Das Badewesen der Griechen

Bei den Griechen, deren Kultur sich auf den Errungenschaften der altorientalischen Völker aufbaute, findet sich zu aller Zeit der ausgeprägte Hang zur größten Sauberkeit an Leib und Kleidung. Die vom Wasser reich gegliederte Beschaffenheit des Landes warf ihnen das Bad in der ursprünglichsten Form des kalten Fluss- oder Seebades förmlich in den Schoß. Wer soviel wie die Griechen mit dem Wasser in Berührung kam, konnte sich dem Baden, gar nicht entziehen, ohne den Vorwurf der Vernachlässigung der Reinlichkeit auf sich zu laden, wie es den als schmutzig bekannten Dardanern geschah, denen man nachsagte, dass sie nur dreimal im Leben badeten! (Nicol. Damasc. bei Stob. V, 51). Das kalte Bad wurde von selbst zum notwendigen täglichen Lebensbedürfnis und führte dazu, dass jedermann schwimmen konnte. So hoch man aber auch nach Homers anziehenden Schilderungen die kalten Bäder im Fluss und im nervenstärkenden Meere schätzte, verschmähte man doch keineswegs die warmen Bäder in schön geglätteter Wanne. Selbst die Götter steigen in das Bad, und die Benutzung, um nicht zu sagen die Erfindung der warmen Bäder wird auf Hephaestos und Pallas Athene zurückgeführt. Der hastige Jäger Aktäon überrascht die Artemis im Bade und wird von ihr in einen Hirsch verwandelt, der von seinen eigenen Hunden zerrissen wird. Bild 8 gibt eine Darstellung des Mythos nach einem Sarkophag-Relief im Louvre (unweit von Rom gefunden): Artemis, völlig entkleidet, lässt sich in einer Felsgrotte, an deren Rande Aktäon jagend erscheint, von zwei Putten mit Wasser begießen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bäder und Badeanstalten