Chicago, den 29. August.

Nun haben wir auch die Ausstellung gesehen! Wir kamen heute Mittags um 12 Uhr hier an, besorgten unsere Billets nach San Francisco und wollten um 6 Uhr weiterfahren. Wir haben uns zwar in New-York, wie erwähnt, ein Rundreisebillet für unsere ganze Reise gekauft, allein dasselbe besteht nur aus mehreren Anweisungen, für welche wir in verschiedenen Ticket-Offices die betreffenden Billets bekommen, z. B. in Chicago, St. Paul, San Francisco u. s. w. Um die Zeit nicht unbenutzt zu verbringen, besuchten wir die Ausstellung und in dieser die gerade begonnene Pferde- und Rindvieh-Ausstellung. Dieselbe war aber so reichhaltig, dass wir uns entschlossen, bis morgen Abends hier zu bleiben, um noch so viel wie möglich davon zu sehen. Wir sind im Auditorium-Hotel abgestiegen, haben im 7. Stock drei kleine Zimmer, ich Nr. 1565 für 2 Dollars, also nicht so teuer, wie wir vermuteten. Der Speisesaal ist im 8. Stock und gewölbt, es hat uns prächtig darin geschmeckt; heute Früh im Speisewaggon war ein Gedränge, dass man nur mit größter Not ein sehr mangelhaftes Frühstück für 1 Dollar = 2 fl. 50 kr. bekommen konnte. Wir sind von den amerikanischen Bahnen nicht so entzückt, wie viele Reisende. Ohne Pullman oder Wagner ist überhaupt nicht zu reisen. Die Sitze sind auch in jenen nicht so bequem als in unserer ersten Klasse, dann ist in den Waggons den ganzen lieben Tag ein Gelaufe und Personenwechsel wie am Graben. Gut sind die Betten, obgleich mit 20 Damen und Herren zusammen zu schlafen erst gewöhnt werden will, besonders gut sind auch die kleinen Reisebequemlichkeiten, wie Waschraum etc. Die Conducteure sind viel gebildeter als die unsrigen und sehr gewissenhaft, die Pullman-Neger liebe gute Kerls, die einem für 25 Cents alles tun möchten. Die Speise-Waggons sind wie die unsrigen, nur etwas breiter, viel eleganter, größere Auswahl von Speisen, aber etwas teurer, 75 Cents bis 1 Dollar jede Mahlzeit.

So weit ich die Gegend zwischen Niagara und Chicago sehen konnte, unterscheidet sich dieselbe wenig von den schlechteren Teilen in Kanada. Der Boden ist wellenförmig, recht sandig, so dass man bei Michigan große unfruchtbare Sandberge bewundern konnte, die Farmen haben ziemlich viel guten Wald, der die Trostlosigkeit der Gegend etwas vermindert. Die Felder waren abgeerntet, aber nicht umgebrochen, der Mais stand erbärmlich und soll heuer in ganz Amerika so sein. Recht nette verschiedene kleinere Städte und auch viele Farmerwohnungen zeichneten sich durch Rot, die amerikanische Lieblingsfarbe, aus. Können die Häuser nicht so sein, so werden die Dächer, Fenster und Türen oder wenigstens die Schaukelstühle auf den Veranden blutrot angestrichen. Das weidende Vieh, meistens Natives, war recht mager, es muss hier wirklich sehr trocken sein.