Brunnen und Portale

Eine Art von architektonischen Gebilden, an denen sich die Dekorationslust der türkischen Künstler am reichsten entfalten konnte, sind die mannigfachen Arten von Brunnen, die die Moscheen, öffentlichen Gebäude, Plätze und Straßen zierten. In den Moscheen dienen sie als Schadriwan (Waschbrunnen) zum Vollzuge der vorgeschriebenen religiösen Waschungen und finden sich in den Langseiten des Moscheegebäudes zumeist in Verbindung mit Galerien [Abb. 62] oder freistehend in der Mitte des Vorhofes als eine Art Kiosk mit reicher Steinornamentik und Bronzegittern [Abb. 27, 46, 58].

Die Tschesmes (Auslaufbrunnen) bestehen aus einer mehr oder weniger reich geschmückten Marmorverblendung der Außenwände und Ecken der Gebäude und einem einfachen Steintrog unter dem Auslauf. Sie liefern den Wasserträgern (Sakha) das Trinkwasser, mit dem sie die einzelnen Wohnviertel versorgen. Einen stärker religiösen Charakter tragen die Sebils [Trinkbrunnen, Abb. 61, 67]. Es sind an den Eingängen oder Ecken der Moscheen vortretende Säulen-Kiöske mit weit vorspringenden schattenden Dächern, aus deren Innerem ein dazu bestellter Geistlicher den Vorübergehenden einen Trunk durch die reichverzierten Bronzegitter aus den an Ketten hängenden Kupferschalen reicht.


Alle diese Brunnen sind fromme Stiftungen und fehlen an keinem der öffentlichen Bauten. In Goldschrift angebrachte Sprüche preisen das Wasser als den Quell des Lebens. Mit besonders monumentalen und reich geschmückten Brunnenwerken, die Tschesme und Sebil in einer freistehenden Anlage vereinigen, hat die Zeit Achmed III. die Stadt geschmückt. Auf dem Platze hinter der Sofienkirche, vor dem jetzt erneuerten Eingang zum alten Serai, erhebt sich eines der prächtigsten dieser Gebilde, der

Achmed-Brunnen [Abb. 63, 64]
als ein rechteckiger Kiösk, in dessen vier Seiten von Nischen flankiert die Brunnennischen eingebaut sind, während die vier Ecken in halbkreisförmig vorspringenden Loggien die reichvergitterten Sebils enthalten. Der ganze Bau ist mit reichen in Gold, Blau, Grün und Rot bemalten Steinornamenten bedeckt, in denen sich die islamischen Arabeskenmotive bereits mit denen des europäischen Barock mischen. Über dem weit vorspringenden Schutzdach mit seinen zarten Holzschnitzereien erheben sich fünf kleine Kuppeltürmchen. — Ein zweiter ähnlicher Monumentalbrunnen desselben Herrschers, der aber heute des charakteristischen Daches beraubt ist, steht bei Tophane am östlichen Ende des alten Galata (Abb. 65). Auch die Umgebung der Stadt, in der die Vornehmen ihre Landsitze haben, ist mit solchen, dem Landschaftsbilde vorteilhaft eingeordneten Brunnenhäusern geschmückt (Abb. 66).

[Portale [/b]
Eine den Brunnen ähnliche Gestaltung im architektonischen Aufbau und in der für die Stilentwicklung äußerst bezeichnenden Ornamentik zeigen auch freistehende Portale der Mauerumfriedungen, wie etwa das Portal an der Nordostecke des die Sofienkirche umgebenden Bezirkes (Abb. 68).
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Alt-Konstantinopel
027. Aja Sophia. Vorhof mit Waschbrunnen

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046. Mehmedie, Hof mit Waschbrunnen

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058. Jeni Valade Moschee in Skutari, 1709, Vorhof mit Brunnen

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062. Suleimanie Wasserverteiler an der Südseite

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061. Sebil (Trinkbrunnen) bei der Laleli Dschami

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063. Achmed-Brunnen und Eingang zum Top Kapu Serai

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064. Brunnen Achmedes III.

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065. Tophane-Brunnen

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066. Brunnen an den süßen Wassern von Asien

066. Brunnen an den süßen Wassern von Asien

067. Sebil (Trinkbrunnen) in Ejub

067. Sebil (Trinkbrunnen) in Ejub

068. Tor zum rückwärtigen Hof der Aja Sofia

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