Zechers Wünsche - Eduard Amthor (1820-1884)

Amthor, Eduard Gottlieb (1820-1884) Pädagoge, Buchhändler, Verleger und Dichter

Wenn ich einmal der Herrgott wär’.
Mein Erstes wäre das:
Ich nähme meine Allmacht her
Und schuf’ ein großes Fass,
Ein Fass, so groß als wie die Welt.
Ein Meer göss’ ich hinein
Von einem Bell zum andern Belt
Vom allerbesten Wein!


Wenn ich einmal der Herrgott wär’.
Mein Zweites wäre das:
Ich nähme meine Allmacht her
Und schuf’ ein großes Glas,
Ein Glas, so groß bis an den Mond
Und wie die Erde rund.
Dass sich’s des Trinkens auch verlohnt’,
Nähm’ ich es an den Mund!

Wenn ich einmal der Herrgott wär’.
Mein Drittes wäre das:
Ich nähme meine Allmacht her,
Tränk’ stündlich solch ein Maß.
O welche Wonne wäre nun
In solchem Zug und Druck;
Man könnte dann sich gütlich tun
An einem einz’gen Schluck!

Und hätt’ ich nach so manchem Tag
Das Fass so rein gefegt,
Dass dann bei noch so starkem Schlag
Kein Tröpflein mehr sich regt’,
Dann würf’ ich auf die Kniee mich
Und fing’ laut an zu schrei’n:
„Lass mich, o Gott, ich bitte Dich,
Noch einmal Herrgott sein!“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bacchus Buch des Weins