Die Verlobung

Ein Trupp Frauen zieht vom Hause des Bräutigams in das Haus der
Braut und führt das Schlachttier mit sich, welches entweder ein Lamm, oder ein Widder, oder ein junges männliches Kind ist, — je nach dem Vermögen * (des Spenders); und sie bringen auch einige Stücke von der Mitgift mit; und dieser Tag wird zum Festtage ** im Hause der Braut.
Man lässt Paukenschlägerinnen kommen *** oder stimmt mit den Hochzeitshelferinnen Gesänge auf die Kleidungsstücke an ****.

*) d. h. nach den Vermögensverhältnissen des Bräutigams.


**) An einem Festtag kleidet man sich besser, kommt zu geselliger Unterhaltung zusammen usw.

***) Unter „Tamburine“ versteht man auch die Musikbande selber, welche nur aus Frauen besteht, von denen eine das bendîr, eine andere die târbûaâ eine dritte das târ schlägt, und welche immer von einer vierten, der lezzâma, begleitet sind, die die Musiktaxe für die einzelnen Vorträge erhebt — Das bendîr ist eine große flache Trommel, welche auf einer Seite mit einem Fell bespannt ist. Sie wird mit der linken Hand senkrecht gehalten und mit den Fingern der rechten Hand geschlagen. Sie gibt sehr dumpfe, volle Töne. — Die târbûaâ ist eine Art tönerner Zylinder, dessen Boden durch ein Trommelfell ersetzt ist. Sie wird auf die Knie gelegt und mit den Fingern beider Hände geschlagen. Je nachdem man mehr den Band oder die Mitte des Trommelfelles schlägt, bekommt man verschiedene Töne. — Das târ ist eine Art Tamburin, mit einem Fell bespannt, und an der Seite mit Metallstückchen behängt. Es wird mit der linken Hand gehalten und geschüttelt, während die Finger der rechten Hand darauf trommeln. Zur Musik der bnâder wird immer von den Frauen getanzt. — Nebenbei bemerkt sei, dass man für Frauen, die den hâl haben (d. h. hysterisch sind), oder für solche, die sich verzaubert glauben, gerne diese ohrenbetäubende Musik als Heilmittel anwendet Die bnâder oder bendârat werden für ihr Spiel je nach dem Vermögen und der Zahl der Anwesenden mit kleinen Geldmünzen bezahlt.

****) „sie stimmen einen Lobgesang an“. Es handelt sich hier um einen von Trommelschlägen begleiteten Gesang der Hochzeitshelferinnen beim Vorzeigen der Kleidungsstücke, welche der Bräutigam gesendet hat Dabei wird niemals getanzt. — Eine „Hochzeitshelferin“ ist eine Frau, welche sich damit beschäftigt, bei der Hochzeit die Braut zu kleiden, zu führen, zu unterstützen und zu belehren. Es gibt deren in Sfax in großer Anzahl, und dennoch wird ihre Beschäftigung für recht gewinnbringend gehalten. — Man mietet gewöhnlich mehrere, die die anwesenden weiblichen Hochzeitsgäste mit kleinen Geldmünzen und Geschenken an Speisen und Kleidern bezahlen.