Das Badewesen in Syrien

Im Kultus der Syrer und ihrer nächsten Nachbarn hatte das Wasser dieselbe Bedeutung wie bei den anderen altorientalischen Völkern. Dem haben auch die Römer Rechnung getragen, als sie Herren des Landes wurden. Wir finden nämlich bei den großen Tempelanlagen Syriens in den monumentalen Vorhöfen des öfteren Wasserbecken von erheblicher Größe angeordnet; sie waren zur Weihung und Reinigung derer bestimmt, welche ein Opfer darbringen oder das Haus des Gottes betreten wollten und zuvor Hände und Füße waschen mussten, eine Einrichtung, die an die Vorschriften und das eherne Meer des Tempels zu Jerusalem erinnert. Derartige Lustrationsbecken liegen (s. Bild 4) auf dem zweiten, von Säulenhallen umschlossenen Vorhofe des Tempels des Jupiter Heliopolitanus (des sogenannten Sonnentempels) zu Baalbek, beiderseits des Brandopferaltars, das nördliche etwa 20 zu 6 m, das südliche (später überbaute) etwa 25 zu 5 m messend. Wie Bild 5 zeigt, ist die 0,75 m hohe Einfassung der Bassins, um welche außen eine steinerne Rinne herumläuft, durch gerundete Nischen zierlich gegliedert. Welche Bedeutung man der Stätte beilegte, lehrt der reiche Schmuck durch äußerst reizvolle, leider nicht ganz vollendete Reliefs von Hippokampen, Seegreifen, Seelöwen, von Köpfen, Ranken, Laubgewinden, die von Putten oder Stierköpfen getragen werden; Bild 6 gibt davon eine Vorstellung. Der Boden des Bassins war mit Mosaik ausgelegt, und in der Mitte stand in Form eines runden Baldachins ein zierlicher Laufbrunnen, den jedenfalls eine Brunnenfigur schmückte. — Auch aus dem Tempelbezirk des Sonnengottes zu Palmyra kennt man ähnliche Lustrationsbecken, die aber mit ca. 60 zu 30 m erheblich größer sind als die zu Baalbek und vor allem wesentlich tiefer.

Bild 4. Tempel des Jupiter Heliopolitanus (sogenannter Sonnentempel) zu Baalbek.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bäder und Badeanstalten
Bäder 004 Tempel des Jupiter Heliopolitanus (sogenannter Sonnentempel) zu Baalbek

Bäder 004 Tempel des Jupiter Heliopolitanus (sogenannter Sonnentempel) zu Baalbek

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