Vater Rhein - Ludwig Bechstein (1801-1860).

Bechstein, Ludwig (1801-1860) Apotheker, Schriftsteller, Bibliothekar, Archivar, Herausgeber

Ich grüße Dich, o Vater Rhein,
Im hellen gold’nen Sonnenschein!
In leichtem Kahn, von Lust gewiegt,
Trägt Deine Welle mich vergnügt.
Ein Wunder scheint’s mir fast zu sein,
O Vater, Vater Rhein!


Wie bunt um mich das Leben lacht!
Belebt es Deine Zaubermacht?
So lange sehnt’ ich mich nach Dir,
Nun bin ich endlich, endlich hier
Und schiff’ auf Dir und trinke Wein,
O Vater, Vater Rhein!

Die Sonne neigt sich schon zur Ruh’!
Wie schön, o Strom, wie schön bist Du
Die grüne Woge, golddurchglüht.
Wird Feuer, wenn sie aufwärts sprüht.
Und Zauberfarben schmelzen drein —
O Vater, Vater Rhein!

Die fernen Bergeshäupter glüh’n
Wie roter Wein und wie Rubin!
In Duft verdämmert rings das Land
Und bleiche Nebel zieh’n am Strand;
Du glühst im Himmelswiederschein’,
O Vater, Vater Rhein!

Die Flasche, die so hell, so klar
Und voll vom Rebengolde war,
Sei als ein Opfer Dir geschenkt.
Sei tief in Deinen Schoß versenkt.
Mein Name d’rin; gedenke mein,
O Vater. Vater Rhein!
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bacchus Buch des Weins