Aus dem Kaukasus

Reisen und Studien. Beiträge zur Kenntnis des Landes.
Autor: Hahn, Carl v. (1848-1925) deutscher Forschungsreisender und Ethnograf. Professor am I. Gymnasium zu Tiflis, Erscheinungsjahr: 1892

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Russland, Russen, Reisen, Kaukasus, Juden, Natur, Heimat, Wanderungen, Fußtouren, Heldensagen, Völkerwanderung, Mittelalter, Hochfluten ,
Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großherzogin
Anastasia Michailowna von Mecklenburg-Schwerin,
Großfürstin von Russland
ehrfurchtsvoll gewidmet vom Verfasser.


Kaiserliche Hoheit!

Als Freund der Natur in den großartigen Schönheiten der kaukasischen Gebirgswelt schwelgend und in die hochinteressanten archäologischen und ethnographischen Probleme des Kaukasus und des bunten Gemenges seiner Völker eindringend, gedenke ich stets dankbaren Herzens des erlauchten Fürstenhauses, dessen gesegnetes Andenken in allen Gauen dieses Landes, dieser Perle des großen und mächtigen russischen Reiches, fortlebt und ewig fortleben wird. Mehr als ein anderer hat Eurer Kaiserlichen Hoheit ehrfurchtsvoll ergebener Diener diesem hohen Hause zu verdanken. Durch Deren Allerhöchste Eltern als Lehrer der jungen Großfürsten hierher berufen, habe ich im Kaukasus meine zweite liebe Heimat gefunden, hier meinen Herd und mein Glück begründet. So sei denn dieses Büchlein, mein Erstlingswerk in deutscher Sprache, als schwaches Zeichen dankbarster Ergebenheit und treuester Anhänglichkeit der Erlauchten deutschen Fürstin gewidmet, welche jenem hohen Fürstenhause entsprossen und deren Wiege im herrlichen Kaukasus gestanden. Möge das Werkchen im Herzen Eurer Kaiserlichen Hoheit die angenehmsten Erinnerungen an Höchst Deren schöne Heimat und glückliche Jugendzeit wachrufen!
          Tiflis im August 1891.
                              C. Hahn.


                    Inhaltsverzeichnis.


II. Die Völker des Kaukasus nach ihrer ethnologischen Klassifikation
III. Eine Fußtour in die Ossetischen Alpen. (Sommer 1888)
IV. Ossetische Heldensagen
V. Eine Fußtour von Tiflis in die Swanetischen Alpen. (Sommer 1889.)
VI. Die Juden in den kaukasischen Bergen
VII. Eine Fußtour nach Tuschetien und Pschawien. (Sommer 1890.)
VIII. Einiges über die Chewsuren und ihr Land

                    I. Aus dem alten Kaukasus.
Geographische, ethnographische und geschichtliche Notizen.

Schon im grauen Altertum genannt und mit einem bunten Kranz von Sagen umrankt, im Mittelalter fast verschollen, hat der Kaukasus, speziell Transkaukasien, im letzten Jahrhundert, namentlich in den letzten Dezennien, die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf sich gelenkt. Leider ist seine älteste Geschichte mit dem Schleier des Geheimnisses bedeckt, welcher noch gar wenig gelüftet ist und den ganz zu heben wohl niemals gelingen wird. Der Spaten des Archäologen hat hier noch ein weites, fast jungfräuliches Feld und ganz sicher wird er reichen Lohn empfangen für seine Arbeit, wenn er da und dort die Erde aufschürft. Der Archäologe allein kann einige Lichtstrahlen werfen in das Dunkel, das die einst hier lebenden Völker und ihre Geschichte bedeckt; das Grab ist nicht immer stumm, oftmals ist es beredter als das Leben. Nicht epochemachende Kulturvölker sind es freilich gewesen, welche hier gewohnt haben; nicht solche Völker, welche sich mit der Bedeutung der Ägypter, Perser, Griechen und Römer auch nur halbwegs messen könnten; aber die Bewohner des Kaukasus sind mit jenen in Berührung gekommen, haben mit ihnen Beziehungen verschiedener Art unterhalten, so dass doch auch von hier aus einiges Licht geworfen werden kann auf das Leben jener Völker, abgesehen davon, dass auch die hiesigen Stämme als Glieder der großen Menschenfamilie einiges Interesse für sich beanspruchen. — Aber auch dann, wenn einst die Archäologie die reichen, in kaukasischer Erde verborgenen Schätze ans Licht gefördert und gewissermaßen das Rohmaterial herbeigeschafft haben wird, wird die Aufgabe des Geschichtsforschers ungemein schwierig sein, Klarheit und Ordnung zu schaffen in dem ungeheuren Chaos von Völkervermischungen und Völker Verdrängungen, welche auf der mächtigen, von einem Wall großartig-prächtiger Gebirge nach zwei Seiten hin umgebenen Landenge stattgehabt haben. Zwar haben die großen Wogen der Völkerwanderung den Kaukasus nicht direkt berührt, aber gleich dem Strome, welcher, seine Ufer überschreitend, im weitesten Umkreis seine Wasser ergießt und zurücktretend da und dort Seen und Tümpel zurücklässt, so haben auch die Völkerstämme ihre Fluten in verschiedene Teile des kaukasischen Landes hineingeschickt. Oftmals wirkten diese Hochfluten zerstörend, feste Städte und blühende Ansiedelungen sind verwüstet worden und haben, neugegründet, ein anderes Ansehen gewonnen. Der ewige Kreislauf der Natur, Vergehen und Entstehen, hat in historischer Zeit auch diesem Lande seinen Stempel aufgedrückt, nur die majestätischen Berge stehen noch ruhig in ihrer alten, erhabenen Pracht, so groß und stolz wie vor tausend und aber tausend Jahren, stumme Zeugen der gewaltigen Umwälzungen und Ereignisse, die sich zu ihren Füßen zugetragen.

000 Elbruss (Minghi-Tau) vom Firngeljiete des Asau-Gletschers; Titelbild

000 Elbruss (Minghi-Tau) vom Firngeljiete des Asau-Gletschers; Titelbild

001 Adai-Choch vom Zeja-Tal 27

001 Adai-Choch vom Zeja-Tal 27

002 Adai-Choch 32

002 Adai-Choch 32

006 Prinzessin Urussbiew (Bergtatarin) 98

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013 Hadschi in Styr-Digor 248

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020 Koschtan-Tau 344

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012 Tichtengen 223

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