Das Soolbad zu Sülz

Das Soolbad zu Sülz.

Es war im Jahr 1821, als die Idee auftauchte, die Sülzer Soolquellen zu Bädern zu brauchen, und besonders war es Elmen, das als Vorbild vorschwebte. Vorzüglich war dazu das Gutachten des Geh. Rath Vogel bestimmend. Es wurden die Pläne von Elmen erbeten, und die Bauten begannen. Mittlerweile wurden in einem Privathause, das dem jetzigen Amtsrat Koch gehört, einem Mann, der sich die größte Mühe um das Bad gegeben, zwei Wannen eingerichtet, und schon 1822 wurden 230 Bäder gegeben, und 9 wirklich Leidende hatten sich als Badegäste eingestellt, wovon 4 die Anstalt geheilt entließen. Im Jahr 1823 wurden schon 600 Bäder gegeben. Im Jahr 1824 wurde das neue Badehaus eröffnet, und im Jahr 1826/27 ein zweiter großer Flügel angebaut. Da sich kein Pächter fand, so wurde die Anstalt in Selbstadministration genommen, allein sie trug keine Zinsen, so dass im Jahre 1832 die großh. Renterei den Schuldenbestand mit 27.668 Thlr. N. 2/3 übernahm. Verwendungen zur Erweiterung und ferneren Aufhilfe fanden nicht mehr Statt, und die Anstalt ward als ein verlorenes Kind betrachtet, und nichts mehr für sie getan. Im Jahr 1852 ward nun die ganze Anstalt verpachtet zu 300 Thlr. auf 10 Jahre; der Pächter hat 200 Freibäder nach der Bestimmung allerhöchsten Orts zu geben. Es hob sich die Anstalt und 1852 und 1853 stieg die Zahl der Bäder über 2000. – Die Einrichtung besteht aus einem Badehause mit zwei Flügeln, in deren einem die Badeeinrichtung, in dem andern die Ökonomielokale sind. In dem Badehause sind 12 Badezimmer zu beiden Seiten eines Ganges, an dessen Ende die Badekufe stößt. Die in den Fußboden eingesenkten Badewannen sind 52 Fuß lang, 4 Fuß breit und 3 Fuß tief, also von sehr bedeutender Größe. In jeder Wanne findet sich ein Hahn von Messing, der aus kupfernen Röhren das kochende süße, und ein anderer, der das kalte, salzige Wasser oder die Soole zulässt. Beide Wasser fließen zugleich in die Wanne und werden dabei gut umgerührt. Ist das süße Wasser kochend, so sind zur Füllung einer Wanne ungefähr 18 Quadratfuß 5 lötiger Soole erforderlich, und da der Quadratfuß etwa 3 Pfund Salz enthält, so sind in jedem Bade 54 Pfd. Salz enthalten, und nach der Mischung hat dann das Bad 2–2 1/2 Prozent. – Einrichtungen für Dusche- Sturz- und Regenbad sind vorhanden; ebenso können Kräuter-, Malz-, und Eisen- und Schwefelbäder gegeben werden. Spaziergänge sind in den Anlagen um das Badehaus, oder im Salon des Badehauses bei ungünstiger Witterung, und längs der Geradiergebäude. Der erste Badearzt war Dr. Plotzius, dann Dr. Albrand, und jetzt fungiert als solcher Dr. Diederichs. – Die Übel, gegen die Sülz besonders wirksam gehalten wird, sind alle Beschwerden, welche aus Scrofeln entstehen, veraltete Geschwüre, Flechten, Gicht, Rheumatismus u. dgl. Was den Gehalt anlangt, so steht die Kreuznacher Soole der Sülzer am nächsten; doch hat die Sülzer mehr salzs. Kalk und Talkerde. – Die Zahl der Fremden zwischen den Jahren 1826 bis 1851 betrug zwischen 70 und 130 jährlich, und die Zahl der gegebenen Bäder schwankte zwischen 1700 und 2400, erhob sich aber 1852 und 1853 zu 3000.


Es ist bis jetzt noch sehr wenig über Sülz geschrieben; es ist natürlich, dass alsdann die Frequenz nicht zunehmen kann, wenn der ferne Arzt nicht erfährt, welche Leidende er diesem Bade anvertrauen soll.

Virck, Mitteilung über die Saline zu Sülz, Parchim und Ludwigslust, 1840.
Albrand, das Soolbad zu Sülz, nebst Anleitung zu dessen Gebrauch, 1846, Ludwigslust. Diederichs, kurze Mittheilungen über die Heilkräfte zu dem Nutzen des Soolbades zu Sülz, 1854.
v. Blücher, chem. Untersuchung über die Soolquellen bei Sülz. Berlin 1829. Rec. in der Balneol. Ztg. II. 4.
v. Vogel, im freimütigen Abendblatt a. a. O. Mecklenburg in Bildern, 1845, S. 33.
Tott, allg. med. Ztg. von Papst, S. 632.1837.
Koch, das Soolbad zu Sülz, Arch. f. Landeskde. in Mecklenburg, 1854, p. 19.
Koch, die Saline zu Sülz, in technischer und statistischer Hinsicht. Ebenda, 1853, p. 385. Boll, Arch. der Ver. f. Freunde der Naturgesch. in Mecklenburg, Hft. 5. S. 169. (Geologisches).
Lisch, Jahrb. des Ver. f. mecklenb. Gesch. u. Alterth. XI. Jahrg. S. 97. (Historisches). Meteorologische Beobachtungen zu Sülz. Arch. f. Landeskd. 1854. S. 205. 1855. S. 412. Koch, zur Geschichte der Salzfabrikation in Mecklenburg Ebenda 1853.
Koch, Witterungsbeobachtungen in den Jahren 1830 – 52. (zu Sülz). – Ebenda, 1853, p. 241. die Analyse von Blücher findet sich in Kastner's Arch. für die ges. Naturlehre, Bd. 18. Hft. 3. p. 271. Die mittlere Temperatur in Sülz beträgt im Winter 0,24, Frühling 9,07, Sommer 12,47, Herbst 3,23. Der mittl. Barometerstand – im W. 28“ 1,26““, F. 28“ 1,77“ S. 28“ 1,75“, H. 28“ 1,69“. Die mittl. Windrichtung – im W., A. 57, B. 30, C. 3.; im F., A. 50, B. 35, C. 6.; im S., A. 59, B. 27, C. 6.; im H., A. 62, B. 27, C. 3!). Die mittl. Himmelsansicht – im W., A. 8,3, B. 42., C. 39; im F., 15. 59. 15.; im S., 16. 63. 12.; im H., 7. 47. 37*). Die mittl. Hydrometeore – im W., 32. 34. 17.; im F., 7. 31. 2.; im S., 7. 33. 0.; im H., 32. 35. 5*). Die mittl. Gewittertage – im W. 0,70, im F. 8,83, im S. 7,99, im H. 0,96. Ankunft der Störche zwischen 19. März u. 9. Apr. – Schwalben 9. Apr. – 28. Apr. – Anfang der Blüte des Steinobstes 20. Apr. – 21. Mai. Vollständige Blüte des Kernobstes 12. – 22. Mai.
1) A. Zum Pol oder S. SW. W. NW. B. Vom Pol oder N. N.O. O. S.O. C. Unbestimmt.
2) A. Ganz oder fast ganz heiter. B. gemischt, heiter und bewölkt. C. Ganz oder fast ganz bedeckt.
3) A. Nebel. B. Regen, Hagel, Schnee, davon C. Schnee.
Ich muss hier wiederholt darauf zurückkommen, wie nützlich es wäre, wenn in Sülz eine Badeanstalt für arme kranke Kinder eingerichtet würde, die mit dem Stifte Bethlehem im Zusammenhang wäre. Man könnte ein Muster entnehmen an der Anstalt Herrnhilfe in Wildbad, die ein Filial des Kinderspitals von Ludwigsburg ist.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bäder und Heilquellen in Mecklenburg