Bassewitz, Henning Friedrich von (1680-1749). Biographie

Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875),
Autor: Fromm, Ludwig (1824-1884) deutscher Historiker, Erscheinungsjahr: 1875
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Bassewitz: Henning Friedrich von B., geb. 17. Novon 1680, † 1749, gehört einem alten mecklenburgischen Adelsgeschlechte an. Sein Vater war der Landrat Philipp Kuno von Bassewitz auf Dalwitz. Er studierte in Rostock und Leyden, wurde darauf Kammerrat am mecklenburger Hof. Selbst voll starker Leidenschaften begünstigte er die ausschweifenden Neigungen des Herzogs Friedrich Wilhelm, wodurch er sich den Hass der Herzogin zuzog; er wurde Oberschenk des ersteren („grand buveur“ wie die Spötter ihn nannten), weil er am Hofe die bewegende Kraft war. Voll Satyre und Lebhaftigkeit verschonte er die höchsten Personen nicht; bei einem Gelage mußte auf seinen Antrieb jeder Anwesende ihm einen satyrischen Einfall in die Feder diktieren, woraus von Bassewitz ein Quodlibet verfasste, welches die Geliebten des Herzogs und die Herzogin selbst verspottete. Der Verräter fehlte nicht; da aber die Schrift von von Bassewitz geschrieben war, so nahm er zur Schonung seiner Genossen die ganze Schuld auf sich und wurde in Folge dessen aus seinen Ämtern entlassen.

– von Bassewitz ging nach Holstein und erwarb hier für 13.000 Taler von der damaligen (1710) vormundschaftlichen Regierung von Gottorp die Ämter Husum und Schwabstedt mit dem Etatsrats-Titel. In Folge der dänischen Occupation (1713) verlor er diese Ämter, schlug aber das Anerbieten des Königs Friedrich IV. von Dänemark, unter Beibehaltung seiner Ämter und Besitzungen in dessen Dienste zu treten, aus und ging nach Hamburg, um sich dem Herzog-Administrator Christian August zu Diensten zu stellen.

Dessen Minister Görtz sandte ihn nach Berlin, wo er den Tractat vom 22. Juni 1713 verhandelte, welcher zur Besetzung Stettins durch die Preußen führte.

1714 wurde von Bassewitz nach St. Petersburg gesandt, zunächst um die Wiederherstellung der Gottorp’schen Herzogthümer für Karl Friedrich, dann um dessen Thronfolge in Schweden zu behandeln und schließlich um nach einem von von Bassewitz selbst schon 1713 gefassten Plane dem Herzoge die Hand einer russischen Prinzessin zu gewinnen. Diese Pläne scheiterten, weil durch die Einnahme Tönningen’s am 17. Februar 1714 eine Übereinkunft des Herzogs-Administrators mit dem General Steenbock und andere ähnliche Abmachungen zur Kenntniß Peters des Großen gelangten, so daß dieser ein zweideutiges Spiel des holsteinischen Hofes klar durchschauen konnte. Görtz versuchte unter diesen Umständen seinen Gesandten zu desavouieren, zumal sich das Gerücht verbreitete, daß Karl XII. aus der Türkei zurückkehre, und weil der Herzog Karl Friedrich von Holstein sich in Stockholm aufhielt, für dessen Sicherheit Görtz fürchtete. Er ließ deshalb jenem seine Papiere durch den Legationssekretär Christ rauben, jedoch bemerkte von Bassewitz den Raub alsbald, setzte diesem nach und nahm ihm die Papiere vor Danzig auf der Post wieder ab. Er ging hierauf persönlich nach Berlin und erbat die Verzeihung des Königs wegen seines Angriffes auf die Post; der König billigte seine Tat und sagte ihm seinen Schutz zu.

Er ging jetzt nach Stockholm zum Herzoge Karl Friedrich, von hier auf des letzteren Wunsch, um ihn der Thronfolge wegen majorenn erklären zu lassen, nach Wien, und um Karls XII. Genehmigung zu diesem Schritte einzuholen, wandte er sich nach Bender. Erst auf der Reise hierher erfuhr er, daß Karl XII. zurückgegangen sei, kam demnach zu spät nach Stralsund und vermochte nun nichts mehr von ihm zu erwirken.

Er ging deshalb nach Mecklenburg; erst nach Karls XII. Tode (11. Dez. 1718) und des Barons Görtz Verhaftung eilte er im Februar 1719 nach Stockholm zurück, wo Karl Friedrich ihn zum geheimen Rat ernannte, und begleitete diesen im Mai 1719 durch Mecklenburg nach Hamburg. Karl Friedrich, seit 1716 Selbstregent in Schleswig, übernahm jetzt auch die Regierung Holsteins; von Bassewitz wurde geheimer Rats-Präsident, sein Bruder Otto und seiner Frau Onkel Johannes von Clausenheim wurden geheime Räte. Um aber dem Herzoge die ihm von den Dänen entrissenen Teile wieder zu verschaffen, verhandelte von Bassewitz mit dem Kaiser und erlangte 1720 die Wiederherstellung Holsteins, welches die Dänen räumten. Jener nahm nun sein früheres Projekt der Verheiratung des Herzogs mit einer russischen Prinzessin wieder auf, und begaben sich beide 1721 nach Riga. Dennoch wurde Karl Friedrichs im Frieden von Nystädt (10. September 1721) nicht gedacht. von Bassewitz machte Peter der Großen hierüber persönlich Vorwürfe, worauf dieser versprach, gemeinschaftlich mit Schweden zu handeln.

Dazu wurde von Bassewitz im Dezember 1722 nach Stockholm gesandt, wo er viele Anhänger, für den Herzog ein Jahrgeld von 25.000 Thlr., den Titel Königliche Hoheit und die Fürsprache der angesehensten Schweden um die Hand einer russischen Prinzessin erwarb. Im Vertrage vom 22. Februar 1724 erwirkte er einen die Gottorp’sche Sache betreffenden Zusatzartikel. Vom Könige erhielt er zum Geschenk die goldenen Medaillen der ganzen Gustavischen Familie, von Peter dem Großen dessen kostbar gefasstes Portrait und die Anwartschaft auf den St. Andreas-Orden, und als am 5. Dezember 1724 des Herzogs Verlobung mit der Prinzessin Anna Petrowna erfolgte, wurde er Premier-Minister des Herzogs. – Als Peter der Große († 8. Februar 1725) dem Tode nahe war, erhielt von Bassewitz vom General-Procurator Jagosinsky die vertrauliche Warnung sich schnell zu flüchten, wenn er nicht das Schicksal teilen wolle, welches Katharina und Menschikoff bevorstehe. Er teilte der Czarin diese Botschaft sofort mit und wurde von ihr zu Menschikoff gesandt, und wurden nun sofort die Veranstaltungen getroffen, welche Katharina den Thron sichern sollten und nach Peters Tode wirklich zur Ausführung gelangten.

– Am 1. Juni 1725 fand des Herzogs Vermählung statt; von Bassewitz erhielt den St. Andreas-Orden. Unter dem 9. Juni 1726 wurde er vom Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben.

Nach Katharinas Tode kehrte der Herzog nach Holstein zurück, wo von Bassewitz auch Oberhofmarschall und Oberhofmeister der Herzogin, Amtmann der Ämter Reinbeck und Trittau, und seine Gemahlin Oberhofmeisterin wurde.

– Die Herzogin starb im Kindbett 21. Febr. 1728, als von Bassewitz auf dem Kongress zu Soissons war, um hier die volle Wiederherstellung des Herzogs zu betreiben. Er stand hier entschieden auf der deutschen Seite und versah es durch sein unbeugsames Auftreten mit Frankreich, ja als auf dem Kongress des Herzogs besondere Liebhabereien zur Sprache kamen und verspottet wurden, teilte er ihm dies geradezu mit und beleidigte auch ihn dadurch aufs tiefste. Da von Bassewitz eben dieser Liebhabereien des Herzogs und seiner deutschen Stellung wegen auf dem Kongresse nichts weiter als das Versprechen erlangte, daß dessen Angelegenheiten auf einem besonderen in Hamburg behandelt werden solle, dagegen aber auf dem Kongress eine sehr bedeutende Summe verausgabt hatte, so warf der Herzog, auf Einflüsterung seiner Feinde, seinen Groll auf ihn, und enthob ihn seiner sämtlichen Ämter unter dem Vorwande, daß er seine Sendung nachlässig betrieben habe.

Dies geschah zur selben Zeit, wo Kaiser Karl VI. ihn zum geheimen Rat ernannte (1730).

Als von Bassewitz diesen Zustand der Dinge bei seiner Rückkehr nach Neustadt erkannte, forderte er sofort seinen Abschied und die Auszahlung der von ihm im Dienste aufgewandten, mehr als 100.000 Thlr. betragenden Gelder, wogegen er die ihm gebotene Pension von 2.000 Thlr. nicht annahm. Da er aber zugleich noch im Besitze vieler wichtiger Schriften war, wurde er in Neustadt interniert und bewacht, jedoch gelang es ihm, jene durch Beihilfe seiner Gemahlin in Sicherheit zu bringen, worauf auch er selbst sich durch heimliche Entfernung weiteren Unannehmlichkeiten entzog und sich nach Mecklenburg auf seine Güter begab. Hier lebte er bis zu seinem Tode, der am 1. Januar 1749 zu Prebberede erfolgte.

Manual-Acten im großh. Geh. und Hauptarchiv zu Schwerin. – Selbstbiographie des Grafen Henning Friedrich von Bassewitz, Briefschaften und Papiere desselben im Besitze der Familie, z. Th. veröffentlicht im Archiv für Landeskunde des Großh. Mecklenburg, Jahrg. 1864, S. 413.

Fromm.