Österreich. Aus Mähren, 01. Januar 1847.

Ich beeile mich, Ihnen Herr Redakteur, die frohe Nachricht von der Realisierung der von mir in meiner jüngsten Korrespondenz ausgesprochenen Hoffnung, und der endlichen Anerkennung der wahren und echten Moralität des jüdischen Glaubens von Seiten allerhöchsten Ortes, mitzuteilen. Es ist dies ein, Faktum, das alle wahrhaft gebildeten und bessergesinnten Israeliten bei uns mit mehr Freude erfüllt, und wofür sie der weisen und humanen Regierung weit mehr Dank wissen, als wenn dieselbe mit einem Male alle Judensteuern aufgehoben hätte. Mit einem Worte, der alte Eid more judaico ist in Folge hohen Hofkanzleidekretes vom 30. November v. J. Z. 38617 in allen k. k. österreichischen Staaten abgeschafft, und an seiner Stelle ein humaner, von allen Verfluchungen und grauslichen Verwünschungen freier und nach den wahren Grundsätzen unserer heiligen Religion und Moralität auf einer die allgemeine Menschenwürde nicht verletzenden Art abgefasster Eid getreten, welcher, — doch ich enthalte mich alles ferneren Urteiles darüber, und lasse ihn unten wörtlich folgen, es jedem Leser überlassend, sich sein eigenes Urteil hierüber zu fallen. Den enormen Vorteil, welche diese neue Einrichtung für die Hebung der Sittlichkeit der österreichischen Israeliten haben wird, kann und wird jeder Vernünftige von selbst ermessen, und wir wollen uns daher nur darauf beschränken, unseren öffentlichen innigsten Dank deren Urhebern hiermit auszusprechen. Dank daher der kräftigen und unermüdeten Verwendung der Herren Vertreter der israelitischen Gemeinde zu Wien und mehreren würdigen Rabbinern, an welche sich Jene um Unterstützung ihres edlen Unternehmens wendeten, und welche teils im Allgemeinen ihre bloße Zustimmung gaben, teils gehörig motiviert begutachteten. Dank aber auch unserer eben so weisen und humanen als gerechten Regierung, welche die Fortschritte der Zeit gehörig erkennend und würdigend, uns mir zuvorkommender Hand aus dem Schlamme der moralischen Ghetto's herauszieht, und damit wahrscheinlich nur den Anfang macht, um auch in materieller Beziehung durchgreifendere Maßregeln vorzubereiten.

Eine für die mährische Provinz nicht minder wichtige Neuigkeit ist, dass bei der am 30. Dezember in Brünn stattgehabten Landrabbinatswahl, bei welcher die Herren Rabbiner Oppenheim aus Eibenschütz, Quetsch aus Leipnik, Pollak aus Trebitsch, Placzek aus Boskowitz, Toff aus Bisenz, und Neuda aus Loschitz als Wahlmänner im Namen und Vertretung ihrer Kommittenten der sechs mährischen Kreise fungierten, die Wahl einstimmig auf Herrn Hirsch zur Zufriedenheit und zur Freude unserer ganzen Provinz ausfiel, und wartet man seiner Bestätigung von Seiten der allerhöchsten Regierung und seiner baldigen Ankunft mit Sehnsucht entgegen. S. P—K.