Amsterdam, im Dezember 1846.

Man hat hier ein sehr interessantes Fest bei Gelegenheit des 15ten Stiftungstages des Hauses der israelitischen Barmherzigkeit gefeiert. Man hat eine öffentliche Sitzung gehalten, welche eine zahlreiche Versammlung, zum Teil aus Beitragenden, zum Teil aus Eingeladenen aller Konfessionen bestehend, beehrte. Der Advokat Nykerk präsidierte. Aus dem Rechenschaftsbericht ging hervor, dass das Institut im Jahre 1845 1.271 Personen eine zeitliche Hilfe, 11.218 Personen (das muss wohl ein Druckfehler sein!) eine permanente Unterstützung gereicht hat; 24 Waisen hat es erziehen lassen, 19 Wahnsinnige in den Anstalten für diese behandeln lassen, 344 Kranke und 121 Greise beiderlei Geschlechts in dem Hause versorgt. 24 vakannt gewordene Plätze sind sofort wieder besetzt worden. Das Institut zählt unter seinen Pensionären eine Frau von 100 Jahren, die, bei Gelegenheit einer Vakanz, die Direktoren „für ihr Kind" anging, nämlich einen Mann von 72 Jahren. Die Direktoren bewilligten ihr den so natürlichen Wunsch. Die gute 100jährige mit „ihrem Kinde" genießen eine treffliche Gesundheit. Nach dem Rechenschaftsberichte trat ein Paar in den Sitzungssaal, welches an demselben Tage seine goldene Hochzeit feierte, die übrigens im verflossenen Jahre zwei Paare gefeiert. Der Präsident redete sie angemessen an, und übergab ihnen zwei prächtige Bouquets, während dass die Synagoge der Anstalt überall mit Guirlanden und wohlriechenden und seltenen Pflanzen ausgeschmückt worden.

Die Direktion, bestehend aus dem Friedensrichter Boas jun., dem Advokaten Nykerk, dem Dr. med. Heilbron, dem Polizeikommissarius Philips, dem Rentier Symons und Bankier Bischofsheim, verdient die größten Lobsprüche für die Administration dieser Anstalt, die ein Muster ist. Die Ordnung und Reinlichkeit, die hier herrschen, sind bewundernswert, die Greise sind wohl genährt und einförmig bekleidet, alle sind lustig und sehr zufrieden. Am Abend der öffentlichen Sitzung wurden die Greise extra gespeist, und es war ein schöner Anblick, die alten Leute schwatzend und guter Laune bei Tische sitzen zu sehen. Vor Kurzem starb ein Mann von 108 Jahren in der Anstalt.