BAMBERG. OFranken. BAmtsstadt.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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BAMBERG. OFranken. BAmtsstadt.

Dom S. Peter u. S. Georg. Gründungsbau Kaiser Heinrichs II. [pg 27] 1004-1012; Brand 1081, der nur die Mauern stehen ließ, darauf Rest. und zweite Weihe 1111; neuer Brand 1185; Umfang des Schadens und Beginn der Erneuerung nicht bekannt; 1231 der Ostchor noch nicht fertig; 1237 Weihe, aber noch nicht völliger Abschluß der Arbeiten. — Der gegenwärtige Bau ist ein Werk des 13. Jh. auf dem Grundriß des frühen 11. Jh.; ob und wieviel aufgehende Mauerteile aus der Zeit vor 1185 in den? Neubau hinübergenommen, ist noch nicht sicher festgestellt. Maße in runden Zahlen: ganze innere L. 95 m, Br. 28,50 m, H. 25,50 m. Gr. regelmäßig kreuzförmig mit der Abweichung, daß das Qsch. im W. Zwei Chöre: OChor, 3 Joche des Msch. mitumfassend, S. Georg gewidmet; WChor, die Vierung einschließend, S. Peter; zu beiden führen Stufen hinauf. Der der Gemeinde verbleibende Raum im Msch. auf 30 m reduziert. Unter jedem Chor eine Krypta. Neben jedem Chor ein Turmpaar. — Der Bamberger Dombau, in die Zeit fallend, in welcher von Frankreich her das gotische Bausystem in Deutschland eindrang, weist stilistisch drei Phasen auf: spätromanisch ist der OChor, außen und innen, und das Lhs. in seiner Außenansicht; frühgotisch, jedoch nicht von der französischen, sondern von der von dieser unabhängigen burgundisch-cisterciensischen Frühgotik abgeleitet1, der innere Aufbau des Lhs.; französisch-frühgotisch, ohne das cisterciensische Element ganz zu verdrängen, der WBau. Genauere Zeitbestimmung nicht möglich. Der OChor ist im polyg. Gr. und in der ganzen Formbehandlung so vorgeschritten, daß er vor 1200 nicht denkbar; die Behauptung, daß die WTürme 1237 vollendet waren, schwebt in der Luft. Hauptbauzeit somit unter B. Ekbert von Andechs (1203-1237), jedoch die Ausführung des WChors und der WTürme später. Die plastische Ausschmückung (s. unten) beweist, daß noch vor ihrer Aufstellung der Bau unterbrochen worden ist. Will man als Ursache dafür die unruhige Zeit unter B. Heinrich (1242-1257) ansehen, so ergibt sich als relativ wahrscheinlich: Beginn der gotischen westl. Bauteile im Anfang dieser Regierung, Vollendung nach längerer Pause unter B. Berthold von Leiningen (1257-85). — Aus der Zeit der späteren Gotik (um 1450) nur die Sepultur. Gründliche Erneuerung der inneren Einrichtung 1648-55, der Dächer und Türme 1744 und 1765-68. Restauration und Purifikation 1828-37 durch Heideloff und Gärtner.

Ostbau (»Georgenchor«). Die Krypta umfaßt den ganzen Raum unter dem hohen Chor; 3 Sch. und 7 Joche; die Kreuzrippen [pg 28] gestatten, das Msch. breiter anzulegen, während die Krypten mit rom. rippenlosen Gwb. immer auf gleiche Breite der Schiffe angewiesen waren; ferner ist der Raum höher und luftiger gestaltet, als je in Krypten älterer Zeit. Die Stützen sind Sll., ihre Kaptt. z. T. mit seltsam krausem, barockem Blattwerk und hohen 8eckigen, schon frgot. Einfluß verratenden Deckplatten. Die Rippen mit derben Rundstäben besetzt. Der Eingang muß ursp. in der Mitte gelegen haben; die hohen Sockel des ersten Pfeilerpaares entsprechen einem ehemaligen Podest. — Die Apsis des hohen Chors, im Gr. 5 Seiten des 8Ecks, legt sich, besonders in der Außenansicht hervorragend schön kombiniert, an die große Wandfläche, die durch den OGiebel des Lhs. und den mit diesem in gleicher Flucht liegenden Unterbau der Türme gebildet wird. Der Aufbau 3 teilig in glücklichster Rhythmisierung; Erdgeschoß, Fenstergeschoß, Zwerggalerie gesondert durch überaus reich gebildete Friese, vertikale Gliederung durch Gruppen rechtwinkliger Vorsprünge und stärkerer und schwächerer Dreiviertelsäulen. An den Kapitellen vielfach das Knospenmotiv in einer schon von der Frühgotik berührten Form. Die Kehlen der reich abgestuften Fenstergewände sehr wirksam mit Schellen besetzt. Das Dachgesims im 18. Jh. erneuert. Der Zwerggalerie entspricht im inneren Aufbau das als glatte Kugelkalotte gestaltete Gwb.; unter den Fenstern Arkatur; bezeichnend das Streben nach möglichst lebhaftem Formenwechsel auch in der Form ihrer Säulenschafte.

Langhaus. Querschnitt des Msch. 1 : 2, Gesamt-Querschnitt nach dem gleichseitigen Dreieck. Die Gwbb. haben Kreuzrippen und sind in den Quer- wie in den Schildgurten spitzbg.; trotz der Freiheit der Grundrißbildung, die dadurch möglich geworden wäre, ist nach deutscher Gewohnheit das sog. gebundene quadr. System beibehalten. Dabei macht sich behindernd geltend, daß die Grundrißabmessungen auf diese Teilung ursp. nicht eingerichtet waren: so ergeben sich von den Vierungspfll. des Qsch. bis zu den östl. Chorpfll. nur 4+1/2 Doppeljoche. Im Anschluß des Lhs. an den OChor tritt deshalb sichtliche Verwirrung ein; man versuchte es mit 6teiligen Gwbb., hat sie aber z. T. wieder aufgegeben. Eine baugeschichtlich wichtige Tatsache zeigt sich außen an den Hochschiffswänden, ebenso an der N- wie an der SSeite: von W gerechnet zwischen dem ersten, zweiten und dritten Fenster vermauerte Fenster von gleicher Form und Größe, wie die offenen, und zwar an den Stellen, wo innen die Gewölbegurte anfallen. Um als Überreste vom Bau des h. Otto zu gelten, sind sie zu groß; ich kann sie nur auf eine jüngere Restauration2[pg 29] beziehen, etwa nach Brand 1185, die noch nicht mit Gewölben rechnete. Aus dem bei währendem Neubau eingetretenen Wechsel erklären sich nun auch die Unregelmäßigkeiten im östl. Abschnitt. Von diesen abgesehen, alternieren regelmäßig stärkere und schwächere Pfll., kreuzförmig mit eingelegten Ecksll., die Vorlagen der Hauptpfll. das Gurtgesims durchschneidend. Nicht angenehm in seiner Leere wirkt das Hochschiff. Die Gwbb. haben nahezu gerade Scheitel (wie in Ebrach), während der Übergangsstil sonst starke Busung liebt. Die Gurten einfach rck., aber verhältnismäßig schmal, die Rippen Rundstäbe mit mandelförmiger Schärfung. Im Gesamteindruck kann von got. Formgefühl noch nicht die Rede sein. In der got. gedacht ist Konstruktion aber die klare Sonderung einerseits der die Gewölbe tragenden Hauptpfll. und des mit ihnen verbundenen Gurtensystems, andererseits der füllenden Wandflächen. Die Anregung durch Ebrach vorausgesetzt, ist die Rückkehr zum gebundenen System auffallend. Querschnitt.

Westbau (»Peterschor«). Der Chor, für den ursp. ein sechsteiliges Gwb. beabsichtigt war, hat schließlich 2 sehr schmale gerade Joche erhalten und in der Apsis ein 5teiliges Rippengwb. mit hohen Schildbgg., die einer zweiten Fensterreihe Raum geben. In den Formen Zunahme des eigentlich französischen Elements in einer den jüngeren Teilen des Klosters Ebrach ähnlichen Fassung. Es sind nacheinander mehrere Meister tätig, zuerst burgundisch (Dijon), später mehr nordfranzösisch gerichtet. Die Krypta klein und jetzt unzugänglich. — WChor und OChor sind in ihren ins Schiff vorspringenden Abschnitten durch Brüstungswände geschützt; nach außen mit Arkaturen geziert, nach innen völlig glatt, selbst ohne Gesims; die SSchranke des WChors mit Spuren von rom. Malerei.

Äußeres. Das Lhs. hat rein rom. Formen. Unerhört in den bisherigen Baugewohnheiten der Reichtum der Friese. Die Gesimse haben sich mit den Dächern in wiederholten Restaurationen verändert. 4 Portale: 2 unter den OTürmen (Adamspforte, Georgenpforte; das Zickzackornament der ersteren wohl aus S. Jakob in Regensburg, wohin auch das Kehlungsprofil der Pfosten der Georgenpforte hinweist); [pg 30] 2 (in der letzten Bauzeit vorgeblendet) am nördl. Ssch. (Fürstentor) und nördl. Kreuzflügel (S. Veitspforte). Denselben rein rom. Charakter haben die OTürme bis zur Höhe des Mittelschiffhauptgesimses; hier treten frgot. Formen ein, doch unter Wahrung der bisherigen Einteilung (die Notstütze im 2. Fenstergeschoß noch während des Baus eingezogen; die Fenstergliederung der beiden letzten Geschosse entsprechend geändert). Entschiedener ist die Neuerung an den WTürmen; im Unterbau haben sie Konsolengesimse, die mit denen der Michaelskap. in Ebrach genau übereinstimmen und deren Vorbilder zum charakteristischen Formenschatz Burgunds gehören; weiter nach oben tritt der Wandel ein: oktogonaler Kern, an den Diagonalseiten Vorlagen einer tabernakelartigen Säulenstellung, die im Gr. 5 Seiten des Achtecks umschreiben; diese Anordnung wiederholt sich durch 3 unter sich fast gleiche Geschosse. Die Einzelheiten sind durchaus frgot. im Sinne der französischen Schule. Aber auch die Komposition im ganzen geht auf ein bestimmtes französisches Vorbild zurück: die Kathedrale von Laon. Doch ist dasselbe in einem wichtigen, ohne Abb. nicht verständlich zu machenden Punkte mißverstanden. Um so auffallender, als sich noch ein kleines, im Hauptmotiv richtiges Modell der Laoner Türme erhalten hat: jetzt auf dem Baldachin über der Statue des h. Dionysius am letzten Pfl. des OChors, NSeite. (Zuerst bemerkt von K. Franck und ansprechend so gedeutet, daß die französisch geschulten Bildhauer es waren, die das Motiv nach Bamberg brachten, der Baumeister es also nur aus zweiter Hand kannte.) Dieselben Bildhauer scheinen auch einer Erweiterung des WChors durch einen französischen Kapellenkranz das Wort geredet zu haben; vgl. das Modell in der Hand der h. Kunigunde am Portal unter dem SOTurm. Wichtig ist weiter das in allen Hauptsachen sehr genaue Modell aus dem 16. Jh. am Portalrelief der alten Hofhaltung. Es zeigt, daß das für die Entwicklung der WTürme sinnwidrige Giebelmotiv am oberen Abschluß vollständig ein Werk des 18. Jh. ist, den Giebeln der OTürme nachgebildet, als man die Dächer erneuerte; ursp. schlossen die WTürme richtig mit einem größeren 8seitigen Helm in der Mitte, 4 kleineren an den Ecken.

Innere Ausstattung. Aus Ma. nur das Chorgestühl; im WChor reicher, E. 14. Jh., im OChor etwas jünger. Die hie und da zerstreuten Schnitzaltäre sind in neuerer Zeit aus andern Kirchen herbeigebracht, aus altem Bestand allein der in der Sepultur. Der Wunsch König Ludwigs I. war, »daß das heilige und großartige Denkmal in seinen Verunstaltungen [pg 31] verbessert und der ungestörte Anblick dieses erhabenen Tempels im ursprünglichen Stile wieder hergestellt werde.« Die Leitung der Restauration hatten 1832-1835 Heideloff, 1835-38 Gärtner. Sie entfernten nicht nur alle nachmittelalterlichen Gegenstände, darunter 10 Renaissanceepitaphe (jetzt in der Michaels-K.), sondern drängten auch dem der Spuren seines Lebens in der Geschichte beraubten Bau ihre eigenen hybriden Erfindungen auf. (Selbst Führig, ein Nazarener, klagte damals über die eingetretene Vernüchterung.)

Von größter Wichtigkeit ist der Bamberger Dom für die Geschichte der monumentalen Plastik im 13. Jh. Zu unterscheiden sind drei Stilnuancen, jede durch eine führende Künstlerindividualität vertreten: Meister des Georgenchors, Meister der Adamspforte, Meister des Fürstentors. a) Die Arkaturen an den Schranken des Georgenchors enthalten in ihren 2×6 Blenden die Reliefgestalten von Propheten (NSeite) und Aposteln (SSeite); die gemalten Inschriften ihrer Spruchbänder sind erloschen, weshalb nur bei den wenigsten die Benennung möglich wird. Je zwei im Gespräche. Der Stil zeigt den Moment des Aufsteigens einer säkular an die Kleinkunst gebunden gewesenen Darstellungsweise zum monumentalen Stil; zugleich in ergreifendster Weise den Zusammenstoß konventioneller Gebundenheit, in der sich deutsche Gewohnheiten mit neuerdings aufgenommenen Formen des klassischen Byzantinismus begegnen, und eines zur Freiheit erwachten leidenschaftlichen Naturalismus. Mannigfaltigkeit der Charaktere, Eindringlichkeit der Geberdensprache sind das Hauptanliegen; die Körperbildung noch sehr fehlerhaft, oft verzerrt, nie ausdruckslos. Die Apostelseite in relativ gedämpfter, die Prophetenseite in stürmisch erregter Stimmung. Der Unterschied wird so gedeutet, daß der Künstler, noch zaghaft, mit jener angefangen habe; es könnte aber auch sehr wohl eine bewußte Differenzierung in der Charakteristik sein. Die Anordnung der SSeite ergibt ein überschüssiges Feld, darin der h. Michael. Das Verkündigungsrelief am Pfl. rechts von der Chortreppe saß früher an der NSeite, wo die Ausbruchstelle noch sichtbar; etwa der Anfang einer neuen Reihe (vielleicht bestimmt für den Peterschor, dessen Schranken dann ohne plastischen Schmuck, bloß mit Gemälden in den Feldern, zur Ausführung kamen) zeigt es, wie weit dem Meister das Formalschöne zur Verfügung stand. Sichere Datierung ist nicht möglich; am wahrscheinlichsten ist mir die Zeit rund 1225-35. — b) Die Adamspforte, [pg 32] links (SO) vom Georgenchor. Am rechten Gewände Petrus, Adam, Eva; am linken Kaiser Heinrich, Kunigunde, S. Stephan. Die Statuen sind später eingefügt; wären sie für dieses Portal, auch nach Vollendung desselben, gearbeitet worden, so hätte der Künstler sie auf Konsolen gestellt; allein sie sind mit Säulen verwachsen, die in dem Organismus dieses Portals keinen Platz finden; Petrus weist ohnedies auf den Peterschor. Dieser Bauteil ist es, mit dem architektonisch die französische Schule einsetzt, und daß der Bildhauer der Adamspforte seine Schule in Reims durchgemacht hat, habe ich nachgewiesen. Von derselben Hand rühren mehrere Statuen her, die jetzt im Innern an den den Georgenchor nördlich begrenzenden Pfeilern sehr ungeschickt aufgestellt sind. Offenbar waren auch sie für ein Portal gedacht; vielleicht an der Stelle des später dem westl. Qsch. vorgeblendeten S. Veitsportals, also das Seitenstück zum Fürstenportal. Am Mittelpfeiler Maria, von ihr getrennt Elisabeth (als Heimsuchungsgruppe gedacht), auf der andern Seite ein Engel (Verkündigung); am linken Pfl. ein Papst, am rechten der h. Dionys, an seiner Front ein lebensgroßer Reiter. Dieser künstlerisch und ikonographisch ein Novum. An Zusammenhang mit den Reitern an südwestfranzösischen rom. Fassaden nicht zu denken. Als Benennungen wurden bis jetzt vorgeschlagen: K. Konrad III., K. Stephan von Ungarn, einer der hl. drei Könige. Alles wenig plausibel. Wahrscheinlicher ist mir, indem ich von der Bedeutung der Örtlichkeit (Georgenchor!) ausgehe, die Benennung S. Georg. Vgl. die Nachbildung im Dom von Regensburg. Dort und in Basel mit S. Martin gepaart. Vielleicht war das auch in B. beabsichtigt. Die stilistischen Beziehungen zu Reims und, wie bei Maria und Elisabeth, indirekt zur Antike sind überall klar; außerdem muß der Meister auch Burgund, etwa die Kathedrale von Langres, gekannt haben, wie die spezifische Behandlung des Akanthus am Sockel des Reiters wie auch an einigen Statuensockeln der Adamspforte anzeigt. Die Zeit der Ankunft dieses Meisters, dem mittelbar auch die WTürme zuzuschreiben sind, ist nicht zu ermitteln, etwa 1240-60. Er gehört zu den ersten künstlerischen Kräften des 13. Jh. Um so bedauerlicher, daß wir keine seiner Gestalten in dem von ihm gewollten architektonischen Zusammenhange sehen (wie ja auch sein zu vermutendes Projekt für die Erweiterung des WChors unausgeführt blieb). Viele interessante architektonische Reminiszenzen und Phantasien stecken in den Baldachinen über den Statuen, z. B. an dem über dem Reiter Reimser Maßwerk der frühesten Art. — c) Das Fürstenportal [pg 33] am nördl. Ssch. Am Gewände die 12 Apostel auf den Schultern von Propheten (in ikonographischer Hinsicht vgl. den Taufstein in der Vorhalle des Merseburger Doms), am Tympanon das Jüngste Gericht. Die tektonische Anordnung ist französisch, wiewohl mit der bedeutsamen Abweichung, daß die Statuen mit Sll. wechseln (vgl. Goldene Pforte in Freiberg); der Stil geht von dem lokalen der Schranken des Georgenchors aus, durchdringt sich aber mehr und mehr mit dem französischen; man erkennt die linke Seite als ältere, die rechte als jüngere, das Tympanon als letzte Stufe dieser Entwicklung. Die zu beiden Seiten angeordneten Standbilder der Ecclesia und Synagoge haben mit dem Portal ursp. nichts zu tun; sie sind dem Vorrat der vom Meister der Adamspforte hinterlassenen Stücke entnommen; ebenso gehören der Werkstatt des letzteren der Posaunenengel und der Abraham über dem linksseitigen Kämpfer. — d) Aus der älteren einheimischen Schule das Bogenfeld und die Apostelbrustbilder des Portals rechts vom Georgenchor (NO), die 2 kauernden Löwen an der OFassade von einem später veränderten Portal nach 1185. — Grabdenkmäler des 13. Jh. Auf dem Peterschor Tumba des B. Suitger, nachmals Papst Clemens II. († 1047); glatter Deckel mit Randinschrift, an den Längswänden Allegorien der Kardinaltugenden, an den Schmalseiten der Tod des Papstes und der Christus der Apokalypse (?), früher irrig als italienische Arbeit ausgegeben. Der Stil weist auf das 13. Jh., genauer den Meister der Adamspforte. Indes halte ich, was wir jetzt vor uns haben, für eine nachmittelalterliche Kopie. Gründe: die Schriftform und die arabischen Ziffern der Deckplatte; die Gleichheit des Materials der Deckplatte und der Reliefwände (grauer Marmor, der sonst an keiner Arbeit des Ma. vorkommt); das Vorhandensein einer zweiten Grabplatte, die nur als Grabfigur Clemens II. gedeutet werden kann (der Papst am Georgenchor, jetzt aufrechtstehend, aber mit Kopfkissen). — Die 2 Tumben des Georgenchors; B. Gunther († 1065). Stil des 13. Jh., flaches Relief, ungewöhnlicherweise in Profil; B. Otto II. († 1196), eingeritzte Linearzeichnung, Gesicht, Hände und Füße waren mit Messing eingelegt. — Tumbendeckel des B. Ekbert v. Andechs und Meran † 1237, ähnlich dem des B. Gunther; Standort jetzt am Eingang in die Antoniuskap. — Noch immer nach demselben Schema der Tumbendeckel des B. Berthold v. Leiningen † 1283, s. unten. — Grabdenkmäler aus dem 14.-17. Jh. a) im südl. Qsch.: rechts vom Altar großartiges Bildnisepitaph des B. Phil. v. Henneberg 1487 (von derselben Hand wie Diether

von Isenburg im Dom zu Mainz, fast Kopie, also trotz der individuellen Züge ohne Porträtwert); Bronzetafel für den Domherrn Wolfgang von Würzburg 1610, Guß von Jakob Weinmann von Nürnberg; Epit. des B. Georg IV., Fuchs von Rügheim 1561 von Kilian Sorg; Bronzemonument B. Phil. Voit v. Rieneck 1672. — b) Im Peterschor: Epit. des B. Georg III. Schenk v. Limpurg 1522 von Loy Hering in Eichstätt, Material polierter Solenhofener Kalkstein; an den Wänden mehrere Platten mit eingelegten Messingfiguren in Flachrelief, herkömmlich der P. Vischerschen Hütte zugeschrieben. — c) Im nördl. Ssch.: im 2. Joche B. Albert v. Wertheim 1421, B. Friedrich v. Truhendingen 1366, beide ohne Inschriftrand und fast Rundfiguren, wohl von Anfang an stehend (also technisch als Epit.) gedacht; in der Nachbarschaft die bloß mit Inschrift versehenen Bodenplatten von Bischöfen des 16. Jh., deren zugehörige Epitaphe jetzt in S. Michael; neben dem Fürstentor Denkmal des letzten Fürstbischofs Georg V. v. Fechenbach 1826. — d) An dem südl. Arkadenpfl. des Msch.: B. Berthold v. Leiningen 1283; B. Anton v. Rotenhan 1459; B. Friedrich v. Hohenlohe 1351, künstlerisch das wertvollste unter den spätmittelalterlichen. — e) Monument des kaiserlichen Stifterpaares Heinrich und Kunigunde von Tilman Riemenschneider, beg. 1499, voll. und aufgestellt 1513. Material feiner (wohl Solenhofener) Kalkstein; Form Tumba; so hoch aufgebaut, daß die in nicht sehr hohem Relief gehaltenen Bildnisfiguren des Deckels fast unsichtbar bleiben; Reliefs an den Wänden; wenig Architekturformen. Die Reliefs stellen dar: 1. Kunigundens Feuerprobe, 2. Kunigunde bezahlt die Werkleute zum Bau der Stephanskirche, 3. Heinrich auf dem Krankenbette, 4. Heinrich durch den h. Benedikt von seinem Steinleiden geheilt, 5. Heinrichs Seelenwägung. — Sepultur der Domherren in der h. Nagel-Kap. Die Wände, soweit sie nicht von Altären eingenommen sind, tragen in dichter Reihe und gleicher Größe 64 ikon. Bronzetafeln; 1414-91 besteht die Darstellung in bloßen Umrissen, 1491-1550 in flachem Relief, nach 1550 war der Platz besetzt und wurden in größerer Höhe bloße Wappentafeln angebracht; für eine Anzahl ist der Guß in der Forchheimer Hütte bezeugt; für welche anderen die P. Vischersche in Frage käme, wäre noch zu untersuchen; wahrscheinlich ist es für die Platte des Joh. v. Limpurg († 1475), die dann die älteste in der Klasse der gravierten von P. Vischer wäre. — Spgot. Schnitzaltäre im nördl. Ssch. (aus Mühlhausen) und in der Nagel-Kap. — Kaiserglocken [pg 35] aus A. 14. Jh. Die größere nach Heinrich benannte bez. 1311, im Durchmesser 179 cm, Höhe 140 cm.

Schatzkammer (seit 1907 in neuen Räumen geordnet) ist in ganz hervorragender Weise reich an Textilien: drei den Reichskleinodien beigezählte Kaisermäntel, Rationale, Grabtuch des Bischofs Günther (sämtlich 11. Jh.), Mitra des h. Otto (12. Jh.), großer Wandteppich mit der Passion (15.Jh.), ferner Kleinodien aus Metall: zwei rom. Tragaltärchen mit Email und Elfenbeinschnitzereien, großer Bronzeleuchter für Osterkerze (12. Jh.), Kurvatur eines Bischofstabs mit Email (13. Jh.), Reliquiarien und Monstranzen. Schüssel aus Glasfluß (Opus Alexandrinum 1. Jh.). Gegenstände aus Elfenbein: Messerscheide (spätestens 9. Jh.), Pontifikalkämme (roman.), Ziborium (got.), Kruzifixe. — Bis ins 16. Jh. fand alle sieben Jahre die große »Heiltumsfahrt« (öffentliche Ausstellung der zahlreichen Reliquien) statt.

Kreuzgang. Der rom. Dom entbehrte eines solchen, wie Sockel und Lisenen der SWand erkennen lassen. Der jetzt vorhandene ist spgot. An seinen OFlügel stößt das

Kapitelhaus 1731, angeblich von Balth. Neumann. Die Behandlung prunklos, in schönen ernsten Verhältnissen. Im Hauptsaal eine Stuckdecke in zartem Relief, von eigentlichen Rokokoformen unberührt. 2 ehemals im Dom befindliche Altarbilder von Merian und Sandrart.

Alte Hofhaltung. Weitläufiger Hof von malerischen Fachwerkhäusern mit Holzgalerien umgeben; nach vorn gegen den Domplatz eine Hofmauer mit prächtigem Einfahrtstor und neben diesem ein Steinhaus von geringer Tiefe, so daß es fast nur um der Fassade willen erbaut zu sein scheint; diese ist durch die künstlerische Feinheit der asymmetrischen Gruppenbildung eine der allerglücklichsten und bezeichnendsten Schöpfungen der deutschen Renaissance, erbaut unter B. Voit v. Würzburg † 1577. Der entwerfende Baumeister (Erasmus Braun? Caspar Vischer?) unbekannt. — In demselben Gebäudekomplex eingeschlossen die Überreste der

Andreas-Kap., eines frrom. achteck. Zentralbaues und die Katharinen-Kap. aus dem 12. Jh., anscheinend Doppelkapelle.

Neue Residenz. Nachdem die Bischöfe abwechselnd im Geierswörther Schloß (an der Stelle des jetzigen Oberlandesgerichts) und in einem verschwundenen Schloß auf dem Michelsberg residiert hatten, wurde 1695 von B. Lothar Franz v. Schönborn der gegenwärtige Bau begonnen. Baumeister Leonhard Dientzenhofer. Stückweise geplant und nicht vollständig ausgeführt; Abschluß 1704. Zwei lange Flügel stoßen im rechten Winkel aufeinander. Die 3 Geschosse lassen nach der Schulregel [pg 36] die 3 antiken Ordnungen sich folgen; im übrigen sind sie fast gleichwertig behandelt; es fehlt die rhythmische Bewegung und der Abschluß durch ein nachdrückliches Kranzgesims. Der Gesamteindruck bleibt monoton, ja selbst von Kleinlichkeit nicht frei. Sehr nüchtern, an Klosterbauten der Zeit erinnernd, ist auch die innere Einteilung. Bedeutsamer nur der große Festraum, der Kaisersaal; noch ist der, in diesen Gegenden wohl zuerst von Dientzenhofers jüngerem Bruder Johann in Pommersfelden getane Schritt, die Durchlegung durch 2 Geschosse, nicht gewagt; so bleibt der Raum in der Weise der älteren Architektur im Verhältnis zu seiner Ausdehnung sehr niedrig, und erscheint es noch mehr durch den schweren Prunk der Dekoration.

Domherrenhöfe. Auf dem übrigen Teil des Domberges, soweit er nicht durch die Kirche und die beiden Residenzen eingenommen ist, breiten sich die Wohnsitze der Domherren aus. Sie scheinen die gemeinschaftliche Wohnung in der Klausur in früher Zeit schon aufgegeben zu haben, vgl. den Mangel eines rom. Kreuzganges. Eine Wanderung durch diese alten, im Laufe der Zeiten natürlich mannigfach umgestalteten Kurien mit ihren von Galerien umgebenen Höfen und ihren terrassierten Gärten ist von großem Reiz. Viele haben ihre Hauskapellen bewahrt; eine (im jetzigen Stadtrentamt gegenüber dem Kapitelhaus) ist noch rom., die übrigen got. Architektonisch am bedeutendsten die Dompropstei 1775 und die Domdechantei von J. M. Küchel, einem Gehilfen Neumanns (jetziges erzbischöfl. Palais) und aus 16. Jh. der Jungkindshof. Das Bild der geistlichen Stadt vervollständigt sich durch die Absteigequartiere der Äbte aus der Diözese: erhalten der Langheimer Hof und der Ebracher Hof, beide noch M. 18. Jh. von J. M. Küchel.

Antoniterhof mit Laurenzi-Kap., got. Anlage, 1629 umgebaut, unbedeutend.

Clarissen-Klst., gegr. 1341, profaniert.

Dominikaner-K. (jetzt Militär-Depot). Chor 1380-87 in der gewöhnlichen polyg. Anlage; das Lhs. hat 3 Sch. von gleicher Höhe mit flachen Decken. (Umbau des 16. Jh.?). Der Kreuzgang verwüstet.

S. Gangolf. Ehem. Stifts-K., gegr. 1063. Anlage und Mauerkern gehören einer rom. kreuzf. Basilika. Obergaden noch mit rom. Fenstern. Die Arkaden got. erweitert, an die Sschiffe got. Kapellen angebaut. Das Ganze got. eingewölbt. Sprom., oben in got. Formen übergehend die Doppeltürme der Fassade. Zwischen ihnen schaut der Mschiffsgiebel vor. — In den sehr verbauten Stiftsgebäuden Reste eines rom. Kreuzgangs.
[pg 37]

S. Elisabeth. Kleiner spgot. Bau, willkürlich neugot. rest. — Ein paar Holzfigg. aus der Schule Riemenschneiders.

Franziskaner-Klst. Die K. abgebrochen, die Konventsgebäude als Landgericht umgebaut.

S. Getreu (S. Fides?). Gründung des h. Otto, 1727 ff. gänzlich erneuert, unansehnlicher Barockbau. In ihm große Kreuzigungsgruppe, welche Endpunkt von Stationsbildern war, die sich von S. Elisabeth den Berg heraufziehen; gestiftet zwischen 1503-1505; weitgehende Anlehnung an Adam Krafft, die Auffassung ins Spießbürgerliche und Grelle gezogen.

Dominik.-Nonnen-Klst. zum h. Grabe. Als Militärlazarett umgebaut.

S. Jacob (ehem. Kollegiatstift), gew. 1109. Dieser Bau im wesentlichen erhalten; die got. und bar. Überarbeitung des Innern seit 1866 entfernt; anspruchslos im rom. Sinn restauriert, störend die neurom. Ausstattung. — Flachgedeckte doppelchörige kreuzf. Basilika, nach dem Vorbild des Doms das Qsch. im W., die Türme im O. Im Lhs. 8 schlank proportionierte Säulenarkaden; steile att. Basen ohne Eckblatt; das Mittelglied von der normalen Form abweichend; Würfelkaptt. mit einfacher 2gliedriger Deckplatte. Die östl. Apsis durch Barockfassade von 1771 maskiert. Die Erdgeschosse der Türme, die als Eingangshallen dienten, mit Gwbb. im Üb.-St., sonst sind die Türme got., nur einer erhalten. Der WChor einfach got. erneuert; die Krypta zugeschüttet, ihre rom. Fenster hinter den Chorstühlen erkennbar. An der OWand des Qsch. Apsidiolen; ihre sehr schlicht behandelten Bgfriese sind die einzigen rom. Formen, die der Außenbau sich noch bewahrt hat.

Karmeliter-K. 1157 Benedikt.-Nonnen-Klst., 1589 Karmeliter. Die K. 1694 ff. von Leonhard Dientzenhofer, ein mittelgroßer Barockbau der nüchternen Art. Um den rom. Bau nicht gänzlich zu zerstören, wurde der Chor (mit verkehrter Orientierung) zwischen dessen Fassadentürme eingebaut; von diesen jetzt nur einer erhalten, dazu das sehr große, mit Zickzackornament eingefaßte Mittelportal aus E. 12. Jh.; es hatte vorher schon ein got. Umbau stattgefunden. In den formlosen, kellerartigen Räumen unter dem jetzigen Chor rom. Reste. Das Niveau der rom. K. muß tiefer gelegen haben. Interessant der große rom. Kreuzgang. Am OFlügel Bogenfragmente des Kapitelsaales im Stil des 12. Jh. Der Kreuzgang selbst ruhte auf Sll. und war flachgedeckt; schon ein got. Umbau hat ihn sehr entstellt. [Ein Teil der Sll. jetzt im Münchener Nat.-Mus.] Zur Geschichte der Bamberger Lokalarchitektur [pg 38] bmkw. der sog. Fremdenbau (links von der jetzigen Fassade) beg. 1692. Umbau des Klst. 1690-1710.

Katharinen-Kap. s. Alte Hofhaltung.

Liebfrauen- oder Obere Pfarr-K. — Der einzige bedeutendere got. Bau, der in Bamberg zustande gekommen ist. Geldsammlungen 1320; wann wirklich begonnen, unbekannt; Weihe 1387; die Formen sprechen für 2. H. 14. Jh. Umbau des Lhs. 1782; die Nachricht, daß der damals vorgefundene Bau flachgedeckt gewesen und auf Säulen geruht habe, die nur verstärkt zu werden brauchten, wird von den Lokalhistorikern irrig auf rom. Stil gedeutet; die Mauern des Lhs. sind, wie Sockel und Gesimse beweisen, durchaus got., auch sind die Stützenabstände des Innern nur bei einem got. Bau möglich; also war es eine flachgedeckte got. Basilika in der Art der Bettelordenskirchen; durch moderne Rest. ist das Innere jedes Interesses beraubt. — Ein neuer Plan tritt mit dem Chor ein; gewölbt; innerer Schluß 5/8, Umgang 9/16 mit Wechsel 4 eckiger und 3 eckiger Joche; zwischen den Strebepfll. flache Kapellen. Außen treten die Strebepfll. nur als dekoratives Relief aus der Wand hervor; jedoch wachsen sie durch das Dach durch und nehmen Strebebgg. auf. Das Äußere ist mit reichem, aber wenig edlem Schmuckwerk überdeckt; über den Kapp. Giebel, am Hochchor Flächendekoration durch Stabwerk, eine große Menge von Statuen war vorgesehen (wie auch an den Wanddiensten des Innern), kam aber nicht zur Ausführung. Am nördl. Ssch. die »Brauttür« unter einem hohen Baldachinvorbau. Der an der SWEcke stehende Turm gehört der zweiten Bauperiode an; auch nicht ganz vollendet; sein Partner nie begonnen. — Das Innere übervoll von Altären und einzelnen Kunstwerken; überwiegend 18. Jh. und modern. Zerstreut einige Holzplastik aus E. 15. bis M. 16. Jh. Darunter (jetzt hinten im Chor) 3 große Holztafeln, Reste eines Altars, beglaubigtes Hauptwerk des Veit Stoss bez. 1523, das Mittelstück ca. 2,50 : 3,50, ganz gemäldemäßig komponiert; aber technisch nicht Relief, da die Vordergrundfiguren völlig rund ausgearbeitet, Christi Geburt, die Musikinstrumente der Engel 1864 z. T. »hinwegrestauriert« und dadurch die Bewegungsmotive unverständlich gemacht (vgl. die alte Abb. bei Schellenberg). — Gegenüber in einer Kap. Sakramentsnische bez. 1492; Wandkomposition; unten Grablegung; zu beiden Seiten Einzelstatuen in 2 Reihen übereinander; die Krönung 1864 verstümmelt; die schlechte Beleuchtung erschwert das Urteil, anscheinend kaum mittelmäßige Arbeit. — Taufstein mit eingelegten Holzreliefs. [pg 39] — Als Beispiele für die Lokalkunst des 18. Jh. wären noch zu nennen: die Hochaltarplastik von J. J. Vogel und am westl. Ende des nördl. Ssch. Gemälde, der verlorene Sohn, von dem seiner Zeit Ruf genießenden Joh. Nik. Treu. — An der Brauttür, 2. H. 14. Jh., Statuen der klugen und törichten Jungfrauen, im Tympanon Vermählung Christi mit der Ecclesia. — An der WFront roher Ölberg 1502. — In der Schatzkammer bmkw. Monstranz 1477.

S. Martin. 1685-93 als K. des Jesuitenkollegiums, Entwurf von Georg Dientzenhofer, damals in Waldsassen (Bd. III) tätig. Anlage nach dem seit S. Michael in München für kathol. Barockkirchen beliebtesten Schema. Imposantes tonnengewölbtes Hauptschiff mit zweigeschossig, in Kapellen und Emporen, geteilten Abseiten; die Emporen liegen sehr hoch, nämlich auf der Linie des Gewölbekämpfers; das Qsch. schmal, so daß die Vierung kein volles Quadrat bildet. Überwiegend Korb- u. Stichbögen. An der Flachkuppel perspektivisch gemalte Scheinarchitektur in der Art des berühmten Jesuiten Pozzo, doch nicht von ihm selbst, wie irrig angenommen wurde, sondern von einem sonst unbekannten Fr. Marcolini. Fassade in reicher, schwerer, unruhiger Gliederung.

S. Matern. Kleiner flachgedeckter rom. Bau, fast ohne Formen.

S. Michaelis-K. Ehem. Benediktiner-Klst. Erster Bau 1009 bis 1021, zweiter 1121-1168 (?); Reparaturen 1486; weitere nach Brand 1620 und 1700 ff. — Die rom. Basilika in der Substanz, wenn auch nicht in der Formenerscheinung, erhalten. Bedeutende Abmessungen. Lhs. 39,70 l., 20,50 br.; rechnet man dazu Vorhalle, Qsch. und Chor, so muß eine Gesamtlänge von mehr als 70 angenommen werden. Trotz der Veränderungen, gerade im O und W, das Hirsauer Schema unverkennbar. Der Hauptchor got. umgearbeitet, die Nebenchöre in Rokoko-Sakristeien verwandelt. Spgot. Netzgwbb. und spgot. Fenster. Die rundbg. 9 Arkaden des Lhs. rom. und so auch der Kern der Pfeiler; ihre Form wird ebenso wie die der Pilaster des Hochschiffes der Reparatur von 1610 angehören. Echte rom. Profile am letzten östl. Pfeilerpaar; dasselbe ist durch Vorlagen kreuzförmig gestaltet und trägt Gurten im Neben- und Hauptschiff. In diesem letzten Joch auch rom. Kreuzgwb. Das ist ein charakteristisch hirsauischer Zug; der ursp. Sinn die Absicht auf Türme im Winkel zwischen Lhs. und Qsch. (vgl. Paulinzelle). Sie scheinen, wie öfters so auch hier, nicht ausgeführt worden zu sein. Eine Krypta, auch dies hirsauisch, fehlte; die Überhöhung des Chors erst im 18. Jh., wie der noch 1718 vorhandene Baldachin über [pg 40] dem Grabe des h. Otto beweist, für den die jetzige Anlage keinen Raum gewährt (vgl. die Abb. bei Ludewig, Scriptores rer. Bambg. 1718). Am nördl. Ssch. kleiner Rest des rom. Bogenfrieses; vollständiger am Qsch., wo auch die Fenster rom. Ganz verändert der WBau. Er hat ein got. Turmpaar und eine vorgeblendete Barockfassade. 1700 von Leonhard Dientzenhofer. — Innere Ausstattung, 1725-48, im Gesamteindruck durch die moderne Rest. beeinträchtigt. Alle Mobilien aus Holz, die prächtige Kanzel von zwei Bamberger Künstlern, dem Tischler Franz Böhm und dem Bildhauer Reuss. Das Altarbild im Chor von J. J. Scheubel 1750. — Grab des h. Otto in Tumbenform 14. Jh., mittelmäßig, stark verändert; an der Wand ein ikon. Grabstein in etwas älterem Stil, angeblich ebenfalls Otto. — Die Epitaphe von Bischöfen wurden auf Anordnung König Ludwigs I. aus dem Dom hierher versetzt. Hervorzuheben im nördl. Ssch.: no 3 und 7 B. Zobel v. Giebelstadt und B. Voit v. Würzburg, von Hans Wemding 1577, 1580; no 4 B. Ernst v. Mengersdorf, von Hans Werner 1596; no 6 B. Neidhard v. Thüngen von Mich. Kern 1598. Die Reihe des südl. Ssch. bar. und rok. — Klostergebäude. Hauptbau 1696-1702 von L. Dientzenhofer, andere Teile jünger. Gänzlich schmucklos und nur durch die ungeheure Masse wirkend.

S. Stephan. Vom ma. Bau nur ein stattlicher Turm aus 18. Jh. übrig geblieben; 5 mal durch kräftige rom. Bgfriese und Ecklisenen geteilt, in dem oberen Geschosse gekuppelte Schallöffnungen in frgot. Form. Die K. völlig umgebaut; Chor 1628 von Giov. Bonalino, nach dem Plan des Brandenburgischen Baumeisters Valentin Junker; Sch. 1677 von Petrini. Annähernd gleicharmiges Kreuz, in N, S, O polyg. An einigen Stellen, besonders im Chor, treten got. Bestandteile zu Tage. — Das Stuckrelief über der Vierung von J. J. Vogel.

Propsteigebäude (jetzt Präparandenschule) von J. M. Küchel um 1760.

Friedhofs-Kap. an der Straße nach Hallstadt (Gönninger-Kap.), gestiftet 1767. Das Innere konnte ich nicht sehen, das Äußere in eleganten Verhältnissen und schon etwas aus dem Rokoko herausstrebend. Um das flache Dach laufen Balustraden mit Kindergruppen. Die Fenster schließen geradlinig mit gerader Verdachung. An der Fassade große Relieftafel, die Stifter vor dem Gekreuzigten. — Älteres Jesuitenkollegium (Gymnasium) 1611; bmkw. Portal zur Aula 1613.

Jüngeres Jesuitenkollegium (jetzt öffentl. Bibliothek und Lyceum) 2. H. 17. Jh. und A. 18., die älteren in der Tradition der deutschen Spätrenaissance.
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Ernestinisches Klerikalseminar am Maximiliansplatz. 1733 nach Entwurf B. Neumanns von Justus Heinrich Dientzenhofer.

Altes Rathaus (jetzt Hauptzollamt), großer schmuckloser Renss.Bau.

Neues Rathaus auf der Regnitzinsel; 1744-56 aus einem got. Brückenturm (z. Z. noch erkennbar) umgestaltet. Fassadenmalerei von Jos. Anwander, neuerlich mit Glück rest.; Altane, Stuckdekoration, plastische Gruppe auf der Brücke von B. Mutschelle; alles zusammen überaus glücklich und originell in der künstlerischen Ausnutzung der Örtlichkeit, ein malerisches Architekturbild ersten Ranges.

Hochzeitshaus am Fischmarkt 1618, die prächtigen Giebel 1871 zerstört.

Hauptwache 1774, Bildhauerarbeit von Kamm.

Gangolfstor, schmuckreicher Bar.-Bau im Charakter einer Ehrenpforte 1697 von J. L. Dientzenhofer.

Privathäuser. Gotik und Renaissance sind in Bamberg nicht vertreten. Dagegen begann ein Menschenalter nach dem. 30jährigen Kriege eine sehr lebhafte Bautätigkeit mit einem Zuge zum Üppigen, dem eine vortrefflich ausgebildete Stucktechnik die Mittel gab. — Hauptbeispiel das Prellsche Haus, Judengasse 14, und das Concordiahaus. Beide für denselben Bauherrn, J. J. T. Böttinger, und ungefähr gleichzeitig (angeblich 1721-31). In beiden erinnert die Grundrißdisposition auf ansteigendem Gelände und dessen Ausnutzung zu Hof- und Gartenterrassen an italienische, speziell genuesische Vorbilder. Die stilistische Ausbildung aber ist ganz verschieden. Im Prellhause sind die Treppen und sonstigen Innenräume noch im Sinne des 17. Jh. in gedrückten Verhältnissen, in der noch durchaus bar. Dekoration schwülstig und beinahe roh, aber von großer Kraft der malerischen Effekte; ebenso die Fassade. Die Überlieferung bringt den Bau in ziemlich unsicherer Weise mit dem Namen Dientzenhofer (welcher der vielen?) in Verbindung. Ungewissen Autors auch das sehr bmkw. Concordiahaus; ohne sehr groß zu sein in der Haltung eines monumentalen Palastes. Den Dientzenhofer zugeschrieben: Langgasse no 18 und no 32, Nonnenbrücke no 1, Grünmarkt no 31, Karolinenstr. 11 (a. 1716). — Von J. M. Küchel (lebte 1703-69) Karolinenstr. 1, 2, Kaulberg no 7, Judengasse 7, 12. — Von Fink 1789: Langgasse no 13.

Brunnen. Neptunsbrunnen (»Gabelmann«) am Grünmarkt 1698; an der Domterrasse 1777 von Trautmann.

Sammlungen. K. Bibliothek mit wichtigen Bilderhandschriften. Gemäldegalerie auf dem Michaelsberg.