Alte Verschanzungen, Burgen und Stadtbefestigungen im Rheinland und in Preußen

Aus: Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde. Band 3
Autor: Cohausen, Karl August von (1812-1894) deutscher Berufsoffizier und Provinzialrömischer Archäologe, Erscheinungsjahr: 1866

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Preußen, Landesgeschichte, Mittelalter, Burgen, Ritter,
Man hat oft behauptet, dass die große Längen-Erstreckung Preußens von Nordosten zum Südwesten Deutschlands ein Vorteil, und der Bereich seines Einflusses und seiner Macht dadurch größer sei, als bei einer mehr zentralen Gestalt. Wenn dies für die Gegenwart gilt, und man jetzt schon sagen kann, Preußens Nutzen — Deutschlands Nutzen — und wenn der kontroverse Ausdruck: Deutschland geht in Preußen auf, auch so gedeutet werden kann: erst in Preußen wird Deutschland sich erheben, — so ist es gewiss noch weniger bestritten, dass in seiner Geschichte so zahlreiche Lokalgeschichten zusammengefasst sind, und dass in der Schilderung seiner topographischen Verhältnisse die des größten Teils Deutschlands mit geschildert und die größten Gegensätze mit berührt sind. In dieser Vielgestaltigkeit, in der jeder Gau des großen Vaterlandes seine Nation, Geschichte und sein Interesse schon vertreten findet, liegt der Wert, den es für ihn hat.

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So umfasst, um hier nur eine historisch-topographische Seite hervorzuheben, Preußen im Rheinland den durch Natur und Bauwerke zum schönsten und am meisten romantischen Teile Deutschlands gehörigen Landstrich — reich wie kein anderer an geschichtlichen Erinnerungen, an alten festen Städten, Kirchen und Burgen, in denen uns die Blüte des deutschen Mittelalters in seiner Zersplitterung, aber auch in seiner Frömmigkeit und Wehrhaftigkeit noch heute vor Augen tritt. Es umschließt im Osten im alten Deutsch-Ordenslande Naturschönheiten anderer Art, wie sie so mild und beruhigend nur die Ebene mit ihren sanften Linien von Fluren, Seen und Waldstreifen geben kann, und auch ihr fehlt die Romantik nicht in den wohl betürmten Städten und in den gedrungenen Formen der Ordensburgen, um zu zeigen, was einst deutsche Kraft und fromme Neigung unter einer tüchtigen militärischen Organisation für Deutschland schuf.

Die Befestigungen der Städte und Burgen des Rheinlands und Preußens bieten manches Gemeinsame — mehr Verschiedenes dar; — und wenn das, was die mittelalterliche Befestigungskunst am Rhein gebaut, als Beispiel dienen kann für Alles, was wir sonst anderwärts noch in Deutschland finden, so haben die Wehrbauten des deutschen Ordens nicht ihres Gleichen diesseits und jenseits der deutschen Grenzen. In keinem Zweige menschlichen Schaffens hat sich das Gelände und seine geognostische Unterlage so bedeutend und so einflussreich gezeigt, als in den Befestigungsarbeiten.

Bei Kirchenbauten herrscht das traditionelle Schema, das sich gleich geblieben, seit Kirchen gebaut wurden, dem Alles, Zeit, Land und Leute sich unterordnen; dem der Bauplatz sich ebnet, der Ziegel wie der Bruchstein, und das Holz sich fügen, und dem südliche wie nordische Volkssitte sich anpassen muh — und angepasst hat.

Nicht so die Kriegsarchitektur. — Sie steht allen Einflüssen offen, welche durch die Örtlichkeit, das Material, durch Reichtum, Erfahrung und Erfindungsgeist an ihr wirken; nichts steht fest, als der Grundsatz l’attacco insegna la diféssa — der Angriff zwingt die Verteidigung, auf Mittel zu denken, ihm zu widerstehen. — Der neue Widerstand nötigt zur Erfindung neuer Angriffsmittel — und so bauen Verteidigungs- und Angriffskunst sich gegenseitig auf — bis eine neue Erfindung so weit entwickelt, so übermächtig geworden, dass dem Gegner die alte Basis nicht mehr dient und alles Ältere über dem Haufen geworfen wird, was vor ihr gut war.

Innen aber ist die Befestigungskunst abhängig von den Formen des Geländes und von dem Material, das es liefert.

Wenn wir im ganzen Ordenslande in dieser Hinsicht überall gleiche Bedingungen finden: die Ebene mit niederen Anhöhen, mit steilen Abhängen, Wasser und Sumpf, und als Material Granit und verwandtes Gestein in erratischen Blöcken, so wie Ton zu trefflichen Ziegeln — müssen wir im Rheinland sogleich unterscheiden den Nieder- und den Ober-Rhein. Dort die Fläche mit denselben Bedingungen des Geländes und demselben Material an Ziegel und (wenn auch spärlich in der Gegend von Cleve und Xanten) an erratischen Blöcken — hier das Grauwackegebirge mit seinen scharfen Graten und das Sand- und Kalkgebirge mit seinen größeren und kleineren Plateaubildungen — überall ein brauchbares Baumaterial liefernd.

Cohausen, Karl August von (1812-1894) deutscher Berufsoffizier und Provinzialrömischer Archäologe

Cohausen, Karl August von (1812-1894) deutscher Berufsoffizier und Provinzialrömischer Archäologe

Mittelalterliche Burganlage

Mittelalterliche Burganlage

Angriff auf eine Burg

Angriff auf eine Burg

029. Schlacht bei Lützen unter Gustav Adolf, 16. November 1632. Kupferstich von Mathias Merian. Das Fußvolk kämpft In geschlossenen Haufen, daneben die Schützen. Die Stellung der Geschütze vor dem Haupttreffen ist deutlich zu ersehen.

029. Schlacht bei Lützen unter Gustav Adolf, 16. November 1632. Kupferstich von Mathias Merian. Das Fußvolk kämpft In geschlossenen Haufen, daneben die Schützen. Die Stellung der Geschütze vor dem Haupttreffen ist deutlich zu ersehen.

Burg Eltz

Burg Eltz

Worms, eine sehr alte, evangelische, ehemalige freie Reichsstadt. Luther legte 1521 bei dem hier abgehaltenen Reichstage vor Kaiser Carl V sein Glaubensbekenntnis ab.

Worms, eine sehr alte, evangelische, ehemalige freie Reichsstadt. Luther legte 1521 bei dem hier abgehaltenen Reichstage vor Kaiser Carl V sein Glaubensbekenntnis ab.

001 Xanten. Das Klever Tor

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