Badefreudiges Alt-Gmünd - Von Badestuben und Strudelbädern

Aus: Einhorn 12, 1955 S. 148-149
Autor: Albert Deibele (1889-1972) Pädagoge, Archivar, Heimatforscher und Dichter, Erscheinungsjahr: 1955

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Badestuben, Bader, Badegeld, Bäder, Freibäder, Wasser, Gesundheit, Badekuren, Badehäuser, Badepreise, Badeanstalt, Schwimmbecken, Bademeister, Dampfbäder, Kaltbäder, Warmbäder, Bäche,
Im Mittelalter hielt man wie überall so auch in Gmünd viel vom Baden. Zahlreiche Bürger hatten ihre eigenen Badestuben, und für die übrigen sorgte die Stadt durch öffentliche Bäder. Der Name „Badmauer“ zeugt dafür. Wie man heute Trinkgeld gibt, gab man damals Badgeld. Die Bader betreuten die Bäder, entwickelten sich aber bald zu Heilpraktikanten. In Gmünd schlossen sie sich zunftmäßig zusammen und gaben sich 1774 eine eigene Ordnung. Die Ausbildung war rein handwerksmäßig mit dreijähriger Lehrzeit und anschließender Wanderschaft. In der Stadt sollten nicht mehr als sechs Bader zugelassen werden. Ihr Zunfthaus befand sich im Hinterhaus des Ritters (heute Auto-Pfeiffer).

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Inhaltsverzeichnis
Schon frühe sind hier Badestuben bekannt durch Stiftungen von Freibädern für arme Bürger. Die erste ist Truhmanns Badstube (1345) beim Kapellentor (Kappelgasse). Andere sind genannt beim Arenhaus, auf dem Graben und sonstwo. Von 1534 bis 1787 wird immer wieder Bayers Bad genannt, das Gebäude Mühlbergle 3 (heute Edeka). Die Einrichtung war gewöhnlich eine große Butte, einer riesigen Krautstande ähnlich, in welcher gleichzeitig mehrere baden konnten. In Schöpfeimern wurde vom Bader oder seiner Frau heißes und kaltes Wasser zugeschüttet. In dem Mühlbach ist ein Bad entstanden, welches das Wasser zum Judenbad (heute Imhofstraße 9) geschöpft hat.

Hierauf folgten die Waschungen und Massagen. Das Wasser lieferten die Bäche, namentlich die Mühlbäche. So ist 1640 berichtet: Anno 1585 ordnete der Magistrat an: „Wer mit dem Bröchen (Gebrechen) der Pestilenz beladen gewesen und dann aufsteht, der soll in Monatsfrist darnach baden; allein denen, so in ihren Häuslein Bädlein haben, die sollen niemand denn allein ihre Kinder und Hausgesind in das Bad lassen.“ Der Schlusssatz ist natürlich wegen der Bader gemacht. Diese brachten es 1593 dahin, dass die privaten Badstüben verboten wurden. Der Magistrat befiehlt: „Auf der Bader sämtlich Anhalten und Beschwer ... sind innerhalb von 4 Wochen die Badstuben hinter den Öfen bei Strafe von 1 Gulden zu entfernen.“ Doch musste diese Verordnung bald wieder zurückgenommen werden.

Das ehemalige Badehäuschen mit den Kabinen am Höferlesbach, heute Möbelfabrik Oechsle & Bildstein foto Stadtarchiv

Das ehemalige Badehäuschen mit den Kabinen am Höferlesbach, heute Möbelfabrik Oechsle & Bildstein foto Stadtarchiv

Die im Juli 1955 neu eröffnete Sauna des Gmünder Stadtbades, foto Döbbelin

Die im Juli 1955 neu eröffnete Sauna des Gmünder Stadtbades, foto Döbbelin