Die Tragsteine dieser Kisten sind möglichst nahe an einander gerückt, und die Spalten dazwischen waren mit kleinen Steinen ausgesezt. ...

Die Tragsteine dieser Kisten sind möglichst nahe an einander gerückt, und die Spalten dazwischen waren mit kleinen Steinen ausgesezt. Der Boden ist entweder mit flachen Steinen belegt oder mit kleinen Feuersteinen bestreut, die starke Spuren von Brand tragen. Dahinein wurden nun die Leichen, entweder eine oder mehrere, unverbrannt bestattet, neben sie Waffen, Geräte, Schmuck und einige Gefässe gelegt, dann Erde aufgeschüttet und der Deckstein darüber gelegt.

Die Richtung der Hügel steht nicht fest; sehr viele liegen von Westen nach Osten, andre aber von Süden nach Norden oder von Nordost nach Südwest.


Merkwürdiger noch als diese sind die Hügel, in deren innerem die Beisetzung statt fand. Das eigentliche Grab wird auch hier durch Steinkisten gebildet, die aber grösser und zuweilen zur Aufnahme vieler Leichen geräumig sind. Die Seitenwände bilden Steine von 5 bis 6 Fuss Höhe, deren Lücken kleinere Steine ausfüllen; darüber ruhen Decksteine. Die Kammern sind entweder oblong oder rund; zuweilen wurden zwei runde oder eine oblonge und eine runde an einander gebaut. Weil nun über die Kammern Erde aufgeschüttet und die Möglichkeit zur weiteren Benutzung vorgesehen wurde, baute man einen Gang in ganz gleicher Weise aus ihnen zu dem Rande. Liegen zwei runde Kisten an einander, so hat jede ihren besonderen Gang; in einer jütischen Jättestue, dem Lundhöi, wo an ein Oblong eine runde Abseite gebaut ist, geht der Zugang zu dieser aus der Hauptkammer. Von diesem Gangbau heissen diese Gräber auch Halbkreuz- oder Ganggräber. Die oblongen Kammern sind bis 24 Fuss lang und gegen 8 Fuss breit; die Gänge sind bis 20 Fuss lang. Der Durchmesser der runden beträgt gegen 8 Fuss. Der Boden ist auch hier mit Platten oder mit einer dichten Lage Feuersteine belegt. Die Kammern liegen nicht in der Mitte und die Anlage entspricht also auch in so fern derjenigen der Langhügel.

Der Inhalt dieser Gräber ist wie der der ersten: unverbrannte Leichen mit Stein- und Beinsachen, Bernstein und einigen Thongefässen; in einem Grabhügel auf Seeland, am Kallundborgfjord, der einen Durchmesser von 33 Ellen mit zehn Ellen Höhe hatte, dessen Grabkammer aber nur acht Ellen lang, 3 ¾ Ellen breit und über zwei Ellen hoch war, mit einem Gange von 8 ½ Ellen Länge und 1 ¼ Ellen Breite, fanden sich in Kammer und Gang gegen fünfzig Gerippe.1) In Halbkreuzgräbern auf Seeland, Mön und in Jütland lagen die Skelette in abgegrenzten Räumen längs den Wänden, und aus der Lage der auseinander gefallenen Knochen liess sich schliessen, dass sie in hockender Stellung beigesezt waren. Man hat dasselbe in verschiedenen Gegenden Deutschlands (Mecklenburg, Thüringen, Franken), in der französischen Schweiz und in Frankreich bemerkt, und darauf gedeutet, dass der Mensch so dem Schoss der Erde zurückgegeben werden sollte, wie er im Mutterschosse geruht habe. 2)

Auch diese Steinkammern samt ihren Gängen sind mit Erde ganz vollgeschüttet, so dass sich die darin befindlichen Gegenstände sehr oft nur mühsam herauslösen lassen.

Die Gleichheit des Inhalts auf den Steinhügeln und in den Ganggräbern oder Hünengräbern beweist, dass wir sie demselben Volke zuweisen müssen und auch keine verschiedenen Stufen der Entwickelung ansetzen dürfen. Freilich bleibt die Frage zu beantworten, wann man die Bestattung auf und wann in den Hügeln gewählt habe; denn die Meinung, die leztere sei von den reichen beliebt worden, möchte nicht Stich halten, da auch zum aufwerfen der Langhügel die Arbeit vieler Hände, also wenn man will, Reichthum, gehörte. Möglich dass religiöse Verschiedenheit den Unterschied machte; wenigstens wissen wir aus dem germanischen Heidenthum von solchem Einfluss auf die Bestattungsweise.

Aus diesen Gräbern ersteht für uns das Leben der darin begrabenen. Gleich wie der Stoff der darin gefundenen Gerätschaften der einfachste ist, Stein und Bein nämlich, so weist auch ihre Art auf die ersten Stufen der menschlichen Entwickelung: es war ein Jäger- und Hirtenvolk, das hier ruht. Man findet Pfeil- und Lanzenspitzen, Krummhacken, die man den Harpunen vergleichen kann, Keile, Hämmer, Aexte, Messer, Holmeissel, ganz dieselben Gerätschaften und in gleicher Gestalt, wie sie noch heute die Südseeinsulaner brauchen. Der Stein ist meist der Feuerstein; die Bearbeitung zeigt die rohen Anfänge bis zur feinsten und zierlichsten Vollendung. 3) Man hat nach den Werkzeugen gefragt, und interessante Funde in Dänemark und an den deutschen Küsten haben gezeigt, dass man bei den Feuersteinen die von der Natur gegebenen Formen benuzte und sie durch spalten, schlagen und schleifen auf wirklichen Schleifsteinen ausarbeitete. Mittelst der so gewonnenen Werkzeuge mochte man das Bein bearbeiten. Wichtig ist, dass man in mecklenburgischen Hünengräbern auch Spuren von Eisen fand. 4) Die dänischen und holländischen Antiquare wollen dies nie in solchen Gräbern gefunden haben.



1) Antdquarisk Tidskrift. 1846—48. Kopenhag. 1847. S. 221.
2) Grimm Mythologie 1220. Meklenburgische Jahrbücher Xu. 394. 400, XIV. 301.
3) Abbildungen im Leitfaden zur nord. Alterthumskunde 36 ff. Worsaae Danmarks Oldtid 8.16. Afbildninger fra det k. Museum i Kjöbnhavn 9—16. Holmberg Nordbon under hednatiden 12 ff.
4) Lisch Andeutungen über die altgermanischen und altslavischen Grabalterthümer Meklenburgs. 1837. S. 25.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Altnordisches Leben