Wâdi Mûsa. Die Grabfassade El Chazne in Petra

Die ganze, 20 m hohe Fassade ist aus dem Felsen herausgehauen. Sie ist das Werk eines der letzten Nabatäerfürsten, denn sie ist ihrem Stil nach etwa im letzten Jahrhundert v. Chr. Geburt entstanden, als Petra schon längst Formen der griechischen Baukunst angenommen hatte. Der Bau wird unten von sechs korinthischen Säulen getragen. Der Relieffries ist mit Ranken und Gefäßen geschmückt, im Giebel befand sich ein Gorgonenkopf zwischen Ranken. An den Ecken sah man Löwenfiguren als Grabhüter. Den Oberstock bildet eine sehr malerische, barocke Architektur mit gebrochenen Giebeln und einem feinen kleinen Rundtempel in der Mitte. Alle Zwischenräume der Säulen dieses Oberstocks tragen die Reste von Frauenfiguren. Die Gestalt in der Mitte wird auf die Göttin Isis gedeutet, die beiden Figuren rechts und links sind schildbewehrte Amazonen, die mit ihrer Waffe, der Axt, einen Tanz aufführen. Auch der obere Fries zeigt schöne Rankenmuster; auf den Giebeln sitzen Adler, und das Dach des Rundtempels, das von einem korinthischen Kapitell gekrönt wird, trägt eine steinerne Graburne als Symbol der Bestimmung des Gebäudes, das im Innern drei große Grabkammern enthält.

Im ganzen sind in Petra mehr als 700 Felsfassaden von Gräbern gefunden worden. Keines ist schöner und vornehmer als El Chazne. Alle Gräber sind beschrieben in dem vorzüglichen deutschen Werke von E. Brünnow und A. v. Domaszewski: Die Provincia Arabia, Straßburg 1904/9, 3 Bände. Petra ist für die Wissenschaft wiederentdeckt worden im Jahre 1812 durch den deutschen Reisenden J. L. Burckhardt, der bald darauf von Beduinen ermordet wurde.


Die erste sichere geschichtliche Nachricht von Petra stammt aus dem Jahre 312 v. Chr., wo König Antigonos im Kampf gegen Ptolemaios von Ägypten vergeblich versuchte, Petra zu erobern. Der Ort war wegen seiner Lage an den großen Karawanen Straßen vom Roten Meer nach Gaza und nach Damaskus sowie wegen seiner großen Festigkeit ein sehr beliebter Stapelplatz, und die Könige erwarben sich hierdurch große Reichtümer. Im 2. Jahrhundert v. Chr. dehnte sich ihre Macht über das ganze Land östlich des Jordan, bis nach Damaskus aus. Erst im Jahre 106 n. Chr. wurde die Stadt vom römischen Kaiser Trajan unterworfen, der damals eine große Straße von Syrien zum Roten Meer anlegte. Die Stadt hatte auch unter den Römern eine große Blütezeit, sie verlor ihre Bedeutung erst im 3. Jahrhundert n. Chr. durch die Einfälle der Neu-Perser und wird in der arabischen Zeit kaum noch erwähnt.

Über die Stellung Petras in der antiken Welt vgl. besonders Hermann Thiersch, An den Rändern des römischen Reiches, München 1911, S. 29 ff.


Tafel 4. Wâdi Mûsa. Die Grabfassade El Chazne in Petra. Aufnahme von Larsson

Tafel 4. Wâdi Mûsa. Die Grabfassade El Chazne in Petra. Aufnahme von Larsson

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