Abschnitt 9

17 Nachwort.


In München malte Eugen viele militärische Genrebilder, – darunter die ergreifende Scene „ein verwundeter Soldat mit seinem Hunde auf dem Schlachtfelde von Solferino“ (in der Neuen Pinakothek) – Pferdeportraits, Scenen aus dem ungarischen Volks- und Jagdleben, einen „Jahrmarkt in Croatien“ u.dgl. und ging dann, um Neues zu sehen und Geist, Auge und Hand sicher zu erhalten, zum öfteren nach der Schweiz, wo er den Truppen-Uebungen beiwohnte, insbesondere auf einer Tour über den St. Gotthard. Als Resultat davon erschien ein Prachtwerk: „Bildliche Erinnerungen an die eidgenössische Truppenzusammenziehung.“ 25)


Beim Ausbruch des deutschen Krieges 1870 that Eugen Adam unverzüglich Schritte, daran theilzunehmen; doch verzögerte sich unnöthiger Weise die Erlaubniß, er kam gerade recht, um am Abend des 1. September eine Aufnahme von Bazeilles und etliche Tage darauf von Sedan zu skizziren. Bei dem ersten Armeecorps begleitete er die Munitions-Colonne Dennert. So kam er nach Orleans und Versailles, erhielt viele Anerkennung und Bewunderung, aber keine Bestellungen. Ueberaus ermüdet kehrte er im Dezember nach München zurück, wurde aber schon Ende Januar 1871 im Auftrag Sr. Majestät König Ludwigs II. nach Versailles gesendet und dem General von Hartmann zugetheilt. Hier traf er auch einen liebenswürdigen, jüngeren Collegen, Heinrich Lang, welcher mit ebenso großer Gewissenhaftigkeit wie unermüdlichem Fleiß den gleichen Studien oblag. Mit H. Lang, Louis Braun und Bleibtreu kam Adam beim Einzug in Paris zusammen, eilte aber dann über Straßburg nach München zurück, um seine künstlerischen Erlebnisse in einer Reihe von Oelbildern auszuarbeiten. 26) Nebenbei beschäftigten ihn Erinnerungen aus Dalmatien und der Herzegowina, auch Stoffe aus den bayerischen Alpen und dem italienischen Feldzuge. Er hätte noch für Jahrzehnte Stoffe in Vorrath gehabt, als ein Herzschlag den wackern Mann am 4. Juni 1880 plötzlich dahinraffte. „Er war eine neidlose Seele, ein treuer Freund, ein unendlich liebevoller und für seine Familie zärtlichst besorgter Gatte und Vater; als Künstler ein echter Schüler seines Vaters, ein treuer Gehilfe seiner Brüder und mit seinen eigenen Schöpfungen ein würdiges Glied dieser berühmten Maler-Familie.“ 27)

„Auch von meinen beiden jüngeren Söhnen, Albrecht und Julius, bin ich so glücklich, sagen zu können, daß sie zu meiner Freude herangewachsen und brave Männer geworden sind. Ersterer ist Hypolog, ein tüchtiger Reiter und Pferdekenner;“ erst Stallmeister des Fürsten Wrede, dann im Dienste König Maximilians II., zur Zeit kgl. Hof-Fourage-Magazin-Verwalter. „Der zweite ist Lithograph, besitzt aber auch großes Talent zur Kunst und ist ein genialer Mensch.“

Julius Adam, geboren 1821 zu München, genoß gleichfalls die Unterweisung seines Vaters, zeigte sehr viel Talent zum Studium, ebenso zur Mechanik, aber auch zugleich für die Kunst, malte Landschaften mit Figuren und Thieren staffirt, in Aquarell, warf sich dann ganz auf die Lithographie, reproduzirte die Bilder seines Vaters und seiner Brüder und gab im Verein mit denselben die obengenannten: „Erinnerungen an die Feldzüge der k.k. Armee in Italien“ heraus. 28) Auch des Farbendrucks befliß er sich mit besonderer Vorliebe, um seine chemischen Kenntnisse zu verwerthen; diese führten ihn, neben allerlei Subti litäten, auf das Gebiet der Photographie. Hier bemühte er sich mit Joseph Albert, die Photographie auf Metallplatten zum künstlichen Schnelldruck unter die Presse zu bringen und hatte auch hierin gute und neue Erfolge, starb aber schon am 4. Februar 1874.

Immer wird es eine beachtenswerthe Wahrnehmung bleiben, wie sich Adam’s künstlerische Begabung in mannigfacher Färbung auch auf die Enkel vererbte. So nennen wir in erster Reihe Benno Adam’s Sohn, Emil Adam, welcher, am 20. Mai 1843 zu München geboren, anfänglich zum Studium bestimmt war, aber durch das Vorbild seines Vaters, seines Großvaters und seines Oheims Franz sich unter Letzterem zu einem tüchtigen Meister in Reiter- und Pferdeportraits, insbesondere in Jagd- und Sport-Scenen bildete. Nachdem schon eine „Oesterreichische Lagerscene“ (1861) großen Beifall gefunden hatte, ging er, Portael’s Unterweisung zu genießen, nach Brüssel. Nach seiner Rückkehr wurde er mit seinem Vater nach Pardubitz in Böhmen berufen (1867), um eine adelige Jagdgesellschaft von sechzig Personen zu portraitiren, wobei er sein Talent für elegante Reiterbildnisse glänzend bewies. Seitdem malte er, als wahrer Meister im High-Life- und Sportsman-Fach nach Oesterreich, Ungarn, England berufen und durch Ehren aller Art ausgezeichnet – im Mai 1882 verlieh ihm Se. Maj. der Kaiser von Oesterreich das Ritter kreuz des Franz-Joseph-Ordens – viele ähnliche Gelegenheits-Scenen, welche durch das freie, geschmackvolle Arrangement angenehm überraschen und mit großer Geschicklichkeit die gerade in diesem Genre gerne drohenden Klippen vermeiden. 29)

Ein gleichnamiger Sohn Franz Adam’s schwankte lange zwischen Kunst und Wissenschaft, um schließlich auf letzterem Wege wacker vorwärts zu schreiten.

Eugen Adam hinterließ zwar keinen Sohn, doch zwei Töchter, deren eine mit vorwiegend musikalischer Begabung dem Fache der Erziehung in einer aristokratischen Familie obliegt, indeß ihre Schwester Helene Adam als Zeichenlehrerin eine sehr glückliche Thätigkeit entfaltet.





25) Nach der Natur gezeichnet von Eugen Adam, lithographirt von Julius Adam. Bern 1863. Mit deutschem und französischem Text von O.A. Roth.
26) Eine aus mehr als zweihundert Blättern bestehende Sammlung von Handzeichnungen aus dem deutschen Kriege, welche einen stattlichen Folianten bilden, erwarb in der Folge der Staat für das Kupferstich- und Handzeichnungskabinet in München.
27) Vgl. Nekrolog in Beil. 274 der Allg. Zeitung vom 30. September 1880. Das Verzeichniß seiner in Lithographie vervielfältigten Werke bei Jul. Meyer S. 72.
28) Vgl. Jul. Meyer S. 72.
29) Emil Adam’s Portrait und Biographie in Nr. 54 Ueber Land und Meer 1885, woselbst auch ein Holzschnitt der Pardubitzer Jagdgesellschaft. Vgl. dazu Jul. Meyer S. 72 und H.A. Müller’s Künstlerlexikon 1882, S. 5.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Aus dem Leben eines Schlachtenmalers