Lage und Ursprung der Stadt Bremen

Auf beiden Seiten der untern Weser wohnte ein Volk, das den Römern unter dem Namen Chaucen bekannt war; ein Volk, von welchem Tacitus sagt, es besitze nicht allein sein Land, sondern fülle es auch; dieses unter den Germanen sehr angesehene Volk wolle seine Größe durch Gerechtigkeit, ohne Habsucht, ohne Leidenschaft, behaupten; ruhig und verborgen lebe es, ohne den Krieg zu scheuen, ohne ihn zu suchen; es sei nicht durch Raub bekannt; der Chaucen Kraft und Tugend werde vorzüglich darin erkannt, dass sie ihre Überlegenheit nicht durch Ungerechtigkeiten erlangten; doch alle seien zum Kriege bereit, wenn es die Not heischte, und sie flößten auch im Frieden Ehrfurcht ein.

Zu diesem die Gerechtigkeit ehrenden Volke gehörte der offene Ort, der dicht an der Weser, dreißig Stunden von der Stelle, wo sie jetzt durch Sandbänke sich in die Nordsee windet, lag, und erst zur Zeit Karls des Großen, als der geehrte Namen der Chaucen in der allgemeinen Benennung Sachsen untergangen war, unter dem Namen Bremen zur Kunde der Geschichte kam, nach dem er vielleicht von Ptolemäus , dem Geographen, mit dem unkenntlichen Namen Phabiranum unter den vier und neunzig germanischen Städten lange vorher war bezeichnet worden.


In der Niederung zwischen zwei Sandhöhen, wo die Balge, ungewiss ob von Natur oder durch Kunst, einen Meinen Strich Land umfloss und zur Insel machte, wo das Bett der Weser durch eine Halbinsel geteilt, leichtere Verbindung mit dem anderen Ufer gestattete, haben wohl um die Zeit, wo unsre Geschichte beginnt, in Sicherheit vor plötzlichen feindlichen Überfällen Fischer, Schiffer und Handelnde gewohnt.