Mammoth-Hotel, den 8. September 1893.

Als wir gestern Abend, also am fünften Tage, wieder nach Mammoth-Hotel zurückkehrten, machten wir ganz zufällig die Bekanntschaft einer anderen Gesellschaft, die ebenfalls den Park besucht hatte. Es waren der jüngere Scanavi aus Wien mit seiner Frau und Schwiegermama, Mrs. Harris aus St. Louis, unser Generalkonsul in New-York, Herr v. Palitschek und Herr Kautsch, ein bekannter Bildhauer aus Paris, lauter liebenswürdige Menschen, denen wir später noch öfter begegnet sind. Zur Feier unseres Zusammentreffens wurde Abends tüchtig getanzt.

Heute konnten wir erst um 2 Uhr nach Livingstone zurückkehren, so bestiegen Mimi, vier unserer bisherigen Begleiter, unter ihnen Geheimrat v. Wedding und ich früh Morgens feurige Rosse und im sausenden Galopp, denn wir hatten nicht viel Zeit, eilten wir auf einen 8.000 Fuß hohen Berg, um vielleicht Antilopen zu sehen. Es kamen uns auch wirklich zwei Rudel ganz nahe, so dass wir sehr befriedigt von unserer Exkursion zurückkehrten.


Dieses Reiten im sausenden Galopp in den Rocky-Mountains ist nicht etwa ein außerordentliches Vergnügen; die allgemein gebräuchlichen spanischen Sättel sind ähnlich wie unsere Militärsättel konstruiert, 4 oder 5 Stunden darauf zu reiten, lässt zu wünschen übrig. Solche Sättel bekommt man für 60 Dollars in Süd-Kalifornien in wunderbarer Ausstattung, sie sind aber so kolossal schwer, dass ich auf den Ankauf verzichten musste. Die Damen reiten in Kalifornien meistens auch auf Herrensättel und tragen in diesem Falle blaue Beinkleider, so weit wie die unserer ungarischen Bauern, was recht kleidsam aussieht. Mimi kann mehr darüber erzählen, sie hat diese Art Reiterei ausprobiert, später in Chicago auch das Reiten auf einem Kamel, um ja nichts zu versäumen.

Nachmittags kehrten wir nach Livingstone zurück und hier trennte sich die so angenehme Reisegesellschaft durch den Yellowstone-Park. Scanavis und Geheimer Rat Wedding kehrten nach Chicago zurück, Dr. Kurlbaum blieb in Livingstone, um sein Glück als Jäger zu versuchen, der junge Blohm fuhr südlich nach Salt-Lake city ins Mormonenland und wollte uns in Kalifornien wieder treffen, die übrigen Herren reisten mit uns nach San Francisco.

Im Mammoth-Hotel begegneten wir auch einer Gesellschaft deutscher Jäger, Graf Blücher und Anderen, die südöstlich vom Yellowstone-Park auf Bären, Elentiere etc. jagen wollten. Einer derselben, Rittmeister Baron Pfeilitsch, begleitete uns später von New-York nach London, war aber mit dem Erfolge der zweimonatlichen Jagd nicht sehr zufrieden.