Allgemeines für Orient-Reisende

Aus: Die Türkei - Reisehandbuch
Autor: Busch, Moritz Dr. (1821-1899) Publizist, Journalist, Redakteur, Presseagent, Verfasser von Reisebeschreibungen, Erscheinungsjahr: 1870
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Orient, Reisen, Reisehandbuch, Reisebeschreibung, Türkei, Reisepläne, Ausrüstung, Reiseort, Klima, Landesbeschreibung, Land und Leute, Natur und Umwelt, Denkmäler, Bauten, Krankheiten, Museen, Bauwerke, Kirchen, Berger und Täler, Jerusalem, Jericho, Totes Meer, Bethlehem, Hebron, Jaffa, Palästina, Konstantinopel, Ramleh, Jericho, Jordan, Kleinasien, Syrien, Nazareth, Bosporus, Altertümer, Bäder,
Wer kann in den Orient reisen? — Die rechte Zeit im Jahre. — Reiseplan für sechs Monate. — Kostenüberschlag. — Ausrüstung. — Pass. — Geld. — Sprachen. —Verhaltungsregeln auf der Reise, namentlich in Betreff der Gesundheit. — Malaria, Fieber und Opthalmie. — Pest. — Quarantäne. — Tour von Wien über Triest und Venedig an Bord des Lloyd-Dampfers. — Tour von Wien die Donau hinab nach Konstantinopel.

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Eine Reise in den Orient erfordert, sofern sie sich nicht auf den Besuch der Küstenplätze beschränkt, vor Allem einen gesunden Körper. Ausdauer im Ertragen von Beschwerden und Entbehrungen und einen Geist, der auf eine Weile, ja nach Befinden auf lange Zeit absehen kann von den Freuden und Annehmlichkeiten des zivilisierten Lebens. Nach den Küstenorten und nach einigen, Teilen Ägyptens können auch Frauen gelangen, ohne sich zu viel zumuten zu müssen. Bis Triest führt Post und Eisenbahn, und dort nimmt sie ein bequem eingerichteter Dampfer auf, um sie bis hart vor die Tore Alexandriens, Athens, Smyrnas oder Konstantinopels zu tragen. In Betreff anderer Punkte genüge es vorläufig zu bemerken, dass man in Griechenland und der europäischen und asiatischen Türkei nur zu Pferde reisen kann, dass man den größten Teil des Jahres einer glühenden Sonne ausgesetzt ist, dass man im Innern des Landes oft die einfachsten Bequemlichkeiten vermisst, und dass man das Mangelnde nur mit beträchtlichen Kosten mit sich führen kann. Unter solchen Umständen zu reisen ist nur dem Kühnen und Starken vergönnt, oder dem, welchem ein fürstliches Vermögen einen Teil der Schwierigkeiten ebnet.

Im Übrigen bedarf es keines ungewöhnlichen Mutes, um die interessantesten Punkte im Innern zu besuchen. Man hört Mancherlei von Raubanfällen, wird aber, wenn man die im Folgenden angegebenen Vorsichtsregeln befolgen will, selbst in den berüchtigtsten Gegenden kaum einen Räuber zu Gesicht bekommen. Ein Orientale reist in der Regel mit seinem halben Vermögen im Gürtel, da er Anweisungen und Wechsel nicht kennt, und seine Waffen und Kleider sind gewöhnlich so kostbar, dass es sich lohnt, ihn zu berauben. Der Franke dagegen lässt bei Ausflügen nach gefahrvollen Gegenden (wirklich gefahrvoll ist nur die Nachbarschaft von Smyrna und ein Teil Palästinas und Syriens; wenn er sich nicht von einer Eskorte begleiten lassen und sich keiner Karawane anschließen kann, sein Geld bis auf das Notwendigste in Sicherheit beim letzten Konsul seiner Nation zurück, und was er sonst mit sich führt, hat für orientalische Wegelagerer keinen oder nur geringen Wert.

Dazu kommt Folgendes: Jeder Beduine oder Grieche weiß, dass, wenn ein Franke ein Schießgewehr in der Hand hat, mit einer an Gewissheit grenzenden Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, erstens, dass es geladen ist, und zweitens, dass es, sobald auf den Hahn gedrückt wird, losgeht, was sich mit gleicher Zuversicht von dem Waffenmagazine, welches er selbst an und um sich hängen hat, nicht annehmen lässt. Endlich aber wird, wenn ein Franke beleidigt worden ist, Alles in Bewegung gesetzt, um Genugtuung, zu erlangen. Die Konsuln schreiben energische Briefe, die Paschas werden aus ihrem Phlegma aufgestört, Soldaten, Kawassen und Tataren jagen wie toll durch das Land, wo die Untat vorgefallen ist, misshandeln die Bevölkerung und leben als Exekutionstruppen in deren Häusern, bis der Mörder — oder statt seiner ein Anderer — aufgefunden und, um den Konsul zu beschwichtigen, geköpft worden ist, während die sonstigen Verdächtigen die Bastonade bekommen haben. Alles dies ist sehr unangenehm, und so ist es gekommen, dass die Bewohner der Striche, wo die Regierungen überhaupt ihre Hand fühlen lassen können, schon seit Jahren zu der Einsicht gekommen sind, dass bei Anfällen auf Europäer der zu hoffende Gewinn von der zu fürchtenden Strafe überwogen wird.

Als zweite wichtige Frage drängt sich die auf, zu welcher Zeit man die verschiedenen Länder des Orients besuchen soll. In dieser Beziehung empfiehlt man für die, welche auf die Tour ein ganzes Jahr und mehr Zeit verwenden können, Nachstehendes: Januar und die erste Hälfte des Februar verbringe man in Korfu oder Athen. In dieser Jahreszeit ist es in der Regel zu kalt und stürmisch, und die Flüsse sind zu sehr angeschwollen, um eine Reise in das Innere Griechenlands unternehmen zu können. März, April und Mai verwende man auf Touren durch Nordgriechenland und Thessalien, Morea und Albanien. Zu Reisen, welche tiefer gehende Studien zum Zwecke haben, ist die Zeit von drei Monaten zu kurz. Derjenige aber, welcher sich nicht an einige Strapazen kehrt, wird in ihr im Staude sein, alle allgemein interessanten Orte dieser Gegenden zu sehen um sich einen guten Begriff von der Art des Landes und seiner Bewohner zu verschaffen. Im Juni besuche man sodann die Inseln des Ägäischen Meeres, die Sieben Kirchen Asiens und die Ebene von Troja. Die beiden folgenden Monate verhalte man sich ruhig in Konstantinopel und in den kleinen Orten am Bosporus, welche in dieser Jahreszeit kühler als irgend ein Punkt an der Küste des Mittelmeeres sind. Eine Wanderung durch Syrien und das heilige Land kann im September unternommen und Ende Oktober vollendet werden. Nach Ägypten zugehen, um sich dort länger aufzuhalten, ist nur im Winter ratsam. Wer endlich die Tour durch das südliche Kleinasien zu machen wünscht, der wähle dazu die ersten Frühlingsmonate.

Der Verfasser, welcher seine Reise zu Ende Dezember antrat und in kürzerer Zeit zurückkehren musste, kann denen, die sich im gleichen Falle befinden, folgenden Reiseplan empfehlen. Man begebe sich von Wien Mitte Dezember nach Triest, besuche in der Zwischenzeit bis zur Abfahrt des Dampfers nach Alexandrien auf einige Tage Venedig und gehe dann über Korfu nach Ägypten. Dort bleibe man, von Kairo Ausflüge nach den ersten Pyramiden und nach Suez machend, drei bis vier Wochen (wer die Stromfahrt nach Theben und bis zum ersten Katarakt des Nil hinzufügen will, bedarf im günstigsten Falle sechs Wochen mehr) und reise dann entweder durch die Wüste nach Jerusalem oder zur See nach Jaffa und von dort nach der heiligen Stadt. Hier und in Palästina überhaupt sich vierzehn Tage aufzuhalten, genügt, um alle merkwürdigen Orte und Gegenstände des Landes in Augenschein zu nehmen. Dann kehre man entweder nach Jaffa zurück, um mit dem Dampfer nach Beyrut und von dort nach Damaskus zu reisen, oder man begebe sich auf dem Landwege nach Damaskus, gehe von dort nach Beyrut und von da über Cypern und Rhodus nach Smyrna. Von Smyrna aus besuche man die interessantesten Punkte der Nachbarschaft, schiffe sich dann nach Griechenland ein, mache von Athen drei bis vier Wochen hindurch Touren nach dem Norden und Morea, begebe sich hierauf vom Piräus nach den jonischen Inseln und fahre von da direkt nach Konstantinopel. Von hier lassen sich Ausflüge nach Salonik und dem Athos, sowie nach Trapezunt machen. Dann mag man sich nach der Sulinamündung begeben und von dort die Donau hinauf nach Wien zurückkehren.

Die Kosten einer solchen Reise hängen begreiflicher Weise von dem Style ab, in welchem man dieselbe unternimmt. Etwas Bestimmtes lässt sich somit darüber nicht mitteilen; doch mag bemerkt werden, dass dieselben für den, der sich einzuschränken weiß, im Durchschnitt 10 Gulden Ö. W. auf den Tag nicht übersteigen. Für die in Gesellschaft Reisenden, sowie für solche, welche der Landessprachen kundig sind und sich längere Zeit an einem und demselben Orte aufhalten, wird sich die Rechnung noch etwas niedriger stellen. Im Allgemeinen dürfte feststehen, dass für die zuletzt bezeichnete sechsmonatliche Tour (mit Einschluss der Fahrpreise auf den Lloyddampfern) 2.100 bis 2.250 Gulden Ö. W. oder 1.400 bis 1.500 preussische Taler genügen, dies aber auch der niedrigste, nur für Sparsame ausreichende Satz ist.

Auch in Betreff der Ausrüstung für eine Reise in den Orient lassen sich allgemein gültige Regeln nicht aufstellen. Der Gelehrte wird sich mit zahlreichen Büchern, der Bequeme mit einer Menge von Gegenständen beladen müssen, die ihm an das Herz gewachsen sind. Derjenige, welcher sich vor Entbehrungen nicht scheut, wird wohl tun, so wenig wie möglich von Gepäck mitzunehmen. Derselbe versehe sich mit soviel Wäsche, um wenigstens drei Wochen auszureichen, ohne waschen lassen zu müssen, mit zwei Anzügen, einem feinen, um Besuche bei Konsuln und Paschas machen zu können, und einem möglichst starken, ferner mit waschledernen Unterbeinkleidern und einem wollenen Hemd, das unmittelbar über der Haut getragen werden muss, endlich mit rindsledernen Stiefeln und einem breitrandigen Hute, um den man sich in den heißen Monaten ein weißes Tuch nähen lässt. Die Stiefel lasse man bei längeren Reisen ungewichst, da die natürliche Farbe des Leders die Sonnenstrahlen weniger auf sich lenkt. Dagegen bestreiche man sie gelegentlich mit etwas Öl, was sie geschmeidig erhält. Die Farbe des Alltagsanzugs sei lichtgrau, der Stoff Wolle. Sodann nehme man sich einen Mantel von wasserdichtem Stoff mit, um nötigenfalls des Nachts im Freien schlafen und durch den Regen Weiterreisen zu können. Ein Regenschirm ist gut zu brauchen, weniger als Schutz vor plötzlichen Regengüssen, als gegen die Sonne.

Orientalische Kleidung anzulegen ist nur Dem zu raten, der die Sprache des Landes versteht. Für jeden Anderen ist sie Maskerade und nichts weniger als ein Präservativ gegen Anfälle. Indes mag man sich des Fez bedienen, da es den Kopf gut gegen die Sonne schützt. Dann aber kaufe man eines von den höchsten und stärksten, wie man sie in Triest zum Preise von 3 bis 4 Gulden bekommt. Für Reisen in das Innere nehme man sich einen ledernen Mantelsack mit, da Koffer sich auf Pferden nicht gut transportieren lassen. Den Koffer lasse man mit den schweren Gegenständen in sicheren Händen (im Gasthaus, oder, wenn Empfehlungen dies ermöglichen, bei den Agenten des Lloyd oder den Konsuln) zurück, um ihn bei der Rückkehr abzuholen oder ihn nach dem nächsten Küstenplatze, den man berühren will, senden zu lassen. Sich mit Waffen und Munition zu versehen, ist im Allgemeinen nicht mehr erforderlich. Wer ein guter Schütze ist, nehme sich eine Büchse oder einen guten Revolver mit. Außerdem versehe man sich mit einer grünen Brille zum Schutze gegen das grelle Sonnenlicht, mit einer überflochtenen Trinkflasche, mit starkem Bindfaden, einigen Riemen, einem guten Messer und Nadeln und Zwirn zu etwa nötig werdenden Ausbesserungen.

Ein wichtiges Stück der Ausrüstung für den Orient ist ein Pass für das Ausland. Derselbe muss von dem österreichischen Gesandten oder Konsul in dem Lande oder Orte, von wo die Reise angetreten wird, und später von den Gesandten oder Konsuln aller der Regierungen visiert sein, durch deren Gebiete man zu gehen gedenkt, d. h. von denen der Pforte (Gesandte in Berlin und Wien, Konsul in Triest), Griechenlands (hier genügt das Visum des griechischen Konsuls in Triest) und Englands für die Insel Malta. Im Jahre 1844 machte die türkische Regierung bekannt, dass kein Reisender das Gebiet der Pforte betreten dürfe, der nicht mit einem regelmäßigen, von einem Gesandten oder Konsul des Sultans visierten Passe versehen sei. Man nimmt es mit dieser Anordnung seit 1869 strenger, daher wird der Reisende wohltun, es auch seinerseits genau damit zu nehmen, da er sich sonst leicht Verlegenheiten aussetzt. Bei seiner Ankunft in der ersten größeren Stadt, welche der Wohnsitz eines Pascha oder Gouverneurs ist, muss er sich dann mit einem regelmäßigen türkischen Passe versehen. Diese zerfallen in drei Klassen: Firmane, Buyurdis und Teskeres. Ein Firman kann nur vom Sultan oder einem Pascha höchsten Ranges gewährt werden. Man erlangt ihn in Konstantinopel durch Vermittlung der Gesandtschaften und Konsulate. Er ist nicht absolut notwendig; denn ein Buyurdi (auch Buyuruldi genannt) oder Teskeré entspricht in der Regel dem Zwecke vollkommen eben so gut und macht beträchtlich weniger Kosten. Der Buyurdi ist eine Empfehlung an alle Beamten, der Teskere der eigentliche Pass für den Reisenden. Doch gelten beide nur für die betreffende Provinz, so dass man sich in Ägypten nicht für Kleinasien, in Kleinasien nicht für Rumelien mit diesen Beglaubigungsschreiben versehen kann. Ausgerüstet mit diesen Dokumenten, hat der Reisende das Recht, bei den Christen in jedem Dorfe und jeder Stadt der Türkei Wohnung zu begehren und von dem Menzil oder der Postanstalt der Regierung mit Pferden zu demselben Preise versorgt zu werden, wie die großherrlichen Kuriere.

Selten wird der Reisende in den Fall kommen, seinen europäischen Pass vorzeigen zu müssen; dies wird nur da nötig sein, wo er sich aus eignem Antriebe zu den Behörden begibt, um Genugtuung oder Hilfe in schwierigen Fällen zu suchen. Indes ist es Sitte, dass er, wenn er einem Pascha seine Aufwartung macht, seinen Pass durch den Dolmetscher (Dragoman) seiner Exzellenz oder dessen Sekretär vorzeigt; auch dient derselbe dazu, dass sich die Konsuln von der Identität seiner Person überzeugen können. Endlich ist zu empfehlen, dass man, um sich Aufenthalt und Verlegenheit zu ersparen, womöglich bewirke, dass in dem türkischen Passe der Name und der Titel des Reisenden, die Landstriche, welche er besuchen will, und die Pferde, welche er bedarf, deutlich angegeben werden, und dass man sich eine Übersetzung des Passes ins Französische, Italienische oder Englische verschaffe. In Ägypten bedarf es nirgends eines Passes.

Im hohen Grade nützlich sind gute Empfehlungsschreiben. Man kann davon nicht genug mitnehmen. Die besten sind die an die österreichische und preußische Gesandtschaft und an die österreichischen und preußischen Konsuln in Alexandrien, Kairo, Jerusalem, Beirut, Damaskus, Athen, Salonik, Smyrna, Konstantinopel und Trapezunt. Kann man zwei oder mehrere für einen Ort bekommen, so verschaffe man sie sich, da es leicht geschehen kann, dass man den einen oder den andern der Herren nicht zu Hause trifft. Für Griechenland suche man sich außerdem Empfehlungen an Gelehrte zu verschaffen, für Ägypten und Kleinasien Briefe an größere Handlungshäuser, für das heilige Land solche an die dort lebenden deutschen Geistlichen. Im Innern ist der Reisende sicher, bei jedem gebildeten Deutschen Rat und Auskunft zu finden.

Über die Geldsorten, welche in der Levante gelten, wird das Nötige später verzeichnet werden. Hier nur so viel, dass man im ganzen Orient, so weit er in das Bereich dieses Buchs gezogen ist, nach Piastern und Paras rechnet, dass Tal er aller Länder zirkulieren, unter denen der spanische gewöhnlich 1 Piaster mehr gilt, als die übrigen, dass von europäischen Goldmünzen englische Sovereigns und französische Napoleons die empfehlenswertesten sind. Die türkischen Banknoten haben nur in Konstantinopel und an einigen andern Küstenplatzen Rumeliens Wert. Man hüte sich deshalb vor ihnen, zumal sie nirgends zu dem Betrage, den sie repräsentieren, angenommen werden. Im Übrigen ist zu bemerken, dass es nicht geraten ist, sich mit großen Summen in barem Gelde zu versehen. Bis Triest gelten die österreichischen Banknoten. Von da nehme man sich Kreditbriefe nach Alexandrien, Athen, Smyrna, Beirut und Konstantinopel mit, und außerdem versehe man sich mit einigen Sovereigns oder Napoleons, einigen spanischen Talern und einigen Dutzend Piastern, um den ersten Bedürfnissen genügen und dem unvermeidlichen Verlangen der Orientalen nach Trinkgeldern nach Belieben gerecht werden zu können.

Das Wort Bakschisch ist dasjenige, mit welchem der Reisende in der Levante zuerst vertraut wird. Es empfängt ihn, verfolgt ihn auf Schritt und Tritt und hallt ihm bei der Heimkehr als Abschiedsgruß nach. Es ist damit ein freiwilliges Geldgeschenk gemeint, welches der gemeine Orientale bei jedem Zusammentreffen mit Europäern, namentlich aber bei jeder Dienstleistung, sei sie noch so geringfügig, erwartet und beansprucht. Niemand ist gezwungen, ein Bakschisch zu geben, indes nötigt oft die Klugheit dazu, und es ist nicht sowohl Freigebigkeit, als Sparsamkeit zu nennen, wenn dem Verlangen gewillfahrt wird. Wird zum Beispiel das Gepäck nach der Mauth gebracht und der Beamte macht Miene, es zu untersuchen, so steht er sofort von seiner Absicht ab, wenn das Wort Bakschisch ausgesprochen wird und ein paar Piaster aus der Hand des Reisenden in die seine gleiten. Findet der Wanderer im Orient beim Anbruch der Nacht die Tore eines Khan oder einer Stadt geschlossen, so ist Bakschisch der beste Schlüssel, der sie öffnet. Überhaupt gibt es kaum eine Schwierigkeit, die das magische Wort nicht überwände.

Andere Geschenke zu geben, ist im Allgemeinen nicht mehr üblich. Früher war es Gebrauch, mit den Paschas, denen man vorgestellt wurde, Gaben zu wechseln. Dies ist in den letzten Jahren abgekommen. Wer sich indes länger an einem Orte aufhält und dort von einem Scheik oder Gouverneur Gefälligkeiten in Anspruch zu nehmen hat, kann den Wunsch hegen, sich erkenntlich zu bezeigen. Dann nehme er sich für ersteren eine Pfeifenspitze von Bernstein, einen Tarbusch oder ein hübsches Messer, für letzteren ein Taschenfernrohr, einen Revolver, Spielzeug für Kinder oder Zierraten für Frauen mit. Wer viel unter dem Volke im Innern zu leben gedenkt, mag sich überdies in Wien, wo dergleichen billig ist, mit einigen Dutzenden von recht grellfarbigen von Messing- oder Stahlzierraten blinkenden Armbändern und billigen Taschenspiegeln versehen. Er kann sich namentlich in Syrien und Palästina manchen Freund damit machen. Den Konsuln im Innern wird man in den meisten Fällen schon durch sein Erscheinen Freude bereiten, die durch das letzte Quartal einer oder der andern deutschen Zeitschrift oder durch ein neues epochemachendes Buch erhöht werden kann.

Über die Sprachen des Orients wird später das Notwendigste bemerkt werden. Die verbreitetsten sind das Arabische, das Türkische und das Neugriechische. Wer sie alle versteht, wird natürlich am Billigsten, Sichersten und Bequemsten reisen und den reichsten Gewinn an Erfahrung, das beste Bild des Volkslebens mit heimbringen. Von dem gewöhnlichen Reisenden ist eine solche Kenntnis nicht zu erwarten. Dieser wird sich mit dem Italienischen bekannt machen müssen, der Sprache, welche von den Sprachen des Abendlandes in der Levante am ausgebreitetsten ist. Wer nicht Italienisch kann, wird sich in den Küstenstädten mit Französisch und Englisch durchhelfen können; für alle Ausflüge in das Innere muss ein Dragoman genommen werden, über dessen Wahl und dessen Leistungen weiter unten alles Erforderliche zu sagen sein wird.

Das kostbarste Gut, welches der Reisende auf seiner Tour mit sich führt, ist seine Gesundheit. Es ist zugleich dasjenige, welches von allen am meisten bedroht ist, und so nehmen Regeln zum Schutze desselben unter allen Ratschlägen, die hier zu erteilen sind, die oberste Stelle ein. Was auch der Plan des Reisenden ist, wohin immer er seine Schritte lenken möge im Morgenlande, stets sollte er die Notwendigkeit im Auge behalten, sich vor allen irgend bekannten Ursachen von Krankheiten der Länder zu hüten, wo ärztliche Hilfe in der Regel schwer und fast nie zu rechter Zeit zu erlangen ist. Zu diesem Zwecke merke und beachte man folgende Grundregeln:

1. Dass wir in heißen Klimaten nicht in der Weise essen und trinken und nicht in dem Grade Strapazen ertragen können, wie in der nördlichen Heimat.

2. Dass die Gemütsruhe in diesen Ländern direkten Einfluss auf die Kraft und Gesundheit der in ihnen lebenden Fremden ausübt, und dass die Geisteskräfte und die Verdauungsfunktionen in dem Maße dieses Einflusses in Wechselwirkung zu einander stehen.

3. Dass man in Betreff der Diät, der Bewegung und der für Mahlzeit, Ruhe und Geschäfte festgesetzten Stunden des Tages sich nach Möglichkeit an das halten muss, was unter den Eingebornen der Länder, welche man besucht, als Regel gilt.

4. Dass in allen heißen Ländern der Körper zu seiner Erhaltung weniger Speise und namentlich weniger animalische Nahrung bedarf, als in der kalten Zone.

5. Dass der Reisende, welcher Wein oder Bier mäßig genießt, wohl tut, dass er aber noch besser tut, sich des Genusses von beiden ganz zu enthalten, wenn er nicht sicher ist, sich mäßigen zu können.

6. Dass, was in kalten Ländern im Bereiche der Mäßigkeit ist, in heißen oft schon maßlose Ausschweifung genannt werden muss.

7. Dass in Betreff der Diät für solche Länder keine allgemeinen und unabänderlichen Regeln gelten, sondern jeder nach seiner Körperbeschaffenheit gemessen oder enthaltsam sein muss.

8. Dass manche Dinge, die in dem einen Landstriche gesund sind, in dem andern als schädlich vermieden werden müssen.

9. Dass Reinlichkeit, Heiterkeit, regelmäßiges Leben und Vermeidung zu großer und langdauernder Erhitzung und Durchnässung, vor Allem aber eine solche Einteilung der Reise, dass man nicht zu lange der Nachtluft ausgesetzt ist, die Hauptmittel sind, durch die man sich in heißen Ländern vor Krankheit schützt.

10. Dass Ängstlichkeit, zu heftige Anstrengung und Völlerei die gewöhnlichsten Türen sind, durch welche der Körper dem Einflüsse endemischer und contagiöser Krankheiten geöffnet wird.

11. Dass in tropischen Klimaten zu üppig wuchernde Vegetation ein der Gesundheit nachteiliges Miasma erzeugt (dies gilt vor Allem von der nordöstlichen Küste Kleinasiens, wo die Riesenwälder von Trapezunt und ganz Kolchis im Sommer die giftigste Fieberluft aushauchen); weshalb als Regel bei der Wahl eines Aufenthalts für längere Zeit zu gelten hat, dass der Boden und die sonstigen Natureinflüsse, welche dem Gedeihen von vegetabilischem Leben günstig sind, entgegengesetzte Wirkung auf das animalische haben.

12. Dass Trübsinn und Unruhe, häufiges Nehmen von Arzneien bei leichten Anfällen von Unwohlsein und andrerseits Vernachlässigung rascher Vorsichtsmaßregeln und wirksamer Gegenmittel bei eintretendem schweren Unwohlsein Fremden in diesen Ländern gleich verderblich sind.

Aus diesen zwölf Hauptsätzen der Diätetik für Reisende im Morgenlande leiten sich dann folgende bestimmtere Regeln für die Art, wie man sich einzurichten hat, ab: Wenn es irgend zu ermöglichen ist, so stehe man des Morgens um 5 Uhr auf und begebe sich des Abends vor 10 Uhr zu Bett. Man frühstücke, wo man die Wahl hat, um 8, esse zu Mittag um 3 und halte seine Abendmahlzeit um 8 Uhr. Auf der Reise halte man bei heißem Wetter von 11 Uhr Morgens bis 3 Uhr Nachmittags Rast. Man hüte sich vor starker Bewegung oder Anstrengung unmittelbar nach dem Essen, und man ruhe stets vor der Mahlzeit eine halbe Stunde aus, wenn man stark gegangen oder geritten ist. Man trinke lieber Wein als Rum, Cognac oder andere Spirituosen und überhaupt kein geistiges Getränk vor dem Mittagessen. Man hüte sich vor sauren oder herben Weinen bei Tische. Sie sind schädlich, auch wenn sie mit Wasser gemischt sind. Wo Wein nötig ist, tun ein oder zwei Glas von gutem Xeres oder Madeira die besten Dienste. Man nehme sich vor dem häufigen und reichlichen Genüsse der süßen kühlenden Getränke des Orients, der Limonade, der verschiedenen Scherbet-Arten u. s. w. in Acht. Man esse die einfachste Nahrung, vermeide es, zu viele Gerichte zu genießen, lasse alle Zuckerbäckerwaren unberührt oder koste nur davon, und hüte sich, wenigstens so lange man noch Neuling im Lande ist, vor allen Früchten, an die man nicht gewöhnt ist, besonders vor frischen Datteln, Melonen, Aprikosen und allem säuerlichen Obst.

Man nehme gelegentlich ein warmes oder Dampfbad, hüte sich aber, in Afrika wenigstens, ohne Erlaubnis des Arztes kalte Bäder zu nehmen, nicht weil dieselben unter Umständen nicht heilsam sein könnten, sondern weil sie Vorsichtmaßregeln erfordern, welche ein Fremder nicht kennt. Allen und Jeden, ausgenommen allein die, welche stark und kräftig, akklimatisiert und vollkommen frei von allen Unterleibsbeschwerden sind, müssen solche Bäder schädlich sein. Es sind mehr Fälle von verhängnisvollen Folgen kalter Bäder in heißen Ländern aufzuzählen, als die Hydropathen glauben mögen.

Andere Gesundheitsregeln für Reisende im Orient sind nachstehende:

Man trage in allen Jahreszeiten und bei allem Wetter ein Flanellhemd auf der bloßen Haut; es wird dem daran nicht Gewöhnten zu Anfang sehr unbehaglich sein, aber vor Erkältung besser als alles Andere schützen. Mau suche sich, während man schwitzt oder dem Winde ausgesetzt ist, niemals dadurch Kühlung zu verschaffen, dass man irgendwelchen Teil der Kleidung ablegt. Man nehme sich in Acht, des Nachts in freier Luft zu sitzen, wenn der Tau fällt. Man schlafe, wo dies zu vermeiden, nie in Zimmern, deren Fenster offen stellen Man gebe (wenigstens in den Sommermonaten) jeden Gedanken an die Freuden der Jagd in diesen Ländern auf, da Durchnässung und Sonnenbrand in den Gebüschen und Marschgründen, in denen das Wild haust, schon Vielen den Tod gebracht haben. Man reise nur im Notfall in der Zwischenzeit zwischen Sonnenuntergang und Aufgang. Man setze sich, wenn dies nicht durch die Verhältnisse geboten ist, nie in nassen Kleidern nieder. Man nehme seine Wohnung niemals auf längere Zeit in einem Hause, das in der Nähe eines Ufers, auf dem Ebbe und Flut wechseln, oder hart bei morastigen Stellen liegt. Man beschäftige den Geist während der Mahlzeiten nicht mit ernsten Gedanken. Man widme nur ausnahmsweise die zum Schlafen bestimmte Zeit dem Studium oder dem Umgang mit Freunden. Man mache, wenn man sich an einem Orte länger aufhält, täglich entweder zu Fuß oder zu Pferde Bewegung und wähle dazu die Stunden von 5 bis 7 Uhr Morgens oder von 6 bis 8 Uhr Abends. Man hüte sich, im Zuge sitzen oder stehen zu bleiben. Man quäle sich nicht mit Gedanken an kommende Übel, berechne nicht, welche Schwierigkeiten sich möglicherweise auf dem Wege einstellen können, sondern halte sich einfach an das Wahrscheinliche, folge der Bahn, die man gewählt, mit frischem Mute und lasse das Gespenst der atra cura denen sich auf den Sattel setzen, welche es nicht zu bannen im Stande sind. Man blicke der Gefahr, wo sie nicht zu umgehen ist, ruhig ins Auge und sei in Krankheiten entschlossen, sich von ihnen nicht unterwerfen zu lassen, sondern sie zu besiegen.

Letzteres gilt namentlich von der Seekrankheit, der wenige entgehen, welche auf dem Mittelmeere oder auf dem Pontus zu fahren genötigt sind. Sie ist nichts weniger als gefährlich, niemals tödlich, aber vielleicht die unangenehmste und am meisten zu Verzweiflung und Lebensüberdruss stimmende unter allen leichtern Krankheiten. Das beste Mittel gegen sie ist, dass man so lange als möglich an der freien Luft bleibt und der Krankheit, wenn sie sich trotzdem einstellt und uns einreden will, sie sei ein ernstliches Übel, keinen Glauben beimisst.

Ernster hat man es mit den Fiebern, namentlich den Wechselfiebern zu nehmen, und mit der bösen Fee Malaria, deren Kinder sie sind. Dieses feine Gift ist nicht bloß über die Urwälder der westlichen Tropenwelt, sondern sehr stark auch über verschiedene Striche des Orients und zwar gerade über die schönsten Landschaften ausgegossen. Es zerstört die menschliche Gesundheit und raubt das Leben vielleicht mehr als irgend eine andere schädliche Substanz. Bekannt nur durch seine schädlichen Wirkungen, ist dieser unsichtbare, heimtückische Feind unsres Geschlechts von der Heilwissenschaft bis in seine Schlupfwinkel verfolgt und wenigstens nach einigen seiner Gewohnheiten beobachtet worden. Man weiß, dass er vorzüglich in sumpfigen Niederungen und in Waldtälern und deren Nachbarschaft wohnt, wo große Massen vegetabilischen Stoffes faulen. Man weiß ferner, dass die Malaria des Nachts gefährlicher als am Tage und besonders gefährlich im Herbste ist, und dass zu große Anstrengung, Nachtwachen und jeder schwächende Genuss Dinge sind, welche den Körper ihrem Einfluss zugänglicher machen. Bekanntlich ist Chinin das beste Heilmittel gegen das Fieber, welches sie bringt, und so sollte kein Reisender, der den Orient besucht, ohne ein Fläschchen mit Chininpillen und ohne Anweisung von seinem Arzt, wie sie zu gebrauchen, sich auf den Weg begeben.

In Griechenland sind der August und die erste Hälfte des September die ungesundesten Zeiten des Jahres, dann herrschen fast überall, und namentlich in den sumpfigen Gegenden, sowie in der Nähe von Seen allerlei Fieber, denen viele Eingeborene und Fremde zum Opfer fallen. Muss man sich in dieser Jahreszeit dort aufhalten, so nehme man sich in Acht, nicht in freier Luft oder bei offenen Fenstern zu schlafen, sich um die Mittagszeit nicht den Strahlen der Sonne auszusetzen, sich im Essen und Trinken nicht zu übernehmen, keine rohen Pflanzenspeisen, keine Gurken, Melonen. Salate und kein Obst zu genießen. Die Fülle von Obst, welche das Land hervorbringt, ist eine große Versuchung für Fremde, aber nichts ist gefährlicher, als dieser Versuchung nachzugeben. Die Hauptursachen der großen Sterblichkeit unter den bayerischen Truppen, die mit König Otto nach Griechenland kamen, war die Gier, mit welcher dieselben von dem Obste des Landes aßen und sich dem Genüsse des Weines überließen.

Ägypten hat sehr wenige Krankheiten, ja es wird bekanntlich die Gegend von Kairo für Brustkranke als Aufenthaltsort empfohlen. Fieber sind äußerst selten, ausgenommen in der Nachbarschaft von Alexandrien, Damiette und einigen anderen Orten am Ausfluss des Nil. Als die einzigen Krankheiten, welchen Fremde im Innern ausgesetzt sind, können Diarrhöen, Dysenterie und Ophtalmie genannt werden. Hinsichtlich der beiden erstgenannten verschaffe man sich Verhaltungsregeln bei einem der europäischen Ärzte, die sich in Alexandrien und Kairo niedergelassen haben und unter denen sich mehre Deutsche befinden. In Betreff der Ophtalmie (Augenentzündung) kann man sich in den meisten Fällen selbst helfen. Stellt sich eine leichte Entzündung ein, so bade man das Auge mit Rosenwasser oder Weingeist; im letzteren Falle natürlich so, dass das Auge festgeschlossen und nur das Lid benetzt wird. Oft tut schon warmes Wasser oder der Dampf von kochendem dieselben Dienste. Endlich wird auch ein fleißiges Waschen mit einem lauen Absud von Mohnköpfen empfohlen.

Die Ursache der Ophtalmie ist häufig in dem feinen Sand der Wüste gesucht worden. Das ist ein Irrtum. Augenentzündungen sind in der Wüste unbekannt, sie müssten denn aus dem Niltale dorthin gebracht worden sein, und sie hören schon nach zwei bis drei Tagen auf, wenn der Kranke nach diesen trocknen Strichen kommt. Wir behaupten damit nicht, dass in die Augen gewehter Sand oder ein sehr starkes Sonnenlicht, zurückprallend von dem dürren kahlen Erdboden, dem Auge nicht schaden könnte; Staub und Sonnenschein auf Schneeflächen bringen ja dieselbe Wirkung in andern Gegenden hervor; allein in Ägypten ist die eigentliche Ursache der Augenkrankheiten anderwärts zu suchen. Sie liegt in dem Wechsel zwischen außerordentlicher Trockenheit und Feuchtigkeit, der hier stattfindet. Ägypten hat vielleicht das trockenste Klima von der Welt, aber der Unterschied zwischen der fast stets trockenen Atmosphäre und den feuchten Ausdünstungen des Flusses, sowie der engen und der Kühlung halber stets besprengten Straßen Kairos und andrer Städte ist so groß, dass das Auge leicht davon angegriffen wird, vorzüglich wenn es in dem empfänglichen Zustande ist, in welchen es durch die fühlbare und unfühlbare Transpiration versetzt wird, welcher die Haut unterworfen ist. So kommt es, dass während der Überschwemmungen des Nil, wo jene Ausdünstungen am stärksten sind, die Ophtalmie am häufigsten beobachtet wird. Die Tatsache, dass die Krankheit sich sofort vermindert und nach wenigen Tagen ganz aufhört, wenn der Leidende in die Wüste geht, bestätigt diese Meinung. Sehr ratsam ist es, sich vor feuchtem Luftzuge in Acht zu nehmen, und wenn man genötigt ist, des Nachts aus einem warmen Gemache oder der Kajüte eines Nilbootes zu gehen, sich Stirn und Augen, nachdem man sich vorher den Schweiß abgetrocknet, mit etwas kaltem Wasser zu waschen, wodurch die Transpiration beim Hinaustreten vor plötzlicher Unterbrechung bewahrt und das Auge auf den Temperaturwechsel vorbereitet wird.

Über die Pest ausführlich zu sprechen, ist unnötig. Jedermann wird sich hüten, nach Ägypten oder Syrien zu gehen, wenn sie dort wütet. Jedermann wird sich sofort aus dem Lande entfernen, wenn sich Fälle der Krankheit zeigen. Kann er letzteres nicht ermöglichen, so begebe er sich nach Oberägypten oder halte gleich den andern Europäern im Lande Quarantäne. In Alexandrien kommen Pestfälle selten in der Zeit zwischen September und Anfang Februar vor und das nur in manchen Jahren. In Kairo ist man von Ende Juni bis Ende März ganz sicher. Im großen Maßstabe tritt die Pest nur alle zehn bis zwölf Jahre auf. Man fürchtet sie übrigens bei Weitem nicht mehr so wie früher, da der Gesundheitsrat stets passende Maßregeln trifft und die Behandlung der Kranken große Portschritte gemacht hat. Das erste Mittel für den, der die Vorboten herannahen fühlt, sollte ein Brechmittel sein, welches, wenn es zu rechter Zeit genommen wird, dem Übel oft Halt gebietet; ein Aderlass ist nicht zu empfehlen.

Das Quarantänehalten war bis vor wenigen Jahren ein sehr dunkler Punkt inmitten des Kranzes von Genüssen, welche eine Reise im Orient bot. Mit Grauen erinnerte sich der Tourist des Fegfeuerlebens, welches er in den Lazaretten der verschiedenen Küstenstädte durchzumachen hatte, ehe man ihn für hinreichend gereinigt hielt, um in das Paradies des zivilisierten Lebens Einlass zu finden. Oft musste ein solcher Unglücklicher volle vierzig Tage (woher das Wort Quarantäne kommt) in diesen Orten sich langweilen und für schlechte Herberge bezahlen, als ob er im ersten Gasthofe gewohnt. Selten Hess man ihn vor 10 Tagen aus seiner Haft, gleichviel, ob das Schiff, mit dem er gekommen, einen reinen Gesundheitspass oder nicht besaß, d. h. gleichviel, ob es von einem Orte kam, wo keine Pest oder andere ansteckende Krankheit herrschte, oder von einem solchen, wo dies der Fall war. Dies ist jetzt beträchtlich besser geworden. Vernünftigere Ansichten von der Natur der Ansteckung haben Platz gegriffen, und der Reisende ist jetzt nicht dem zehnten Teile der Plackereien ausgesetzt, welche ihn früher trafen. Fast in jedem Hafen der Levante ist die Quarantäne auf eine Beobachtung beschränkt worden, welche 24 Stunden dauert, und in den meisten Fällen ist sie faktisch ganz abgeschafft, da man Dampfschiffen und Kriegsfahrzeugen die Zahl der Tage anrechnet, welche sie auf der Fahrt sind, sobald der Kapitän versichert, dass er auf der See mit keinem Schiffe Verkehr gepflogen hat.

Die Regeln der Quarantäne sind indes steten Abänderungen unterworfen, da sie sich in der Hauptsache nach dem Stande der Gesundheit in der Türkei oder überhaupt dem Lande richten, welches das Fahrzeug zuletzt berührt hat. Wenn die Pest, die Blattern oder die Cholera in der Türkei, Griechenland oder sonstwo ausbrechen, so wird in den Häfen des Mittelmeeres die Quarantäne verlängert, und wenn der Reisende das Unglück haben sollte, mit einem Schiffe zu segeln, das einen unreinen Gesundheitspass hat, so muss er sich auf einen längeren Aufenthalt im Lazarett der Stadt gefasst machen, wo er an das Land steigt. Für solche wird es gut sein, sich zu erinnern, dass die besten Lazarette der Levante sich in Syra, Korfu, im Piräus und in Malta befinden.

In allen diesen Anstalten wird man unter Aufsicht eines Guardiano (Wächters) gestellt, welcher darauf zu sehen hat, dass man nicht mit seinen Mitgefangenen verkehrt. Versieht man es in dieser Beziehung und berührt man einen Reisenden, der später in das Lazarett gekommen ist, so muss man so lange eingesperrt bleiben, bis letzterer Pratica bekommt, d. h. bis derselbe für rein gilt. Überall werden Trinkgelder und andere Geldzahlungen verlangt, ehe man die Erlaubnis zum Herausgehen erhält. Verletzungen der Quarantänegesetze wurden früher als todeswürdige Verbrechen bestraft und sie werden noch jetzt mit großer Strenge geahndet.

Da die Quarantäne gewisse Bezeichnungen hat, welche dem Uneingeweihten nicht bekannt sind, so mag noch bemerkt werden, dass Personen und Gegenstände, die ihr unterworfen sind, coutumaci und sporchi genannt werden, bis sie pratica, das heißt die Erlaubnis zum Herausgehen und zum Verkehr mit Andern nach Belieben bekommen. Früher, wo lange Quarantäne gehalten wurde, konnte die Zeit der Haft dadurch abgekürzt werden, dass der Eingesperrte sich dem spoglio unterwarf, d. h. ein Bad nahm und seine Kleidung wie sein Gepäck im Lazarett ließ , indem er sich aus der Stadt Kleider verschaffte, die entweder gekauft oder geliehen wurden. Auf diese Weise ließ sich eine Quarantäne von vierzehn Tagen auf sieben verkürzen. Vierzehn Tage nach der Ankunft im Lazarett erhielt man seine inzwischen vom Guardiano durchräucherten Effecten zurück.

002. Goldenes Horn mit Suleimanije von der neuen Brücke aus.

002. Goldenes Horn mit Suleimanije von der neuen Brücke aus.

003. Goldenes Horn vom Friedhofe von Ejub aus

003. Goldenes Horn vom Friedhofe von Ejub aus

045. Moschee Mohammed II. des Eroberers (Mehmedie) 1463-1469

045. Moschee Mohammed II. des Eroberers (Mehmedie) 1463-1469

093. Der Bosporus bei Stenia

093. Der Bosporus bei Stenia

Tafel 20. Jerusalem. Hauptansicht des Felsendoms (Kubbet es Sachra). Aufnahme von Larsson.

Tafel 20. Jerusalem. Hauptansicht des Felsendoms (Kubbet es Sachra). Aufnahme von Larsson.

Tafel 18. Jerusalem. Blick von Norden auf den Haram esch Scherîf (Tempelplatz). Im Hintergrund Kubbet es Sachra (der Felsendom). Aufnahme von Larsson.

Tafel 18. Jerusalem. Blick von Norden auf den Haram esch Scherîf (Tempelplatz). Im Hintergrund Kubbet es Sachra (der Felsendom). Aufnahme von Larsson.

Tafel 15a. Jerusalem. Stadtbefestigung. Aufnahme von Larsson.

Tafel 15a. Jerusalem. Stadtbefestigung. Aufnahme von Larsson.

Tafel 16. Jerusalem. Bâb el Amûd (Damaskustor). Aufnahme von Larsson

Tafel 16. Jerusalem. Bâb el Amûd (Damaskustor). Aufnahme von Larsson

Tafel 4. Wâdi Mûsa. Die Grabfassade El Chazne in Petra. Aufnahme von Larsson

Tafel 4. Wâdi Mûsa. Die Grabfassade El Chazne in Petra. Aufnahme von Larsson

Tafel 3. Wâdi Mûsa. Westlicher Ausgang des Sîk. Aufnahme von Larsson

Tafel 3. Wâdi Mûsa. Westlicher Ausgang des Sîk. Aufnahme von Larsson

Tafel 2. Wâdi Mûsa. Aufnahme von Larsson.

Tafel 2. Wâdi Mûsa. Aufnahme von Larsson.

Tafel 9. Wâdi Mûsa. Grabfassade in Petra.

Tafel 9. Wâdi Mûsa. Grabfassade in Petra.

Tafel 19. Jerusalem. Haram esch Scherif (im Hintergrund), vorn der Sebîl (Brunnen) Kâit Bai. Aufnahme von Larsson.

Tafel 19. Jerusalem. Haram esch Scherif (im Hintergrund), vorn der Sebîl (Brunnen) Kâit Bai. Aufnahme von Larsson.

Tunis

Tunis

Tunis, Souk des Etoffes

Tunis, Souk des Etoffes

Tunis, Souk el Attarin

Tunis, Souk el Attarin

Tunis, Souk el Trouk

Tunis, Souk el Trouk

Tunis, Souk el Belat

Tunis, Souk el Belat

Tunis, from the Belvedere

Tunis, from the Belvedere

Tunis, A Street of Arches

Tunis, A Street of Arches

Tunis, The Zaouia of the Rue Tourbet el Bey

Tunis, The Zaouia of the Rue Tourbet el Bey

Tunis, Souk el Hout

Tunis, Souk el Hout

Tunis, Rue Tourbet el Bey

Tunis, Rue Tourbet el Bey

Tunis, Rag Fair

Tunis, Rag Fair

Tunis, The Fritter Shop

Tunis, The Fritter Shop

000 Die Karawanserei Bir Amber bei Kene, auf der großen Karawanenstraße vom Niltal zum Roten Meere

000 Die Karawanserei Bir Amber bei Kene, auf der großen Karawanenstraße vom Niltal zum Roten Meere

002 Laden eines Krämers

002 Laden eines Krämers

003 Pfeifenbohrer

003 Pfeifenbohrer

006 Ein koptischer Schreiber

006 Ein koptischer Schreiber

Abb. 7. Holzstatue des Schêch el-beled

Abb. 7. Holzstatue des Schêch el-beled

Eine Nilbarke

Eine Nilbarke

Abb. 1. Stufenpyramide von Sakkara.

Abb. 1. Stufenpyramide von Sakkara.

Abb. 8. Wand aus dem Grabe des Rahotep

Abb. 8. Wand aus dem Grabe des Rahotep

Tafel 11 Säulen aus dem Totentempel des Sahurê in Abusir

Tafel 11 Säulen aus dem Totentempel des Sahurê in Abusir

Jerusalem from the Mount of Olives

Jerusalem from the Mount of Olives

Mosque at Hebron

Mosque at Hebron

Forecourt of the Holy Sepulchre.

Forecourt of the Holy Sepulchre.

Mosque of Omar.

Mosque of Omar.

The Tomb of the Virgin.

The Tomb of the Virgin.

Judean Dessert and the Dead Sea.

Judean Dessert and the Dead Sea.

The Cypresses of the Garden of Gethsemane.

The Cypresses of the Garden of Gethsemane.

The Rock-Cut Tombs of the Valley of Jehoshaphat.

The Rock-Cut Tombs of the Valley of Jehoshaphat.

001. Alexandrien

001. Alexandrien

002. Kairo, von der Wüste aus gesehen (Osten)

002. Kairo, von der Wüste aus gesehen (Osten)

003. Kairo, von den Anlagen des Ibrahim Pascha aus gesehen (Westen)

003. Kairo, von den Anlagen des Ibrahim Pascha aus gesehen (Westen)

004. Auf dem Kastell von Kairo

004. Auf dem Kastell von Kairo

005. Mokattam-Gebirge bei Kairo

005. Mokattam-Gebirge bei Kairo

006. Insel Roudali (im Nil)

006. Insel Roudali (im Nil)

007. Alt-Kairo

007. Alt-Kairo

008. Obelisk von On (Heliopolis)

008. Obelisk von On (Heliopolis)

009. Die Sphinx und die Pyramiden

009. Die Sphinx und die Pyramiden

010. Jaffa

010. Jaffa

013. Jerusalem (Kirche der Tempelritter)

013. Jerusalem (Kirche der Tempelritter)

014. Jerusalem, Platz des salomonischen Tempels

014. Jerusalem, Platz des salomonischen Tempels

015. Gräber im Tal Josaphat (Kidron, Garten Gethsemane, Ölberg)

015. Gräber im Tal Josaphat (Kidron, Garten Gethsemane, Ölberg)

016. Bethanien (Ölberg)

016. Bethanien (Ölberg)

017. Jericho (Königsquelle)

017. Jericho (Königsquelle)

018. Der Jordan

018. Der Jordan

019. Mar Saba (Kidron-Schlucht)

019. Mar Saba (Kidron-Schlucht)

020. Bethlehem (Totes Meer, Feld der Hirten, Frankenberg)

020. Bethlehem (Totes Meer, Feld der Hirten, Frankenberg)

021. Sichern (Nablus) Nazareth

021. Sichern (Nablus) Nazareth

022. Nazareth

022. Nazareth

023. See Genezareth

023. See Genezareth

024. Beirut

024. Beirut

025. Damascus

025. Damascus

026. Baalbek (Heliopolis nebst Libanon)

026. Baalbek (Heliopolis nebst Libanon)

027. Insel Rhodus

027. Insel Rhodus

028. Kastell von  Smyrna (nebst den Wasserleitungen)

028. Kastell von Smyrna (nebst den Wasserleitungen)

029. Karawanenbrücke bei Smyrna

029. Karawanenbrücke bei Smyrna

030. Smyrna

030. Smyrna

031. Nymphäon (Nimfi)

031. Nymphäon (Nimfi)

032. Bild des Sesostris bei Nymphäon

032. Bild des Sesostris bei Nymphäon