Gegensatz der alten und der heutigen Kartoffelfäule.

Die alte Kartoffelkrankheit charakterisiert sich als Trockenfäule; um ihr entgegenzuwirken, durften die Kartoffeln nicht zu trocken aufbewahrt, namentlich nicht von aller Erde bei dem Einsammeln entblößt werden; sie nahm ihren Anfang im Gebirge, namentlich auf dem Westerwalds, und herrschte vorzugsweise in den Hochgegenden, wo sie auf einzelnen Stellen oft größeren Schaden anrichtete, als die jetzt herrschende Krankheit, wogegen sie jedoch niemals so allgemein wie diese wurde und daher in Bezug auf Ihren Einfluss auf die Subsistenzmittel der Völker von unvergleichlich geringerer Bedeutung war, als die gegenwärtige ist. Die heute herrschende Kartoffelkrankheit charakterisiert sich als Nassfäule, da sie vorzugsweise durch ein Übermaß von Feuchtigkeit hervorgerufen wird; sie ist die Tochter der Tiefgegenden und wurde zuerst in Holland und Belgien im Jahre 1845, meist mit großer Heftigkeit auftretend, wahrgenommen. Die Trockenfäule stieg vom Gebirge in die Ebene, die Nassfäule erhob sich aus der Tiefe und der Ebene zu den Bergen. Jene erschien beim ersten Stadium der Vegetation, diese findet sich erst in der mittleren und letzten Periode des Wachstums ein. Die alte Kartoffelkrankheit hat im ganzen, von Ihrem Entstehen an bis zu ihrem Verschwinden, ungefähr 9 bis 10 Jahre gedauert. Dürften wir für die herrschende Seuche eine gleiche Dauer annehmen, so wäre die frohe Aussicht vorhanden, dass diese Geißel so vieler Völker 1855 aufhören werde. (Gumprechts N. Landw. Zeitg.)
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Alles über die Kartoffeln