Berlin, 26. Dezember 1847.

Von den verschiedenen Fakultäten des Landes treffen allmählich verschiedene Gutachten über die Zulassung der Juden zu den Dozentenstellen ein, die sich eben verschieden aussprechen. Hier, wie in allen derartigen Fragen kann es den Juden viel mehr um das Prinzip, als um die Resultate zu tun sein. Denn erstens kann diese Karriere doch nur einer sehr geringen Zahl von Personen offen stehen, zweitens aber ist dieselbe für das Judentum, wenn man die Wirklichkeit ins Auge fasst, doch sehr zweideutig. Ich brauche nicht zu sagen, dass das Judentum wahrlich die Wissenschaft nicht minder als das Christentum zu ertragen vermag, nicht minder als das Christentum mit der Wissenschaft bestehen könne. Allein ebenso wahr ist es, dass die einzelnen Wissenschaften in ihrem Detailstudium für die positiven Religionen gleichgültiger zu machen pflegen, wo dann „die Allgemeinheit“ ein willkommener Vorwand ist, um der väterlichen Religion zu entsagen, wenn es gilt, äußere Vorteile und Wirksamkeit zu erlangen. Dieser Umstand ist eben nur für das Judentum gefährlich, weil man niemals, um Professor zu werden, dem Christentum entsagen muss. Sind nun die Herren einmal Privatdozenten, so wollen sie auch Professoren werden, und – – über kurz oder lang fällt der Riegel. Wir haben dies bei Gans, wir haben es in Marburg gesehen, und, lassen Sie mich es hinzufügen, so schmerzlich es ist, wir sehen es in diesen Tagen wieder hier an einem jungen, talentvollen Dozenten aus Süddeutschland, der noch dazu reich genug ist, um an Brotsorgen nicht denken zu lassen. Nun, das große Glück, Jahr aus, Jahr ein über Pandekten oder Landrecht einer Zahl Jünglinge vor zu dozieren, erkauft er schwer genug, und möchte ihm der Preis wohl einmal eines Tages gereuen! – Was ist demnächst jene Zulassung zur Dozentur anders, als dass jüdische Eltern und Jünglinge öfters hieran denken werden, und von vorn herein diese Karriere sich geöffnet sehen, in der sie dennoch schwerlich weiter kommen werden, ohne ihre Religion verlassen zu haben.