Anmerkungen zu den Bildern

Bei der Auswahl der zur Illustrierung der verschiedenen Kunstrichtungen dem Buche beigegebenen Abbildungen wurde in erster Linie danach getrachtet, möglichst charakteristische Proben zu geben und zugleich die künstlerisch wertvollsten Arbeiten vorzuführen. Der Autor war aber auch bemüht, eine größere Anzahl bisher noch unpublizierter Kunstwerke heranzuziehen; so wurde es vermieden, Gemälde zu reproduzieren, die in der Berliner Jahrhundert Ausstellung ohnehin einem großen Teil der Kunstinteressenten bekannt geworden sind und in den Werken über diese Ausstellung nachgesehen werden können.

In diesem Bestreben wurde der Autor von Museumsdirektoren und privaten Sammlern in der liebenswürdigsten Weise unterstützt. Aus dem Besitze des Kaiserhauses bringt das Buch eine größere Anzahl von bisher nicht reproduzierten Neu-Erwerbungen: den „Säemann“ von P. Fendi, eine der bedeutendsten Arbeiten des Künstlers (Titelbild); das wundervolle Frauenporträt von H. F. Füger, (Titelbild des zweiten Teils); das köstliche Soldatenbild von Karl Schindler, das Herr Hofrat Schaeffer vor zwei Jahren aus der Baron Königswarterschen Sammlung erwarb; Waldmüllers ,,Holzsammler“ (eine Widmung des regierenden Fürsten Liechtenstein) und das feine Porträt der Erzherzogin Maria Christine von Zoffany wurden neu aufgenommen, ebenso das vor kurzem aus der prächtigen Salcherschen Sammlung erworbene graziöse Werk von Eybl, das Porträt der einst so beliebten Schauspielerin Wildauer. Mathilde W., geb. Wien 1820, gest. 1878, ist der älteren Generation noch in bester Erinnerung. Eine reizende, lebenslustige Blondine, — die ,,Wienerwald-Blume“ nannte man sie — war die W. in den Jahren 1840 — 50 der Liebling des Burgtheater-Publikums, eine Vorläuferin der Kathi Schratt. Besonders in der Rolle der ,,Nandl“ bot sie eine erquickende Original-Leistung; ihretwegen hatte Heinrich Laube das ,,Versprechen hinterm Herd“ hoffähig gemacht und ins Repertoire des Burgtheaters aufgenommen. Später ging sie zur Oper und feierte da gleichfalls Triumphe. — Als ,,Nandl“ hat sie auch Kriehuber lithographiert (1849); doch ist das hier abgebildete Porträt Eybls eine viel reifere Kunstleistung. — Ein hübsches Gegenstück dazu bildet Georg Deckers entzückendes Porträt der weltberühmten Tänzerin Fanni Elßler (1810 — 1884) aus dem Jahre 1847 in dem von ihr ,,kreierten“ changeant-seidenen Gesellschaftskleid.


Auch ein in der ,,Modernen Galerie“ befindliches Gemälde, Waldmüllers farbenfrisches und brillant aufgebautes ,,Stilleben“ (gleichfalls aus der Salcherschen Kunstsammlung erworben) erscheint hier zum erstenmal publiziert. Ferner ein ausgezeichnetes Werk von Lampi d. Ä. aus dem Jahre 1824, das im Badener städtischen Rollett-Museum hängt und dort zu wenig beachtet wird. Für diese Abbildung und die nach Daffingers ,,Herzog von Reichstadt“ sagt der Autor der Stadtgemeinde Baden und dem Herrn Schriftsteller Paul Tausig — für die freundliche Intervention — besten Dank. — Auch mehreren Privatsammlern, Herren Dr. Horace Landau, Dr. Königstein usw., die ihre Bilder für unsere Zwecke aufnehmen ließen (einige dieser Aufnahmen wurden von dem Amateur Herrn Dr. Richard Kulka hergestellt), ferner den Firmen Friedrich Schwarz, Gilhofer & Ranschburg, G. Steiner und A. Stöckl für Überlassung einiger Abbildungen aus den aufgelösten Sammlungen des Fürsten Metternich (Daffinger), des Barons Königswarter (Pettenkofen und Rudolf V. Alt), des Hofschauspielers Krastl (Wigand) usw. muss ich für ihre Freundlichkeit danken. Die meisten dieser schönen Gemälde sind nach kurzer Schaustellung wieder in die Verborgenheit des Privatbesitzes zurückgekehrt. Dass alle ins Buch aufgenommenen Gemälde nachweisbar sichere Werke der betreffenden Meister sind, sei hier besonders betont. Eine Ausnahme bilden die Aquarell-Miniatur von Füger (S. 78) und das Knabenbildnis von Fendi (S. 138), hübsche, für die Zeit charakteristische Arbeiten, die aber nur „traditionell“ diesen Malern zugeschrieben werden. — Endlich wären als erstmalige Publikationen zu nennen: der vorzügliche Gauermann und die Wiedergabe eines Gemäldes ,,Kuppelsaal der Hofbibliothek“, das der Künstler, Herr Karl Probst, freundlichst zur Verfügung gestellt hat.

Dass einige geradezu typische Werke, wie Schwinds ,,Schubert-Abend“, Waldmüllers ,,Nikolo“ und ,,Hochzeit“, Führichs ,,Begegnung“ und Danhausers ,,Brautwerbung“ auch hier als Beispiele herangezogen wurden, trotzdem sie bereits in einigen Werken abgebildet sind, bedarf wohl keiner besonderen Erklärung. — Die Abbildungen sollten überhaupt nur das Verständnis des Textes erleichtern. Ein Bilderbuch zusammenzustellen, wie es heute üblich ist, war nicht meine Absicht. L. W. A.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Alt-Wien