Die Sigmundsburg bei Nassenreut in Tirol. (mündlich)

Die Sigmundsburg, oder das Fernsteinerschloss, ist eine aus einem kleinen See hervorragende, etwa drei hundert Fuß hohe Bergspitze, auf welcher die Überreste eines Schlosses sichtbar sind, das berichtet die Sage, sind noch zwei leere Keller. Von dem zweiten Keller geht eine Schneckenstiege hinab, und da kommt man auf Wasser. In diesen tieferen Räumen ist vieles ungemünztes Gold und Silber. Eine Dirn im Wirtshaus stand einst sehr früh auf, und konnte kein Feuer machen; sie sah im Schlosse Licht, ging hinüber und traf Feuer in der Küche auf dem Herd, bei welchem ein Fräulein saß. Als die Dirn einige glühende Kohlen in die Pfanne fasste, sagte das Fräulein, sie soll alles Feuer in ihrem Fürtuch forttragen, worauf die Dirn erwiderte, dass sie schon genug habe. Wie die Dirn hinweg ging, hielt das Fräulein ein Tuch vor das Gesicht und weinte, die Dirn ging nach hause und legte die Kohlen auf den Herd, welche sich in Silbergeld verwandelt hatten; sie eilte zurück, um mehr zu holen, aber alles war finster, das Fräulein trug ein rotes Kleid mit weiss und schwarzen Streifen, die Haare zurück gezopft.

Eine alte Frau, welche weissagen konnte, und vor nicht langer Zeit starb, ging mit der Fernerwirtin auf das Schloss, um Gold zu finden, sie sahen einen schönen Schlüssel auf dem Boden liegen, die alte Frau hob ihn auf; weil er aber mit einer Schlange umwunden war, so erschrak sie und warf ihn weg, worauf die Schlange mit dem Schlüssel verschwand.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bayerische Sagen und Bräuche. Band 1