Bau der Zellerfelder Kirche

Autor: Ueberlieferung
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Enthaltene Themen: Sagen, Märchen, Überlieferungen, Harz, Clausthal - Zellerfeld, Marktkirche
Wie die Zellerfelder Kirche abgebrannt ist und wieder hat aufgebaut werden sollen, da hat jeder gegeben, wie er's gekonnt und gehabt hat. Da ist aber ein armer Schelm gewesen, der hat nichts gehabt und hätte doch auch gern seinen Pfennig gegeben. Wie er so darüber nachdenkt, was er wohl macht, da fällt's ihm ein: wenn du einen Korb Schwämme holtest! Gibt's nicht viel, gibt's wenig und es gibt einer wohl einen Groschen mehr, wenn du sagst, was du mit dem Gelde machen willst. Also geht er stante pede in den Wald und verirrt sich, bis er auf einen freien Platz kommt, wo er sich umsieht und nachrechnet, wo er wohl sein mag.
Wie er sich so umsieht, auf einmal haben ihn drei maskierte Männer gepackt. Die halten ihn fest und verbinden ihm die Augen und führen ihn mit sich weiter und er merkt endlich, dass es eine Treppe hinab geht. Endlich wird stillgehalten und es wird ihm die Binde von den Augen genommen. Da ist er in einem großen Saal, der ganz köstlich ausstaffiert ist und viele Lichter brennen, so hell wie der Tag. Er hat sich nicht lange besinnen können. Denn da sitzen viele Männer, alle maskiert, und einer verhört ihn. Da erzählt er aufrichtig, wie's ihm gegangen ist, und sagt, sie sollten ihm doch nun auch wieder seine Freiheit geben. Seine Frau und Kinder warteten gewiß mit Schmerzen auf ihn. Aber er wird nicht entlassen, sondern in ein anderes Zimmer geführt, wo man ihm Speise und Trank gibt und sagt, er solle sich nur erst erquicken und sich dann ruhig schlafen legen, morgen wolle man mehr mit ihm reden. Das Zimmer ist auch ganz prächtig gewesen und das Essen und der Wein und das Bett ist eben nicht gewesen, als ob's Spitzbuben gehörte. Nachdem er sich erquickt hat, legt er sich zu Bett und denkt: Na! das ist eine schöne Geschichte! Wo bist du denn nun eigentlich? Spitzbuben sind's gewiß nicht; die wären nicht so manierlich mit dir umgegangen. Bist wohl gar unter die Venediger geraten. Hin! Da wärst du gerade recht gekommen.

Am andern Morgen, das heißt, wie er geweckt wird, bekommt er erst wieder einen Trunk Wein und Backwerk dazu, und darauf wird er wieder vor die Herren geführt. Die sind da nicht mehr maskiert und sind ganz ansehnliche Leute gewesen. Die fragen ihn, ob er nicht Lust hätte, die Welt zu sehen; wenn er ehrlich wäre, könnte er ein reicher Mann werden. Ja, sagt er, das ginge so nicht, er wisse ja auch nicht, wer die Herren wären, aber er dächte, sie müßten wohl Venediger sein, und da müßte er ja Frau und Kind verlassen und das wäre doch unrecht. Nun, sagt da einer, wir sehen, daß du eine ehrliche Haut bist, und wenn du dir etwas wünschst, nun so sag's. Ja, sagt er, wenn sie ihm ein paar Groschen geben wollten, es wäre ihm doch so verdrießlich, daß er gar nichts geben könnte für die Kirche. Die Sammler kommen heute und am Ende könnte man denken, er sei nur so lange geblieben, um nichts geben zu dürfen. Die Herren wären ja so reich, könnten wohl auch etwas tun für den Aufbau der Kirche. Da gibt's ein lautes Gelächter. „Na, so suche dir etwas aus.“ Da führt ihn ein Mann in ein anderes Zimmer und zeigt ihm ganze Fässer voll Pistoletten. „Nun, willst du nicht zugreifen?“ – „O ja! werde mich hüten; hieße am Ende gar, ich hätt' es gestohlen! „ – „Nun, des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Da, weiter haben wir nichts für dich.“ Er gibt ihm eine blecherne Henne. Auch gut, denkt mein Bergmann, und bedankt sich.

Darauf werden ihm die Augen verbunden und so wird er wieder abgeführt. Wie ihm die Binde abgenommen wird, befindet er sich auf einem Weg. Er kennt ihn, es ist der Weg nach Zellerfeld gewesen. Er nach Haus. „Na, gottlob!“, ruft seine Frau, „aber wo hast du denn so lange gesteckt?“ – „Na, nur stille! Mir ist's wunderlich gegangen.“ Und da erzählt er. „Aber was sollen wir denn nun mit dem Ding machen?“ heißt es. Und während sie das Ding so um und um betrachten und betasten, da auf einmal öffnet sich unter dem Bauch der Henne ein Kläppchen und es fallen lauter Goldstücke heraus, alle wie kleine Küchlein gestaltet. Da ist's Freude gewesen im Hause, und der arme Schelm ist auf einmal reich geworden und hat die Zellerfelder Kirche gebaut. Und zum Wahrzeichen hat er die Glucke mit den Küchlein über den Kirchtüren in Stein abbilden lassen.

Mehr zu Zellerfeld und seiner Geschichte:
http://www.gbv.de/dms/clausthal/E_BOOKS/2010/2010EB1057.pdf

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