Beweis, dass der Teufel existiert! - Johann Friedrich Bahrdt (1713-1775)

Bahrdt, Johann Friedrich (1713-1775) evangelisch-lutherischer Theologe, Professor, Schriftsteller

Einer.


Herr Wirt, schenkt uns die Gläser voll!
Die arge Welt, voll Zweifel,
Lebt Tag für Tag wie blind und toll
Und glaubt nicht an den Teufel.
Es sei hier der Beweis geführt.
Dass der Teufel existiert.

Chor.

Ein leerer Schnickschnack, schenkt nur ein!
Es sitzt kein Teufel in dem Wein!

Einer.

Merkt auf! Hier stelle ich am Fass,
Euch den Beweis zu führen;
Zwar ist im ersten vollen Glas
Der Teufel nicht zu spüren;
Es gibt uns Kraft und heitern Sinn;
Noch wohnt ein guter Geist darin.

Chor.

Ja wohl, ja wohl! Schenkt ein, schenkt ein!
Es wohnt ein guter Geist im Wein!

Einer.

Beim zweiten Glase wird’s Euch warm;
Wie ist’s Euch so behaglich!
Verscheucht sind Grillen, Not und Harm,
Ihr liebet Euch unsäglich!
Auch fällt Euch wohl ein Liedchen ein;
Das macht der gute Geist im Wein.

Chor.

Ja, ja, uns fällt ein Liedchen ein!
Das macht der gute Geist im Wein!

Einer.

Beim dritten Glase — gebet Acht! —
Wird laut schon räsonnieret
Und mancher schlaue Plan erdacht.
Wie man die Welt regieret!
Nehmt Ihr aufs Neu’ das Glas zur Hand,
Hockt schon der Teufel auf dem Rand’,

Chor.

Stoßt an! Da? volle Glas zur Hand
Trotz allen Teufeln auf dem Rand’!

Einer.

Beim vierten Glase fließt das Blut
Euch rascher in den Adern;
Ihr fanget an in wildem Mut
Mit Gott und Welt zu hadern;
Da lacht der alte Satanas
Und stürzt sich, plumps! in Euer Glas,

Chor.

Der Teufel hol’ den Satanas!
Mehr Wein, Herr Wirt, aus Euren, Fass

Einer.

Nun kommen wir zum fünften Glas,
Mitunter auch zum sechsten;
Wir brüllen laut und trinken bass
Vom Weine, dem verhexten.
Ich wette, eine Legion
Von Teufeln sitzt im Glase schon.

Chor.

Ganz recht, ganz recht! Wir wittern schon
Von Teufeln eine Legion!

Einer.

Bald rinnen ganze Flaschen leer;
Wir werden ungebührlich -
Es gebt mit uns die Kreuz und Quer,
Und das ist ganz natürlich.
Das Teufelsheer rumort im Wein’
Und nimmt uns Hirn und Magen ein.

Chor.

Stoßt an, trinkt aus und schenket ein!
Das Teufelsheer rumort im Wein!

Einer.

Nun kommt ein wahrer Mordskandal:
Es wird von lahmen Zungen
Das: „Hier im ird’schen Jammertal!“
Von Weber schlecht gesungen.
Der Witz wird flau, der Sturm wird groß.
Kurzum: es ist der Teufel los.’

Chor.

Hurrah, hurrah! Der Sturm wird groß!
Schon ist die ganze Hölle los!

Einer.

Die Nacht ist hin, der Morgen tagt.
Man schleicht nach seiner Kammer,
Und hinterdrein — Gott sei’s geklagt! —
Folgt uns der Katzenjammer.
Dann treibt zu unserm Schreck und Graus
Das Hauskreuz uns den Teufel aus.

Chor.

Stoßt an, trinkt aus und geht nach Haus!
Das Hauskreuz treibt den Teufel aus!

*) Komponiert von Eduard Hahn.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bacchus Buch des Weins