Die Buchhandlung des Herrn Georg Blatt - Unterredung zwischen Hippias, Aristipp und Herrn Georg Blatt
Nachdem unsere Gläser geleert waren, begaben wir uns auf die Wanderschaft. Einige Schritte von dem Keller des Herrn Ahl entfernt, sahen wir in die Mörkenstraße hinein, aus welcher uns das Aushängeschild der Königlich privilegierten Buchhandlung von Georg Blatt entgegenstrahlte.— Wir begaben uns in diese Buchhandlung. Ein junger, wohlgewachsener, blondhaariger, sehr elegant gekleideter Mann, die Feder hinter dem Ohre, empfing uns unter vielen Bücklingen und erwiderte auf unsere Frage: „ist Herr Blatt zu Hause?“ Mit lispelnder Stimme: „zu dienen, der bin ich selber. Was wäre Ihnen gefällig?“
Wir sahen uns jetzt gegenseitig verlegen an; erröteten, wie alle junge Schriftsteller, wenn sie vor dem Manne stehen, der ihnen die Unsterblichkeit zu sichern im Stande ist, und ihre, meistens leere Börsen wieder anfüllen kann.
Endlich fasste ich Mut und sagte: „Wir sind gekommen, Herr Blatt, um Sie zu fragen, ob Sie nicht Lust hätten ein kleines Werk über Altona und Hamburg in Verlag zu nehmen?“
Die heitere Miene, mit welcher Herr Blatt uns empfangen, wich einer ernstern. Einige Falten zogen sich auf seiner Stirne zusammen. Er trat einige Schritte zurück und bewegte unwillkürlich seinen rechten Arm indem er seinen Oberkörper von einer Seite zur andern balancierte. Darauf sprach er: „Muss recht sehr bedauern, meine Herren, — ich bin nur ein junger Anfänger— habe mit meinen ersten Verlagsartikeln vielen Schaden gelitten — darf mich nicht vom Gelde entblößen. — Ich würde den Herren raten nach Hoffmann und Campe zu gehen. Die würden wohl die Einzigen seien, welche auf etwas Belletristisches sich einlassen könnten.“
„Aber, Herr Blatt, das Werk würde gewiss in Altona und Hamburg vielen Abgang finden, denn es ist sehr frei, beißend geschrieben und wimmelt von Persönlichkeiten.“ Versetzte Hippias.
„Um so weniger darf ich mich darauf einlassen.— Ich bin ein Altonaer Bürger und darf es nicht mit meinen Mitbürgern, noch mit dem Polizeimeister verderben. Ja wäre es ein statisches Werk, ein Buch über Agrikultur, Schaaf- und Viehzucht, dann allerdings, meine Herren. Aber so — eine Satyre vielleicht? — muss recht sehr bedauern.“
Herr Blatt lächelte. Hippias und ich lächelten auch. Wir lächelten alle drei und lächelten uns zur Türe hinaus.
Auf der Straße sahen wir uns noch einmal unwillig nach dem Schilde der privilegierten Buchhandlung von Georg Blatt um, dann gingen wir weiter.
„Er hat seinen Vorteil nicht verstanden“ sprach ich. „Mein Name tut Alles.“
„Tröste dich mit Georges Sand, die drei Jahre umherlief ohne ihr Manuskript anbringen zu können.“
„Das ist was Anderes. Hier in Deutschland kommt es nur auf den Namen und den Rang eines Schriftstellers an. Ich bin überzeugt, dass der vorsichtige Blatt die Memoiren des Freiherrn v. Hammerstein nicht verlegt haben würde, wenn er nicht auf den Einfluss des Namens spekuliert hätte.“
„Du magst Recht haben. Ein alter, ehrwürdiger, historischer Name ist immer ein gutes Panier; zu diesem kommen die Alliancen und Connaissancen eines Mannes von großer Familie.“
„Das ist es gerade, was mich ärgert, wenn gleich ich dieselben Ansprüche machen könnte! Doch was hilft es sich den Kopf über Dinge zu zerbrechen, die wir nicht ändern können. Ein andermal mehr Glück! — Sieh her, Hippias, da ist ein Putzladen! Ich mag nichts lieber als diese eleganten Hütchen und Häubchen besehen, unter jedem denke ich mir ein niedliches Gesicht. Im zweiten Stocke dieses Hauses wohnt ein sehr geschickter Lithograph. Wenn du einst berühmt geworden, kannst du dich von ihm lithographieren lassen. Er ist ein braver Bayer und trifft vortrefflich. Seine Frau —
„Nun, und seine Frau?“
„Ist seine Frau. Die Frauen lasse ich gerne aus meinem Vortrage weg. Sie haben mir zu viel Gutes erwiesen, um sie parteilos behandeln zu können. Ich will es lieber mit der Polizei und dem ganzen Männervolke verderben, als mit einer einzigen Frau, und am wenigsten mit meiner eigenen, wenn ich einmal eine bekommen sollte!“
Wir sahen uns jetzt gegenseitig verlegen an; erröteten, wie alle junge Schriftsteller, wenn sie vor dem Manne stehen, der ihnen die Unsterblichkeit zu sichern im Stande ist, und ihre, meistens leere Börsen wieder anfüllen kann.
Endlich fasste ich Mut und sagte: „Wir sind gekommen, Herr Blatt, um Sie zu fragen, ob Sie nicht Lust hätten ein kleines Werk über Altona und Hamburg in Verlag zu nehmen?“
Die heitere Miene, mit welcher Herr Blatt uns empfangen, wich einer ernstern. Einige Falten zogen sich auf seiner Stirne zusammen. Er trat einige Schritte zurück und bewegte unwillkürlich seinen rechten Arm indem er seinen Oberkörper von einer Seite zur andern balancierte. Darauf sprach er: „Muss recht sehr bedauern, meine Herren, — ich bin nur ein junger Anfänger— habe mit meinen ersten Verlagsartikeln vielen Schaden gelitten — darf mich nicht vom Gelde entblößen. — Ich würde den Herren raten nach Hoffmann und Campe zu gehen. Die würden wohl die Einzigen seien, welche auf etwas Belletristisches sich einlassen könnten.“
„Aber, Herr Blatt, das Werk würde gewiss in Altona und Hamburg vielen Abgang finden, denn es ist sehr frei, beißend geschrieben und wimmelt von Persönlichkeiten.“ Versetzte Hippias.
„Um so weniger darf ich mich darauf einlassen.— Ich bin ein Altonaer Bürger und darf es nicht mit meinen Mitbürgern, noch mit dem Polizeimeister verderben. Ja wäre es ein statisches Werk, ein Buch über Agrikultur, Schaaf- und Viehzucht, dann allerdings, meine Herren. Aber so — eine Satyre vielleicht? — muss recht sehr bedauern.“
Herr Blatt lächelte. Hippias und ich lächelten auch. Wir lächelten alle drei und lächelten uns zur Türe hinaus.
Auf der Straße sahen wir uns noch einmal unwillig nach dem Schilde der privilegierten Buchhandlung von Georg Blatt um, dann gingen wir weiter.
„Er hat seinen Vorteil nicht verstanden“ sprach ich. „Mein Name tut Alles.“
„Tröste dich mit Georges Sand, die drei Jahre umherlief ohne ihr Manuskript anbringen zu können.“
„Das ist was Anderes. Hier in Deutschland kommt es nur auf den Namen und den Rang eines Schriftstellers an. Ich bin überzeugt, dass der vorsichtige Blatt die Memoiren des Freiherrn v. Hammerstein nicht verlegt haben würde, wenn er nicht auf den Einfluss des Namens spekuliert hätte.“
„Du magst Recht haben. Ein alter, ehrwürdiger, historischer Name ist immer ein gutes Panier; zu diesem kommen die Alliancen und Connaissancen eines Mannes von großer Familie.“
„Das ist es gerade, was mich ärgert, wenn gleich ich dieselben Ansprüche machen könnte! Doch was hilft es sich den Kopf über Dinge zu zerbrechen, die wir nicht ändern können. Ein andermal mehr Glück! — Sieh her, Hippias, da ist ein Putzladen! Ich mag nichts lieber als diese eleganten Hütchen und Häubchen besehen, unter jedem denke ich mir ein niedliches Gesicht. Im zweiten Stocke dieses Hauses wohnt ein sehr geschickter Lithograph. Wenn du einst berühmt geworden, kannst du dich von ihm lithographieren lassen. Er ist ein braver Bayer und trifft vortrefflich. Seine Frau —
„Nun, und seine Frau?“
„Ist seine Frau. Die Frauen lasse ich gerne aus meinem Vortrage weg. Sie haben mir zu viel Gutes erwiesen, um sie parteilos behandeln zu können. Ich will es lieber mit der Polizei und dem ganzen Männervolke verderben, als mit einer einzigen Frau, und am wenigsten mit meiner eigenen, wenn ich einmal eine bekommen sollte!“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Aristipp in Hamburg und Altona