Die drei größten Feste des Islams II

IN blutigem Bruderkriege hatte Mamun, Sohn des Harun Alraschid, die Krone erstritten. Während er siegreich in Bagdad einzog, ertrank sein Bruder Emin auf der Flucht vor ihm in den Fluten des Tigris. Derjenige, der in dieser Zeit alle Schritte des Siegers durch klugen Rat geleitet hatte und späterhin das große Reich für ihn verwaltete und zusammenhielt, sein Großwesir, sein Reichskanzler, war ein Staatsmann persischen Stammes, der Hasan Ibn Sahl genannt wurde. Dies Verhältnis zwischen den beiden Männern fand seinen äußeren Ausdruck darin, dass der Fürst, Kalif Mamun, die Tochter seines Kanzlers, namens Buran, heiratete.

Die Hochzeit fand statt im Monat Ramadan des Jahres 210. Der Bräutigam hatte für seine Braut ein besonderes Lustschloss am Ufer des Tigris südlich von Bagdad erbauen lassen und mit dem größten Luxus ausgestattet, und dort, in Fam-Alsilch, wurde die Hochzeit gefeiert, zu der zahllose Gäste aus Nah und Fern eingeladen waren. Die gesamten Kosten wurden von dem Kalifen-Witwe, der Gemahlin des Harun Alraschid, von Zubaide, getragen und wurden auf 35 — 37 Millionen Dirhems geschätzt.


Als der Ehekontrakt geschlossen wurde, schenkte Mamun seiner Buran einen Brautschatz von hunderttausend Denaren und fünf Millionen Dirhems. In der Hochzeitsnacht erstrahlten all die weiten Räume des Lustschlosses auf dem hohen Tigris-Ufer in Tausenden von Flammen. Im besonderen brannten vor der Braut drei große Ambrakerzen. Als diese aber einen zu starken Rauch verbreiteten, befahl die Kaiserin-Witwe:

„Es ist nun genug der Prachtentfaltung. Nehmt die Ambrakerzen weg, und bringt die Wachskerzen her.“ Als schließlich der Krönungsmoment der ganzen Feier herankam, als das junge Weib im Kreise der nächsten Blutsverwandten vor ihrem künftigen Gemahl entschleiert wurde, da bereitete er ihr eine ganz seltene Überraschung. Er hatte in dem Brustlatz seines bauschigen Gewandes eine große Anzahl der schönsten großen Perlen verborgen. Diese streute er nun über das Haupt seiner jungen Gemahlin aus, so dass viele in ihrem Haar, ihren Schleiern und Gewändern hängen blieben, während viele andere auf das von Gold strahlende Parkett hinabrollten und sich dort nach allen Seiten ausbreiteten. Freudiges Staunen auf allen Seiten! Da sprach Mamun zu Buran:

„Erweise den Perlen die Ehre, dich ihrer zu bedienen.“ Darauf streckte sie ihre Hand aus und nahm sich eine einzige davon, die übrigen wurden den Verwandten überlassen. Der Kalif zitierte in diesem Moment angesichts der auf dem Goldparkett liegenden Perlen einen Vers des großen Dichters Abu Nuwas, der in einem Weinliede die weißen Bläschen, die im goldenen Wein aufsteigen, beschreibt als wären es

„Kleine Perlenkiesel auf einem Parkett von Gold.“

Frau Buran hat als glückliche Kaiserin ihren Gemahl lange überlebt. Sie wurde 80 Jahre alt und ihr Tod wurde von dem Kalifen jener Zeit Mutamid in warm empfundenen Versen beklagt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Arabische Erzählungen aus der Zeit der Kalifen