Grand Canon Hotel, den 7. September 1893.
Hoffentlich besitzt Ihr Alle eine gute Karte von Amerika, sonst dürfte es Euch wirklich schwer werden, uns auf unseren Kreuz- und Quer-Touren zu folgen. Für diejenigen meiner Leser aber, welche dies versäumt haben, schließe ich eine kleine Übersichtskarte von Amerika mit unserer Reiseroute bei. Wir sind also seit drei Tagen in der Mitte des Yellowstone-Parks. Derselbe liegt größtenteils in der nordwestlichen Ecke des Wyoming-Staates im Felsengebirge, hat eine Größe von 240 deutschen Quadratmeilen, ist daher größer wie Belgien und wurde vor 20 Jahren als öffentlicher Park erklärt und durch eine Militärstation in Mammoth Hot Springs unter den Schutz des Landes gestellt. Bei dem amerikanischen Unternehmungsgeiste bildete sich sofort eine Gesellschaft, die in vier Hauptpunkten des Parks große Hotels mit je 250 Zimmern, ähnlich wie auf dem Rigi, und außerdem Frühstücksstationen in kleineren Gebäuden oder Zelten errichtete, leidliche Straßen baute und mit 300 starken Pferden und 45 mit einem Dache versehene Wagen für sieben Personen die Besucher befördert. Die Organisation ist eine vorzügliche, die Zeiteinteilung ganz entsprechend, Zimmer, Betten und Kost recht gut. Für einen fünftägigen Besuch von Livingstone und zurück zahlt man pro Kopf 60 Dollars oder 150 Gulden, die aber für uns schon in unserem Rundreisebillet enthalten waren. Ich glaube, die Frequenz ist bisher nicht viel über 3.000 Personen im Jahre gekommen, Zeit- und Geldanspruch für den Besuch des Parks sind doch ziemlich bedeutend. Bei der Abfahrt von Mammoth-Hotel erhält jeder Reisende ein kleines Juxtenbuch, aus dem bei jeder Mahlzeit und für jede Übernachtung dem betreffenden Wirte ein Blatt eingehändigt wird, was eine sehr einfache und wirksame Kontrolle möglich macht.
An jedem Tage Früh 9 Uhr beginnt die Abreise der Abends vorher von Zinnabar eingetroffenen Fremden in vierspännigen Wagen mit drei Sitzen à zwei Personen, die siebente findet auf dem Bocke Platz. Mit uns wurden sechs Wagen abgelassen, wir waren also 42 Personen aus aller Herren Länder. In unserem Wagen befanden sich Geheimer Rat von Wedding, Professor an der Bergakademie in Berlin, dessen Neffe Dr. Wedding, ferner Dr. Lindeck, mit dem wir auf der Spree bekannt geworden und ein Neffe des Hr. Blohm aus Hamburg, der mit mir vor zwei Jahren in Gastein war, ist das nicht merkwürdig? In einem anderen Wagen fahren noch drei Berliner Elektriker, Dr. Pringsheim, Dr. Lummer und Dr. Kurlbaum, eine höchst angenehme, liebenswürdige, fröhliche und lehrreiche Gesellschaft, die für uns den großen Genuss im Parke ungemein erhöhte.
Der ganze Yellowstone-Park ist mehr eine Hochebene mit größtenteils abgerundeten Höhen, aber bedeutenden Taleinschnitten. Rings herum von mächtigen kahlen Bergketten des Felsengebirges umgeben, die wohl eine Höhe von 12.000 bis 14.000 Fuß haben mögen, obgleich sie gegenwärtig nur wenig Schnee hatten. Die Höhe des Parks bestimmten wir an einem Punkte mit 7.800 Fuß, eine Wasserscheide, die wir überschritten, mit 9.000 Fuß, mithin so hoch wie der Großglockner. Und dennoch ist der ganze Park bis zu jeder Höhe mit Zirbelkiefern und Fichten bewaldet, ein großartiger Urwald, wie ich ihn noch niemals gesehen. Teils haben zahlreiche Brände große Strecken verwüstet und die halb verkohlten Stämme stehen noch aufrecht oder bedecken den Boden, aus dem zahlreiche neue Bäumchen emporwachsen, teils fegte der Sturm über die Waldungen und warf weite Flächen zu Boden gleich einem großen Holzschlage, nur waren alle Stämme vertrocknet und entrindet. In den dichten Waldungen liegt so viel Holz auf dem Boden, dass man in dieselben nur mit großer Mühe eindringen kann. Der Wachstum der Bäume ist wohl ein massiger, aber bei der hohen Lage doch ein erstaunlicher, wir bestimmten das Alter einer 18 Zentimeter starken Kiefer mit 75, das einer 30 Zentimeter starken mit 160 Jahren und schlossen darnach, dass viele Bäume ein Alter von mindestens 300 Jahren haben müssen. Die Höhe derselben scheint jedoch wesentlich geringer als in unseren Gebirgswaldungen. Der Wildstand im Yellowstone-Park soll sehr bedeutend sein, hier ist die letzte amerikanische Büffelherde, Bären, Wölfe, Füchse, Rotwild, Elentiere, wilde Schafe, Antilopen etc. zu finden. Am zweiten Abend unserer Exkursion kam ein großer schwarzer Bär dem Hotel so nahe, dass die ganze Gesellschaft ihn am Waldrande bewundern konnte.
Gestern lief ein Fuchs bis auf 20 Schritt an unseren Wagen heran, ohne sich im Geringsten beunruhigt zu fühlen, er war röter und nicht so stark als unsere Füchse und hatte dabei etwas längere Beine. Kolossale Geweihe von verendeten Elchen, meist Zwölf- oder Vierzehnender, sind überall über den Türen der Hotels angeschlagen oder im Walde zu finden. Fährten haben wir gar nicht gefunden, ein Hauptmann der hiesigen Station soll jedoch vor einigen Tagen mit einer Büffelherde von 40 Stück zusammen gekommen sein. Um sie vielleicht zu sehen, sind drei Tage nötig, die wir leider nicht zu diesem Zwecke übrig haben.
Ein Waldweg von unendlicher Länge führt von dem Staate Wyoming durch den Yellowstone-Park nach Montana und auf diesem sind uns öfters Wagen, mit Planen bedeckt, mit zwei oder auch vier Pferden bespannt und von einem Reiter begleitet, begegnet. Zuweilen kamen auch mehrere Wagen auf einmal oder wir fanden solche ausgespannt und daneben Zelte aufgeschlagen, unter denen oft ganze Familien, augenscheinlich Jäger und Fischer, campierten. Solche Karawanen bestehen oft aus sogenannten Campers, die nur zum Vergnügen in die Wälder ziehen, oder aus Bergarbeitern, die ihr ganzes Hab und Gut mit sich führen und, da jetzt wenig Arbeit in Wyoming ist, nach Montana wandern. Gestern ritten auch vier verwegene Kerle, ganz bewaffnet, auf guten Rossen im Galopp an uns vorüber, wohin, wozu? blieb unerforscht. Die Indianer sind aus dem Park vertrieben.
Wir leben hier auf lauter Vulkanen! In einem Teile des Yellowstone-Parks begegnet man auf Schritt und Tritt erloschenen Kratern, Obsidianfelsen, Schwefelhügeln und was besonders merkwürdig ist, einer Unzahl heißer Quellen. Einige haben nur kleine Öffnungen, in denen es siedet und brodelt und heiße schwefelige Dämpfe emporsteigen, andere bilden ganz kleine Teiche, in denen reines dunkelgrünes, kochendes Wasser bis auf eine unendliche Tiefe hinab zu sehen ist und viele, die eigentlichen Geysire, speien zu bestimmten Zeiten einen Strahl von Dampf mit Wasser gemischt bis zu Höhen von 250 Fuß zum Himmel, wunderbar zu schauen. Mit der Pünktlichkeit der Sonne wiederholen die Geysire ihre Tätigkeit, der eine springt jede 20 Minuten, ein zweiter alle 8 Stunden, ein anderer nur am sechsten Tage und so fort, während der allergrößte schon seit drei Jahren nicht mehr gesprungen ist. Das ausströmende Wasser setzt Kalk- und Kieselsinter ab, bildet dadurch oft die merkwürdigsten Formationen und Terrassen, zerstört aber jede Vegetation. Große weiße Stellen in den grünen Waldungen deuten stets auf eine Anzahl Geysire, die auch Öfters ihre Tätigkeit bereits eingestellt haben. Wiederholt trafen wir auch solche Geysire, in denen ein ganz dicker weißer oder gelber Brei wie in einer Hexenküche kochte und große Blasen warf.
In diesem wilden Terrain sind wir nun durch vier Tage bei schönstem Wetter und in vortrefflicher Gesellschaft mit einem vorzüglichen Viererzuge herumkutschiert. Die ersten zwei Tage waren hauptsächlich den Geysiren gewidmet; wie oft saßen wir geduldig stundenlang am Rande des einen oder anderen, bis er seine Wasser- und Dampf-Strahlen auf 100 oder selbst 150 Fuß viel wuchtiger als der Schwarzenberg-Brunnen in Wien in die Lüfte sandte. Am dritten Tage brachten wir an dem 7.800 Fuß hoch gelegenen, 6 deutsche Quadratmeilen großen Yellowstone-See zu. Derselbe hat zahlreiche Buchten, kleine Inseln, die Ufer sind überall bewaldet, den Hintergrund bilden hohe Spitzen des Felsengebirges, das Ganze macht einen herrlichen Eindruck. Der See soll ungemein fischreich sein, Mimi angelte unverdrossen und hätte auch beinahe eine Forelle gefangen. Pelikane, wilde Enten und Gänse gab es in Mengen. Alles ist aber nichts im Vergleiche zum Yellowstone-Canon! Den Ausfluss des Sees bildet der Yellowstone-Fluss, nicht so groß wie der Niagara-Fluss, aber er führt doch bedeutende Wassermengen; derselbe verfolgt anfänglich auf einige Meilen mit wenig Gefälle ein flaches unbewaldetes Tal und stürzt dann plötzlich in zwei Terrassen auf 380 Fuß, d. i. mehr als die doppelte Höhe des Niagara-Falles, in eine enge Schlucht, deren steile Wände auf eine Höhe von gewiss 1.000 Fuß aus den verschiedenen vulkanischen Gebilden bestehen und daher auch in allen Farben und Schattierungen von weiß bis dunkelrot spielen und glänzen. Zeit und Wetter haben die oft durch Feuer mürbe gemachten Felsen ausgewaschen und die merkwürdigsten Formen und Zacken geschaffen, die aus der engen Schlucht hervorragen. Auf einen derselben hatte ein Lämmergeier sein Nest gebaut, kaum fand er dort Platz genug für sein Home, aus dem zwei Junge fröhlich pfeifend in die Tiefe schauten, in welcher der Yellowstone-Fluss wie ein glänzendes silbernes Band erschien. Niemals werden wir diesen überwältigenden Eindruck vergessen, der Yellowstone-Canon allein lohnt eine Reise nach Amerika.
Alles war weiß, als wir heute Morgens erwachten, in der Nacht war tiefer Schnee gefallen und gab dem ganzen Park einen neuen Reiz.
An jedem Tage Früh 9 Uhr beginnt die Abreise der Abends vorher von Zinnabar eingetroffenen Fremden in vierspännigen Wagen mit drei Sitzen à zwei Personen, die siebente findet auf dem Bocke Platz. Mit uns wurden sechs Wagen abgelassen, wir waren also 42 Personen aus aller Herren Länder. In unserem Wagen befanden sich Geheimer Rat von Wedding, Professor an der Bergakademie in Berlin, dessen Neffe Dr. Wedding, ferner Dr. Lindeck, mit dem wir auf der Spree bekannt geworden und ein Neffe des Hr. Blohm aus Hamburg, der mit mir vor zwei Jahren in Gastein war, ist das nicht merkwürdig? In einem anderen Wagen fahren noch drei Berliner Elektriker, Dr. Pringsheim, Dr. Lummer und Dr. Kurlbaum, eine höchst angenehme, liebenswürdige, fröhliche und lehrreiche Gesellschaft, die für uns den großen Genuss im Parke ungemein erhöhte.
Der ganze Yellowstone-Park ist mehr eine Hochebene mit größtenteils abgerundeten Höhen, aber bedeutenden Taleinschnitten. Rings herum von mächtigen kahlen Bergketten des Felsengebirges umgeben, die wohl eine Höhe von 12.000 bis 14.000 Fuß haben mögen, obgleich sie gegenwärtig nur wenig Schnee hatten. Die Höhe des Parks bestimmten wir an einem Punkte mit 7.800 Fuß, eine Wasserscheide, die wir überschritten, mit 9.000 Fuß, mithin so hoch wie der Großglockner. Und dennoch ist der ganze Park bis zu jeder Höhe mit Zirbelkiefern und Fichten bewaldet, ein großartiger Urwald, wie ich ihn noch niemals gesehen. Teils haben zahlreiche Brände große Strecken verwüstet und die halb verkohlten Stämme stehen noch aufrecht oder bedecken den Boden, aus dem zahlreiche neue Bäumchen emporwachsen, teils fegte der Sturm über die Waldungen und warf weite Flächen zu Boden gleich einem großen Holzschlage, nur waren alle Stämme vertrocknet und entrindet. In den dichten Waldungen liegt so viel Holz auf dem Boden, dass man in dieselben nur mit großer Mühe eindringen kann. Der Wachstum der Bäume ist wohl ein massiger, aber bei der hohen Lage doch ein erstaunlicher, wir bestimmten das Alter einer 18 Zentimeter starken Kiefer mit 75, das einer 30 Zentimeter starken mit 160 Jahren und schlossen darnach, dass viele Bäume ein Alter von mindestens 300 Jahren haben müssen. Die Höhe derselben scheint jedoch wesentlich geringer als in unseren Gebirgswaldungen. Der Wildstand im Yellowstone-Park soll sehr bedeutend sein, hier ist die letzte amerikanische Büffelherde, Bären, Wölfe, Füchse, Rotwild, Elentiere, wilde Schafe, Antilopen etc. zu finden. Am zweiten Abend unserer Exkursion kam ein großer schwarzer Bär dem Hotel so nahe, dass die ganze Gesellschaft ihn am Waldrande bewundern konnte.
Gestern lief ein Fuchs bis auf 20 Schritt an unseren Wagen heran, ohne sich im Geringsten beunruhigt zu fühlen, er war röter und nicht so stark als unsere Füchse und hatte dabei etwas längere Beine. Kolossale Geweihe von verendeten Elchen, meist Zwölf- oder Vierzehnender, sind überall über den Türen der Hotels angeschlagen oder im Walde zu finden. Fährten haben wir gar nicht gefunden, ein Hauptmann der hiesigen Station soll jedoch vor einigen Tagen mit einer Büffelherde von 40 Stück zusammen gekommen sein. Um sie vielleicht zu sehen, sind drei Tage nötig, die wir leider nicht zu diesem Zwecke übrig haben.
Ein Waldweg von unendlicher Länge führt von dem Staate Wyoming durch den Yellowstone-Park nach Montana und auf diesem sind uns öfters Wagen, mit Planen bedeckt, mit zwei oder auch vier Pferden bespannt und von einem Reiter begleitet, begegnet. Zuweilen kamen auch mehrere Wagen auf einmal oder wir fanden solche ausgespannt und daneben Zelte aufgeschlagen, unter denen oft ganze Familien, augenscheinlich Jäger und Fischer, campierten. Solche Karawanen bestehen oft aus sogenannten Campers, die nur zum Vergnügen in die Wälder ziehen, oder aus Bergarbeitern, die ihr ganzes Hab und Gut mit sich führen und, da jetzt wenig Arbeit in Wyoming ist, nach Montana wandern. Gestern ritten auch vier verwegene Kerle, ganz bewaffnet, auf guten Rossen im Galopp an uns vorüber, wohin, wozu? blieb unerforscht. Die Indianer sind aus dem Park vertrieben.
Wir leben hier auf lauter Vulkanen! In einem Teile des Yellowstone-Parks begegnet man auf Schritt und Tritt erloschenen Kratern, Obsidianfelsen, Schwefelhügeln und was besonders merkwürdig ist, einer Unzahl heißer Quellen. Einige haben nur kleine Öffnungen, in denen es siedet und brodelt und heiße schwefelige Dämpfe emporsteigen, andere bilden ganz kleine Teiche, in denen reines dunkelgrünes, kochendes Wasser bis auf eine unendliche Tiefe hinab zu sehen ist und viele, die eigentlichen Geysire, speien zu bestimmten Zeiten einen Strahl von Dampf mit Wasser gemischt bis zu Höhen von 250 Fuß zum Himmel, wunderbar zu schauen. Mit der Pünktlichkeit der Sonne wiederholen die Geysire ihre Tätigkeit, der eine springt jede 20 Minuten, ein zweiter alle 8 Stunden, ein anderer nur am sechsten Tage und so fort, während der allergrößte schon seit drei Jahren nicht mehr gesprungen ist. Das ausströmende Wasser setzt Kalk- und Kieselsinter ab, bildet dadurch oft die merkwürdigsten Formationen und Terrassen, zerstört aber jede Vegetation. Große weiße Stellen in den grünen Waldungen deuten stets auf eine Anzahl Geysire, die auch Öfters ihre Tätigkeit bereits eingestellt haben. Wiederholt trafen wir auch solche Geysire, in denen ein ganz dicker weißer oder gelber Brei wie in einer Hexenküche kochte und große Blasen warf.
In diesem wilden Terrain sind wir nun durch vier Tage bei schönstem Wetter und in vortrefflicher Gesellschaft mit einem vorzüglichen Viererzuge herumkutschiert. Die ersten zwei Tage waren hauptsächlich den Geysiren gewidmet; wie oft saßen wir geduldig stundenlang am Rande des einen oder anderen, bis er seine Wasser- und Dampf-Strahlen auf 100 oder selbst 150 Fuß viel wuchtiger als der Schwarzenberg-Brunnen in Wien in die Lüfte sandte. Am dritten Tage brachten wir an dem 7.800 Fuß hoch gelegenen, 6 deutsche Quadratmeilen großen Yellowstone-See zu. Derselbe hat zahlreiche Buchten, kleine Inseln, die Ufer sind überall bewaldet, den Hintergrund bilden hohe Spitzen des Felsengebirges, das Ganze macht einen herrlichen Eindruck. Der See soll ungemein fischreich sein, Mimi angelte unverdrossen und hätte auch beinahe eine Forelle gefangen. Pelikane, wilde Enten und Gänse gab es in Mengen. Alles ist aber nichts im Vergleiche zum Yellowstone-Canon! Den Ausfluss des Sees bildet der Yellowstone-Fluss, nicht so groß wie der Niagara-Fluss, aber er führt doch bedeutende Wassermengen; derselbe verfolgt anfänglich auf einige Meilen mit wenig Gefälle ein flaches unbewaldetes Tal und stürzt dann plötzlich in zwei Terrassen auf 380 Fuß, d. i. mehr als die doppelte Höhe des Niagara-Falles, in eine enge Schlucht, deren steile Wände auf eine Höhe von gewiss 1.000 Fuß aus den verschiedenen vulkanischen Gebilden bestehen und daher auch in allen Farben und Schattierungen von weiß bis dunkelrot spielen und glänzen. Zeit und Wetter haben die oft durch Feuer mürbe gemachten Felsen ausgewaschen und die merkwürdigsten Formen und Zacken geschaffen, die aus der engen Schlucht hervorragen. Auf einen derselben hatte ein Lämmergeier sein Nest gebaut, kaum fand er dort Platz genug für sein Home, aus dem zwei Junge fröhlich pfeifend in die Tiefe schauten, in welcher der Yellowstone-Fluss wie ein glänzendes silbernes Band erschien. Niemals werden wir diesen überwältigenden Eindruck vergessen, der Yellowstone-Canon allein lohnt eine Reise nach Amerika.
Alles war weiß, als wir heute Morgens erwachten, in der Nacht war tiefer Schnee gefallen und gab dem ganzen Park einen neuen Reiz.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches An Meine Lieben in der Heimat. Aus Nord-Amerika 1893.