Vorwort des Verfassers

Bei der vorhandenen Flut und Sündenflut von Büchern, welche den Kur- und Diätgebrauch des kalten Wassers lehren, bedarf es für jedes neue Buch in diesem Fach einer Nachweisung, dass es eine Berechtigung zur Existenz in sich trage. Diese Nachweisung habe ich in einer langem Einleitung geliefert, und verweise ich von hier dorthin.

Hier muss ich zuvörderst die Kritik und die Gebildeteren unter meinen Lesern wegen des Stils, in welchem das Buch geschrieben ist, um Nachsicht bitten, die man mir gewiss nicht versagen wird, wenn man bedenken will, dass diese Schrift für Jedermann bestimmt ist, mithin nicht bloß für die Ungelehrten, sondern auch für die Ungebildeten im gewöhnlichen Sinne des Wortes. Deshalb musste ich überall, wo eine Vereinigung nicht möglich war, der Deutlichkeit und Breite des Stils die Schönheit und Kernigkeit desselben (soweit ich deren überhaupt fähig bin) zum Opfer bringen. —


Aus dem Wesen aller Wortsprache (im Gegensatz zu einer Satz- oder Bildersprache) entspringt unter andern Mängeln notwendig der, dass jeder Mensch, der ein selbstständiges und eigentümliches Gedankenleben hat, in keiner einzigen Sprache der Erde alle die Wörter und Wortverbindungen so vorfindet, wie er sie für seine Denkfähigkeit bedarf. Er muss deshalb für seine Denkbedürfnisse teils neue Wörter bilden, teils die vorhandenen in einem Sinne gebrauchen, der mehr oder weniger vom Sprachgebrauch abweicht. Obgleich dieser Mangel und dies Bedürfnis am meisten bei der philosophischen Entwickelung einer theoretischen Gedankenreihe hervortritt, und obgleich dies Büchlein der populären Darstellung einer praktischen Gedankenreihe gewidmet ist: so war ich dennoch, vornehmlich in der Einleitung gezwungen, einigen Wörtern und Wortverbindungen einen von dem Sprachgebrauch etwas abweichenden Sinn beizulegen — wie der aufmerksame Leser dies hie und da, vornehmlich in der Einleitung auch bemerken wird; und da letztere ohnehin nicht für die ganz ungebildeten Leser berechnet ist, so wird sie von denselben am besten überschlagen. Es war nicht möglich, die Einleitung für die bezeichnete Klasse von Lesern verständlich zu machen, weil die Gedankenkette, die sich durch dieselbe hinzieht, aus Gedankengliedern besteht, deren ein Teil auch den meisten unter den gebildeten Lesern unbekannt sein wird, und deren ein anderer Teil absolut unbekannt und neu ist. Dazu kommt noch, dass die Einleitung sich zum großem Teil mit der Behandlung theoretischer Gedankenreihen beschäftigt.
J. H. Rausse.