Bad Doberan nahe der Ostsee. Eine Perle der Gotik und des Klassizismus.

Klimatischer Kurort und Sommerfrische. Stahl- und Eisenmoorbad. Beliebter Ruhesitz, Ausflugs- und Tagungsort.
Autor: Herausgegeben vom Rat der Stadt Bad Doberan, Erscheinungsjahr: 1926
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Bad Doberan, Kurort, Sommerfrische, Luftkurort, Badeort, Ostsee, Küste, Heiligendamm, erstes deutsches Seebad, Klosteranlage, Mönche, Münster, Buchenberg, Slawen, Hügelgräber, Hünengräber, Pribislav, Borwin I., Althof, Backsteinbau, Reformation, Blütezeit, Kammerhof, Kurhaus, Kamp, Badegäste, Friedrich Franz, Kleinbahn, Molli,
Doberan liegt auf geschichtsträchtigem Boden, wie die Funde von Steinwerkzeugen, die Hügelgräber der Bronzezeit und die Urnenfelder der Eisenzeit beweisen. Als aber um 500 n. Chr. die Germanen das Gebiet rechts der Elbe verließen, besiedelten die Slawen die Region. Im 12. Jahr­hundert jedoch kehrten mit den Mönchen auch wieder germanische Bauern in unsere Gegend zurück. Damals, 1171, gründete der Wendenfürst Pribislav, ein Vasall des großen Germanenherzog Heinrichs des Löwen, das Doberaner Kloster. Freilich lag es noch nicht an der jetzigen Stelle, sondern drei Kilometer südöstlich, in dem jetzigen Dorf Althof. Aber nach seiner baldigen Zerstörung durch die Wenden wurde es von Pribislavs Sohn Borwin I. an der Stelle des jetzigen Doberan neu errichtet (1186). Von nun an konnten die fleißigen Zisterziensermönche ihr Kulturwerk ungehindert durch heidnische Überfälle durchsetzen. Umfangreiche Ländereien, die von den Kloster-Laienbrüdern, und Bauern, urbar gemacht und zu hoher Ertragfähigkeit gebracht wurden, begrün­deten den Reichtum des Klosters. Und nachdem im 13. Jahrhundert eine wunderwirkende Hostie des hei­ligen Blutes nach Doberan gebracht war, wanderten alljährlich viele Pilger von weit und breit hierher und brachten der Kirche ihre Opfer dar, um Heilung von Krankheit und Vergebung der Sünden zu erlangen. Auch die mecklenburgischen Fürsten unterstützten das Kloster und vermehrten sein Ansehen. Sie nahmen hier häufig Aufenthalt und legten in der Klosterkirche eine Fürsten­gruft an. So wurde das Kloster der Mittelpunkt der Kultur in weitem Umkreis, hatte aber auch wegen seines Reichtums häufig von Machthabern Übergriffe zu erdulden.

Den Mittelpunkt der Bauanlage in dem noch heute von einer starken Steinmauer umgebenen Klostergebiet bildet die wegen ihrer edlen Raumbildung im Innern, ihrer Fürstengräber und ihrer gotischen Schnitzereien am Altar und Gestühl berühmte Kirche. Aus weiten Wiesenflächen mit rieselnden Bächen strebt ihre kraftvolle Schönheit über dunkle Baumkronen himmelan, und in verträumten Teichen spiegelt sich ihre edle gotische Pracht. Denn an Stelle des ursprüng­lichen kleinen romanischen Baues wurde im 14. Jahrhundert ein stolzer gotischer Backsteinbau errichtet, der um 1900 durch den Baurat Möckel erneuert wurde. Von dem an der Südseite anschließenden Kreuzgang mit umliegenden Gebäuden für die Klosterinsassen ist nur noch eine efeuumrankte Bogenwand erhalten. Zu Wirtschaftszwecken dienten unter anderem die beiden massigen noch weiter südwärts lie­genden Gebäude, die jetzt als Molkerei und Schule benutzt werden. Nach Norden zu liegt eine malerische Ruine, Wolfsscheune genannt.

Außerhalb des Klostergebietes lag am Jungfernberg die alte wendische „Dober"-Siedlung, die nun im Mittelalter ein germanisches Dorf wurde. Das Schicksal des Ortes war mit dem des Klosters eng verknüpft; dieses wurde nach Einführung der Reformation 1552 aufgehoben. Mehrere Kriege, vor allem der dreißigjährige und der nordische Krieg, legten die Entwicklung Doberans im 17. und 18. Jahrhundert gänzlich lahm; daran vermochte auch die zeitweilige Residenz der Herzöge im Orte nichts zu ändern. Dieser zählte damals erst 900 Einwohner, die durchweg von Ackerbau und Viehzucht lebten. Ihre stroh­bedeckten Häuser, die nach Art des niedersächsischen Bauernhauses gebaut waren, gruppierten sich haupt­sächlich um den späteren Kamp, der einen regellosen freien Dorfplatz bildete. Abseits von den bäuerlichen Siedlungen lag an der Nordseite des Klosters ein größe­res herzogliches Pachtgut, der heutige Kammerhof.

Bedeutungslos blieb der Ort, bis im Jahre 1793 der Herzog Friedrich Franz I. in dem damals mit Doberan eine wirt­schaftliche Einheit bildenden Heiligendamm, Deutschlands erstes Seebad gründete.

Nun begann eine neue Blütezeit Doberans. Die schönen schlichten Fachwerkbauten des alten Amtshauses im Klostergarten — anstelle des um 1790 wegen Baufälligkeit abgetragenen herzoglichen Schlosses — und des heutigen Kurhauses am Kamp entstanden. Und durch die klassizistischen Bauten des Baumeisters Carl Theodor Severin erhielt Doberan sein architektonisches Gepräge. Ein reges gesellschaftliches Leben entwickelte sich. Selbst ein Theater wurde errichtet, das später dem Bau des Gymnasiums (1889) weichen musste. Der Zustrom von Fremden hob sich noch, als der Großherzog 1822 an dem Wege nach Heiligendamm die erste Rennbahn Deutschlands errichten ließ. Allmählich aber erhielten die Badegäste in Heiligendamm selbst mehr und mehr Woh­nungsmöglichkeiten, und so kam die Entwicklung Doberans fast zum Stillstand.

1879 erhob der Großherzog Friedrich Franz II. Doberan zur Stadt und beschenkte es mit einem Gymnasium. Unter der Gunst der mecklenburgischen Fürsten entwickelte sich die Stadt weiter. Sie erhielt eine Kleinbahnverbindung mit Heiligendamm, die später nach Brunshaupten und Arendsee fortgeführt wurde und ward zu einem beliebten Ruhesitz pensionierter Offiziere und Beamte. 1907 wurde sie mit Gasbeleuchtung versorgt, und 1912 begann man mit dem Bau einer elektrischen Lichtanlage.

Schwerste Schäden brachte die Nachkriegszeit. Wohl er­lebte Doberan und seine Rennbahn durch den Besuch des verewigten Reichspräsidenten von Hindenburg oder durch den der Ozeanflieger Kohl und von Hünefeld Tage alten Glanzes mit riesigem Fremdenzustrom, wohl „erhob" die Regierung 1921 Doberan zum Bad, wohl erstand ein Wasserwerk, wurden Siedlungen am Parkentiner und am Althöfer Weg errichtet.

Bad Doberan nahe der Ostsee

Bad Doberan nahe der Ostsee

Bad Doberan nahe der Ostsee, Rückseite

Bad Doberan nahe der Ostsee, Rückseite

Doberan, Seite 01

Doberan, Seite 01

Doberan, Seite 01 Bild

Doberan, Seite 01 Bild

Bad Doberan Seite 2

Bad Doberan Seite 2

Bad Doberan Seite 2 Münster und Klosteranlage

Bad Doberan Seite 2 Münster und Klosteranlage

Bad Doberan Seite 2 Kloster-Ruine

Bad Doberan Seite 2 Kloster-Ruine

Bad Doberan Seite 3

Bad Doberan Seite 3

Bad Doberan Seite 3 Bild Klostergarten

Bad Doberan Seite 3 Bild Klostergarten

Bad Doberan Seite 4

Bad Doberan Seite 4

Bad Doberan Seite 4 Im Inneren des Münsters

Bad Doberan Seite 4 Im Inneren des Münsters