Preis. - Charakter der Blätter. - Bedeutung der Einwanderung für die Zeitungen. - Redacteure.

Soviel über die äußere Gestalt und Einrichtung dieser Zeitungen. Ihr Preis ist durchschnittlich 1— 2 Dollars jährlich; dafür kann sie zwar jeder Bewohner ihres Bezirks halten, die Herausgeber könnten aber dabei nicht bestehen, wenn nicht theils die Aufnahme der Parteiartikel, theils die Publicirung öffentlicher Documente, Inserate u. s. w. sehr gut bezahlt würde.

Werfen wir nun einen Blick auf den Charakter dieser Blätter hinsichtlich ihrer Politik und ihrer der Unterhaltung gewidmeten Aufsätze. Es ist schon erwähnt, daß ihr Entstehen vorzüglich dadurch veranlaßt ward, daß die Deutschen zu Bürgern und daher stimmfähig geworden waren. Die Zeitungen sollten ihre Stimmen leiten. Da aber die Herausgeber selbst kaum ein Urtheil in den die Tagesereignisse betreffenden Fragen hatten, oder da sie sich wohl aus Eigennutz dahin neigten, wo sie die meiste Unterstützung ihres Unternehmens zu erwarten hatte; so war gleich von vornherein der Charakter dieser Blätter entschieden. Sie wurden — mit einigen Ausnahmen — blinde Werkzeuge in der Hand der sie unterstützenden Parteien. Ja, wenn es ausgemacht ist, daß nur Bildung die Leidenschaftlichkeit mäßigt und Sinn für Gerechtigkeit fördert, so war es kein Wunder, wenn sie an Heftigkeit selbst die englisch-amerikanischen Blätter und Parteizeitungen übertrafen, die im Durchschnitt von einsichtsvollen Männern herausgegeben werden.


Politische Originalartikel findet man darin nur wenige; gewöhnlich bringen sie gehorsame Uebersetzungen und Auszüge der von ihrer Partei bezeichneten Hauptartikel über die wichtigsten Tagesfragen, und wenn sie sich ja eigene Sprache erlauben, so ist dies ein Erguß von Schmähreden und ständig angenommenen Schimpfworten auf die Gegenpartei. Zu den feineren Redensarten und versteckten Seitenhieben der Amerikaner wissen sie sich nicht zu bewegen; sie schlagen ihren Gegner und Widersacher mit dem Flegel auf den Kopf.

Mit der Einwanderung der letzten Jahre trat für die deutschen Zeitungen eine neue Aera ein. Da diese Einwanderung aus ganz anderen Elementen bestand, als die frühere, so machte sie einerseits auch andere Ansprüche an ihre Organe; andererseits waren fähigere Männer in ihrer Mitte, die Besseres leisten konnten. Es war nicht mehr die Klasse der Bevölkerung Deutschlands, die durch unmittelbar drückende Noth zur Auswanderung getrieben worden, noch waren es Menschen, die aus bloßer Speculationssucht in den fernen Welttheil gezogen, um schnell und auf leichte Art Reichthum zusammenzuraffen, aber auch dabei allen höheren Lebensinteressen und edleren Richtungen zu entsagen, sondern sie gehören größtentheils dem Kerne des Volkes an, und werden durch bessere Motive zur Auswanderung bestimmt.

Solche Männer traten nun an die Spitze der deutschen Blätter als Redacteure und Mitarbeiter, und alsbald regte sich ein anderer Geist in ihren Spalten. Auch das Aeußere dieser neugegründeten oder in ihrer Tendenz und ihrem Gehalte umwandelten Blätter ist besser: Papier und Schrift sind gut, und ihre Verbreitung hat sich bereits Bahn gebrochen; ihr Publikum ist in geographischer Hinsicht weiter, dagegen in numerischer zur Zeit noch beschränkter als das der alten pennsylvanisch-deutschen Zeitungen. Indeß wird ihre umfassendere Tendenz und ihr interessanterer Inhalt sie bald zu gemeinsamen Organen aller in der Union lebenden Deutschen erheben, während die alten mehr die Bestimmung von Local- und Intelligenzblättern bekommen werden. Welchen Einfluß die neuen deutschen Zeitungen bereits jetzt gewonnen, ergiebt die Mittheilung über die deutsche Bewegung gegenüber dem Yankeethum.

Nähere Charakteristik der deutsch-amerikanischen Blätter wird eine spätere Mittheilung bringen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Amerika wie es ist