Einfluss der Universitäten. Die philosophischen Studien. Cartesius.

Es hat auch dies unverkennbar dazu beigetragen, dass die Einwirkung auf die akademische Jugend weniger tief ging und durch die weniger geeignete Methode, in welcher der Unterricht auftrat, gehemmt oder doch beschränkt wurde. Doch würde man sehr irren, wenn man die damalige akademische Wirksamkeit als eine unfruchtbare bezeichnen wollte. Ungeachtet mancher Auswüchse des akademischen Lebens, deren wir später gedenken werden, zeigte sich in der akademischen Jugend für theologische Studien Empfänglichkeit und Ausdauer in hohem Grade. Schriftkenntnis insonderheit und dogmatisches Wissen ward in seltenem Umfange von Vielen erworben. Erwägt man überdies, welchen nachtheiligen Einfluss die schweren Drangsale der Kriegsjahre auf die Studien übten, die nicht selten auf längere Zeit völlig unterbrochen werden, ja wie durch dieselben Bildung und Wissenschaft überhaupt untergraben wurden, so wird man anerkennen müssen, dass die Universitäten jedenfalls einen intensiv sehr bedeutenden Einfluss ausgeübt haben, da aus ihnen ein solcher kirchlicher Lehrstand, wie diese und die folgenden Jahrzehente ihn uns in seiner Tätigkeit und Wirksamkeit zeigen, hervorgehen konnte.

Es darf aber auch nicht einmal gesagt werden, dass nur theologische Interessen diese Zeit bewegten, und auf die akademische Jugend einwirkten. Überall begannen die naturwissenschaftlichen und philosophischen Studien eine höhere Bedeutung zu gewinnen. Die mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien verschwistern sich mit der Philosophie, und ihre Wechselwirkung erweist sich als höchst bedeutsam. Die Philosophie ist bestrebt, zum Studium der Naturwissenschaften überzuleiten, und die Naturwissenschaften fangen allmählich an, der philosophischen Begriffsvermittelung Material darzubieten, um die Philosophie zu ergänzen. Es fällt sogar die Entstehung der neueren Philosophie in diese Periode. Cartesius repräsentiert am meisten den Charakter der wissenschaftlichen Richtung der Zeit. Er hat den größten Einfluss geübt, und hat die Ergebnisse der Naturwissenschaften, wie sie damals lagen, am meisten auf die Philosophie angewandt. Zwar wird sich nicht sagen lassen, dass die Cartesianische Philosophie einen eigentlichen Eingang auf den lutherischen Universitäten Deutschlands gefunden hätte; selbst durch die Vermittelung der reformierten Universitäten und Landeskirchen, wo von Anfang an dieselbe größeren Einfluss ausgeübt hatte, möchte kaum eine nähere Beziehung hergestellt sein*).


*) A. Tholuck, Das akademische Leben des 17. Jahrhunderts, mit besonderer Beziehung auf die protestantisch-theologischen Fakultäten Deutschlands, Abt. II, S. 7 ff., S. 217 ff. Gaß, Geschichte der protestantischen Dogmatik, Bd. I. S. 454 ff.