Charakteristik des dreißigjährigen Krieges. Die böhmische Bewegung

Dass dieser Krieg von Böhmen aus seinen Anfang nahm, wo die Freiheiten, welche Kaiser Rudolf II. im Majestätsbriefe vom 9. Julius 1609 in Betreff des Religionsexerzitiums den Böhmen gewährt hatte *), schon unter dem Kaiser Matthias und Ferdinand I. vielfach verkümmert und beschränkt waren, ist verhältnismäßig ein Zufälliges. Doch lässt die böhmische Bewegung schon von Anfang an die starke Beimischung politischer Motive, sowohl in der Auflehnung der böhmischen Aristokratie gegen das Haus Habsburg, als auch in der allgemeinen Bekämpfung des germanischen Elementes von Seiten des böhmischen, erkennen, worin zum Teil der Schwerpunkt des böhmischen Aufstandes lag. Dass Bethlen Gabor diesen ausbeutete, um für sich die ungarische Krone zu gewinnen, ist gewiss**). Der Zusammenstoß, der hier erfolgte, hätte eben sowohl an anderen Orten und hinsichtlich anderer Punkte eintreten können, da beide Parteien sich geschlossen gegenüber standen, und lange schon auf eine Veranlassung harrten, ihre Kräfte mit einander zu messen und eine Entscheidung herbeizuführen.

*) F. Chr. Khevenhiller (zu Aichelberg, Graf zu Frankenburg) Annales IFerdinandei. VII. p. 184. Lünig, VI, 2. p. 122.


**) K. A. Müller, Fünf Bücher vom böhmischen Kriege in den Jahren 1618 bis 1621, nach handschriftlichen Quellen des königl. sächs. Haupt-Staatsarchivs herausgegeben.