Angelo Janks stilistische Reiterbilder

Die Kunst XVII. Jahrgang - Band 30
Autor: G. J. W., Erscheinungsjahr: 1914
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Angelo Janks, Malerei, Dragoner, Ulan, Husar, Schlachten, historische Reiterbilder, Befreiungskriege, bayerische Kavalleristen
Ross und Reiter zu malen ist Angelo Janks Sache. Er vollbringt das mit einer Genialität, die an Géricault mahnt, mit dem er auch das himmelstürmende Temperament gemeinsam hat. In allen Situationen, die Sport und Militär denkbar machen, weiß er sie zu malen: die anstürmende Schar der attackierenden Ulanen in der Schlacht, weiße Kürassiere bei der Parade, Herrenreiter im Finish, elegante Reiterpaare an schönen Maimorgen im Hydepark, im Grunewald oder im Münchner Englischen Garten . . . Diese Themata behandelt Jank in aufrechter Naturabschrift. Er hat wohl acht der Natur und der Wirklichkeit der Atmosphäre und der modellierenden Einflüsse der Sonne und der Luft. Selbst wenn sich Jank einmal an eine so gewaltige Aufgabe begibt, wie sie ihm seine Reichstagsbilder stellten, mag er sich seines Verismus nicht entschlagen. Das Mittelbild dieses Riesentriptychons, den Umritt Wilhelms I. am Abend der Schlacht von Sedan darstellend, ist ganz naturalistisch behandelt, nur bei den beiden Flügelbildern, die historische Motive aus dem alten Kaiserreich zum Vorwurf haben, ist eine leichte Stilisierung in Komposition und Farbgebung wahrnehmbar. Es wird hier Anschluss genommen an Janks berühmte Steinzeichnung „Eiserne Wehr“, die einen festen Landsknecht auf mächtigem Ross wie eine symbolische Gestalt deutscher Wehrhaftigkeit vor den geschlossenen Hintergrund stellt.

Neuerdings hat Jank einen Zyklus historischer Reiterbilder aus der Zeit der Befreiungskriege vollendet, Gemälde, bei denen das stilistische Moment stärker, ja bestimmend in die Erscheinung tritt, und die somit im Werk des Künstlers etwas Besonderes darstellen. Es sind bayerische Kavalleristen in ihren schmucken, altehrwürdigen Uniformen. Je einer, dekorativ in das aparte Bildformat komponiert, mit einem an der Horizontlinie hingezogenen Schlachtgewimmel als Hintergrund, mit Wappen und Aufschriften als bewussten Schmuckattributen. Die mächtigen Rosse, die Gestalten der Reiter, die Gesten und Gebärden gemahnen an jene repräsentativen Barockreiterbilder, wie wir sie aus den Porträten der Heerführer des Dreißigjährigen Krieges kennen. Die Farbstimmung der Gemälde ist indessen ganz anders. Sie weicht aber auch von Janks sonstigem Kolorit ab. Sie ist heller, blasser, aparter, unwirklich-dekorativ.

Dass von diesen Bildern hier ausführlicher die Rede ist, hat seinen Grund darin, daß diese Werke, die man gegenwärtig in Brakls Kunsthaus in München zur Schau gestellt sieht, einen Wendepunkt in der herkömmlichen dekorativen Militärmalerei bedeuten. Auf diesem Gebiet schien den Bestellern bis auf unsere Zeiten das Unzulängliche immer noch gut genug. Die meisten Offizierskasinos bedienten sich zur Dekoration ihrer Säle des ärmlichsten Kitsches: Männer, die es entrüstet zurückweisen würden, ein Alpaka-Besteck in die Hand zu nehmen, ließen sich an den Wänden ihrer repräsentativen Kasernenräume die verfälschteste, unechteste „Kunst“ gefallen und freuten sich ihrer wohl gar noch. Da ist es denn recht erfreulich, einen starken Künstler am Werk zu sehen, der diesem Kitsch den Krieg erklärt, der nicht nur in theoretischen Sätzen dagegen protestiert, sondern zugleich auch tatsächliche Arbeit im Bessermachen leistet. Und nicht minder erfreulich ist der Umstand, daß ein kunstfreundlicher Mann sich diesen Zyklus gesichert hat in der schönen Absicht, ihn einem militärischen Genesungsheim als Schmuck für den Speisesaal zu spenden. Von den Wänden dieses Raumes wird dann durch die Mittlerschaft von Janks Bildern nicht nur die Vergangenheit der bayerischen Armee sprechen, sondern hohe Kunst wird zugleich Freude und Schönheit über den Saal ausgießen. G. J. W.

087 Angelo Jank-München – Bayerischer Dragoner (1807)
088 Angelo Jank-München – Bayerischer Ulan (1814-1822)
088 Angelo Jank-München – Bayerischer Husar (1815-1822)

Angelo Jank-München – Bayerischer Dragoner (1807)

Angelo Jank-München – Bayerischer Dragoner (1807)

Angelo Jank-München – Bayerischer Husar (1815-1822)

Angelo Jank-München – Bayerischer Husar (1815-1822)

Angelo Jank-München – Bayerischer Ulan (1814-1822)

Angelo Jank-München – Bayerischer Ulan (1814-1822)