Ansichten eines Engländers über das Leben in Deutschland - Städtische Vergnügungen

Autor: Howitt, William (1792-1879) englischer Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1842
Themenbereiche
Enthaltene Themen: öffentliche Spaziergänge, Promenaden, Musikchöre
Aus: The Rural and Domestic Life of Germany: With Characteristic Sketches of Its Cities and Scenery. 1842. By William Howitt (1792-1879)
Die deutschen Städte haben vor den unsrigen im Allgemeinen Eins voraus, das nämlich, dass sie einen Überfluss an öffentlichen Spaziergängen und Gärten, wo jeder Bürger lustwandeln, sich mit seiner Familie und seinen Freunden amüsieren kann, haben. Die alten Mauern und Wälle, die den Einwohnern in früheren Zeiten zum Schutz gedient haben, sind zu Stätten der Lust umgewandelt, mit Bäumen bepflanzt, mit Bänken besetzt worden und bilden Promenaden, von wo aus man häufig die schönsten Aussichten hat. Die Vorstädte und die Umgebung aller großen Städte haben über dem noch eine Menge öffentlicher Gärten, mit Alleen und Lustwäldchen, wo man Erfrischungen genießen kann, während Musikchöre unter der Leitung deutscher Meister ersten Ranges (?) das Ohr ergötzen. Da die Städte selten sehr groß sind, so haben ihre Bewohner dergestalt den Genuss eines halbstädtischen, halbländlichen Lebens, durch serielle und künstliche Einflüsse, an welchen es den unsrigen zu sehr gebricht, raffiniert und verschönert. In England sorgt ein jeder nur für sich selbst und macht es sich in seinem eignen Neste behaglich; außer Erleuchtung und Pflasterung geschieht in unseren Städten wenig für das Publikum. In Deutschland scheint die öffentliche Belustigung aber ein Hauptzweck zu sein, und man wird seine Wirkung von allen Seiten inne. Die Leute haben vor den Toren ihre Weinberge und ihre Gartenhäuser, wo sie mit den Ihrigen und ihren Freunden der Sommerlust genießen, versäumen darum aber doch die öffentlichen Vergnügungs-Orte zehn Meilen in der Runde nicht. Oft besuchen sie, vor allem des Sonntags, zu Wagen und auf Eisenbahnen, bei Tausenden ländliche Orte, die schön auf Bergen oder in Tälern belegen sind. Man findet sie dort auf allen Wegen, auf den Hügeln, in den Tälern, zwischen den Ruinen alter Bergfesten, und auf den Feldern, in den Gärten. Mittags halten sie in großen Familien ihr Mahl, und lassen die Wirte tüchtig auftragen. Nach dem Essen wird Kaffe getrunken, und ehe es Abend wird, kehren Alle, so glücklich, als man es nur auf Erden sein kann, heim.