden vôr se gegeven - - wol up dûsend marc lub. - - - Mêr de rôvere, de en dat gûd genômen hadden, de enweren in der stede gewalt nicht, mêr se weren beseten under ander vorsten unde heren, dâr de stede nyne macht ôver haddern.
Hieraus geht bestimmt hervor, dass auch noch nach der Befreiung des Königs Albrecht mecklenburgische Edelleute sich mit Seeräuberei beschäftigten, wie zu jener Zeit die märkischen Edelleute Landraub trieben. Detmar und Corner erzählen außerdem ausdrücklich, dass die Vitalienbrüder sich nach der Befreiung des Königs noch ein Jahr lang an den östlichen Küsten der Ostsee umhergetrieben hätten. Vgl. Grautoff's Lüb. Chron. I, S. 370 - 371.
Vicke von Vitzen und Vicke Stralendorp gehörten bekannten mecklenburgischen Geschlechtern an, und Hinricus Tamenitze ist ohne Zweifel ein Tarnewitz aus der bekannten, jetzt ausgestorbenen Familie (vgl. Jahrb. XIII, S. 393 flgd.). Das Schloss Ekhov ist das bekannte Eickhof bei Warin. Wenn auch diese Familien in anderen Ländern Güter haben mochten, wie z. B. die Vietzen öfter in den nordischen Reichen vorkommen, so gibt doch die bekannte Burg Eickhof den sicheren Beweis, dass diese Räuber Mecklenburger waren. Wer damals Eickhof, welches im 14. und 15. Jahrh. seine Besitzer häufig wechselte, besaß, hat sich noch nicht ermitteln lassen; die v. Lützow wurden erst am Ende des 15. Jahrh. damit belehnt.
Die mecklenburgische Familie von Vietzen war stark in der nordischen Angelegenheit beteiligt. Wir besitzen darüber eine sehr willkommene Nachricht in Detmar's Lüb. Chronik, herausgeg. von Grautoff, I, S. 346:
1389. In demsulven iare degedinghede vrouwe Margarita, koninghinne to Norwegen, mit Clawese van Vitzen umme de slote Kalmeren unde Suluerborch: dit sint twe slote, dar deme koninkrike to Sweden grot macht an licht. Desse twe slote hadde Clawes na sines vader dode alse sine ervesone, wente sin vader her Vicke van Vitze blef dot in deme stride, do de konink van Sweden gevangen wart, also vore schreven steyt. Clawes dêde de slote der koninghinnen na deme, alse dat ghedegedinget wart, wente he don moste, alse he mochte na deme, dat eme dat over de hand gheleghen was, unde quam na der tyd wedder hir tho lande, sines vaders erve tho besittende.
Hiernach war einer der Ritter des Königs Albrecht von Schweden der Ritter Vicke von Vietzen. Er fiel 1389 in der Schlacht von Axenwalde, in welcher der König Albrecht gefangen ward. Er hatte von dem Könige als Pfand die beiden Schlösser Kalmar und Silberberg, welche zu den festesten Schlössern Schwedens gehörten. Nach einer urkundlichen Nachricht im Schweriner Archive „verglich sich Vicke von Vietzen am Mittwoch vor S. Margarethe 1375 mit dem Herzoge Albrecht von Mecklenburg dahin, dass, wenn Boo Jonssen und seine Mitverwandten dem Herzoge 4.000 löthige Mark erlegen würden, Vicke von aller Rechenschaft befreiet sein solle, womit er dem Herzoge von wegen des Schlosses und der Vogtei Kalmar, so ihm verpfändet gewesen, verpflichtet sein möchte; wenn aber solche Erlegung unterbleiben würde, solle er Rechnung zu tun schuldig sein". - Die Schlösser Kalmar und Silberberg, welche er jedoch 1389 besaß, gingen auf seinen Sohn Claus von Vietzen über, welcher sie der Königin abtreten musste. Dieser ging darnach auf seine väterlichen Erbgüter zurück. Höchst wahrscheinlich war dessen Sohn Vicke von Vietzen (ein Bruder eines Ritters Claus), welcher sich noch im J. 1422 mit Seeräuberei beschäftigte. Die Genealogie würde also sein:
Von den in Jahrb. XV, S. 56 und 61 unter den Vitalienbrüdern aufgeführten und noch nicht nachgewiesenen mecklenburgischen Edelleuten, mögen sich Heine Schutte und Olav Schutte verfolgen lassen, welche vielleicht aus dem im Lande Grevismühlen auf den Gütern Schwansee, Kalkhorst, Nienhagen, Dönkendorf angesessenen Geschlechte der Schosse, Schotze oder Schutze stammten und den oben genannten v. Tarnewitz nahe wohnten.